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Megalithgräber und Menhire in der Bretagne/Frankreich
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Megalithgräber und Menhire in Morbihan
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Megalithgräber und Menhire in Finistère |
Megalithgräber und Menhire in Ille-et-Vilaine |
Menhir von Champ-Dolent, Dol de Bretagne | |||
Megalithische Bauwerke des Neolithikums finden sich von Spanien über Frankreich, Niederlande, Nord- und Westdeutschland, Skandinavien, Großbritannien bis hin nach Irland. Die Bretagne in Frankreich ist besonders reich an derartigen Monumenten. Hier gibt es eine Reihe großartiger und berühmter Anlagen wie die Alignements bei Carnac, den Grand Menhir oder Barnenez. Viele weitere, kaum weniger bedeutende Bauwerke und zahlreiche nicht so bekannte, aber genauso sehenswerte Anlagen sind hier vorhanden. Die Bauwerke finden sich vorwiegend in den Küstenregionen und etwas spärlicher im Landesinneren. Das Neolithikum, die Jungsteinzeit, umfaßt in Europa den Zeitraum von etwa 6000 - 2000 vor der Zeitrechnung. Darauf folgt die Bronzezeit. Die Besiedelung der Bretagne begann etwa 5000 v.d.Z. durch Bauern, die Landwirtschaft und Viehzucht betrieben. Die dauerhaften Ansiedlungen ermöglichten die Errichtung von kultischen Anlagen und Grabmälern, die sowohl einen langen Zeitraum beim Bau als auch eine größere Personenzahl erforderten. Sicher sollte die Größe der Monumente auch die Macht der Stämme und ihre Religiosität bzw. den Wunsch nach göttlichem Beistand und Schutz bezeugen. Die Fähigkeit, Menhire von rund 300 Tonnen Masse über größere Strecken zu transportieren und aufzustellen, einen Cairn wie den von Barnenez zu errichten oder die Alignements um Carnac mit tausenden von Steinen anzulegen, zeugt von den großen Fähigkeiten der Menschen der jüngeren Steinzeit, sowohl bei der Planung und Organisation als auch bei der technischen Ausführung. Über das religiöse System ist wenig sicheres bekannt und viel spekuliert worden. Eindeutig spielen umfangreiche astronomische Beobachtungen eine Rolle. Die Ausrichtung von Gräbern, Dolmen, Allee Couvertes und Alignements belegen die genaue Kenntnis der Himmelsrichtungen. Vielfach wird angenommen, dass Alignements und Steinkreise der astronomischen Beobachtung gedient haben und Menhire zur Anpeilung von Sternen verwendet worden sein könnten. Für die eigentliche Beobachtung dürften die meisten Anlagen jedoch zu unpräzise gewesen sein. Vielleicht hat man damit eher feststellen können, dass man sich einem bestimmten Termin nähert und die eigentliche, exaktere Beobachtung oder Terminbestimmung mit Holzkonstruktionen vorgenommen. Möglicherweise dienten die steinernen Anlagen eher dazu, bei Zeremonien eine bestimmte Blick- oder Laufrichtung vorzugeben oder einen bestimmten Schattenwurf zu erzeugen. Eine zentrale Rolle im religiösen System nehmen Muttergottheiten ein. In etlichen Grabanlagen gibt es Gravuren mit stark stilisierten Darstellungen derartiger Gottheiten (oder einer Gottheit). Die Darstellungen sind stark abstrahiert, zum Teil sind es schildförmige Gravuren mit vervielfältigten Brustpaaren, zum Teil einfache Rechtecke oder einzelne Brustpaare. Andere Gravuren zeigen Beilpflüge, Wellenlinien oder abstrakte, komplizierte Darstellungen. Verschiedentlich werden auch die Menhire, speziell die sorgfältig geglätteten wie Champ-Dolent oder Kerampeulven, als Phallussymbole gedeutet. In wie weit dies zutrifft, bleibt offen. Man darf auch nicht von einem einheitlichen religiösen System während der ganzen Zeit des Neolithikums ausgehen, auch wenn die Ähnlichkeit der Bauwerke sowohl räumlich von Spanien bis Irland und Skandinavien als auch über große Zeiträume dies vielleicht vermuten läßt. Der Abriss von Menhiren und die Weiterverwendung als Dachsteine von Grabkammern weisen auf Veränderungen oder Unterschiede hin. Andererseits sind viele Grabanlagen über lange Zeiträume verwendet worden. So ergaben Datierungen von Funden aus dem Cairn von Barnenez eine Nutzung von etwa 4700 bis 2000 v.d.Z. Auch nach dem Neolithikum, in der Bronzezeit, sind einige Anlagen weiter als Grabstätten verwendet worden. Der Erhaltungszustand der Monumente ist sehr unterschiedlich. Manche sind recht gut erhalten, andere Bauwerke haben im Lauf der Zeit starke Zerstörungen erlitten. Einige wurden wohl schon während des Neolithikums abgerissen oder verändert, anderes ist während der römischen Zeit zerstört worden, und viele sind zweifellos auch der Christianisierung zum Opfer gefallen. Schwere Schäden an vielen Bauwerken hat die Nutzung als billiger 'Steinbruch' hervorgerufen. Die Steine vieler Tumuli und Dolmen dürften sicher in den umliegenden Häusern verbaut worden sein. Anderes ist zum Bau von Straßen oder Hafenanlagen verwendet worden. So ist noch um 1950 ein Teil des großen Tumulus von Barnenez als Steinbruch zum Straßenbau mißbraucht worden. Schäden an den Alignements um Carnac hat es ebenfalls noch in jüngerer Zeit durch den Straßenbau gegeben. Spuren moderner Werkzeuge an anderen Dolmen zeugen ebenfalls von Abrissversuchen. Anlagen mußten Platz für den Bau von Gehöften und Siedlungen machen, viele „störende“ Menhire sind von Feldern entfernt worden. Kriege verursachen auch immer Schäden und nehmen meist wenig Rücksicht auf historische Monumente. Ein besonders krasses Beispiel dürfte der Bau eines Bunkers durch die Deutschen 1943 im Tumulus von Petit Mont bei Arzon sein. Große Schäden sind auch durch Schatzgräber verursacht worden. Wilde Grabungen haben schwere Verwüstungen an vielen Bauwerken hinterlassen oder ihre Standfestigkeit beeinträchtigt, so dass sie später eingestürzt sind. Weiterhin sind auch Erosion, Stürme, Blitzschlag, Waldbrände und die Vegetation als Verursacher von Schäden zu nennen. Nicht zuletzt müssen aber auch die Besucher der Anlagen erwähnt werden. So mußten die Alignements östlich von Carnac eingezäunt werden, das der ständige Strom an Besuchern die Standfestigkeit der Menhire beeinträchtigte. Bei dieser Aufzählung erstaunt es fast, dass so viele Anlagen überdauert haben. Zum Glück konnten etliche noch rechtzeitig unter Schutz gestellt werden. Zu erwähnen sind auch die langjährigen Rekonstruktionen einiger Monumente, die es erlauben, sie jetzt wieder in ihren weitgehend ursprünglichen Zustand zu sehen. Die Anlage von Barnenez nördlich von Morlaix, Le Petit Mont bei Arzon und das Ensemble von Table des Marchand, Tumulus von Er Grah und Grand Menhir sind umzäunt und können gegen Eintritt besichtigt werden (beim Besuch dieser Anlagen muß man auch an die langen Mittagspausen in Frankreich denken !). In begrenztem Umfang finden Führungen in die Alignements von Carnac und den Tumulus von Gavrinis statt. Fast alle anderen Anlagen sind öffentlich ohne Beschränkungen zugänglich. Sie machen im allgemeinen auch eine sehr gepflegten Eindruck. Erstaunlich und sehr erfreulich ist, dass nahezu kein Müll herumliegt (lediglich an zwei Anlagen war etwas zu sehen). Es hat sich inzwischen offenbar auch das Bewußtsein in der Bevölkerung für diese Monumente verändert. Viele sind recht gut ausgeschildert und mit Tafeln mit Erklärungen in französisch, deutsch, englisch und bretonisch versehen. Andere Monumente liegen sehr versteckt und sind schwierig zu finden. Die hier vorgestellten megalithischen Anlagen aus der Bretagne stellen natürlich nur einen kleine Teil der vorhandenen dar. Sehr empfehlenswert ist die folgende Literatur, aus der auch eine Reihe von Angaben für die einzelnen Beschreibungen entnommen wurden: Jacques Briard (2000): Die Megalithen der Bretagne.- Editions Jean-Paul Gisserot. |
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