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                     Achondrite   -   Fotos und Klassifikation


            Differenzierte Asteroidale Achondrite: Angrite, Aubrite, Ureilite


ACHONDRITE

Primitive Achondrite
PAC-Gruppe

Differenzierte Asteroidale Achondrite

Vesta Meteorite
HED-Gruppe

Mars Meteorite
SNC-Gruppe

Lunare Meteorite
LUN-Gruppe
Achondrite sind eine sehr heterogene Klasse von Steinmeteoriten, die keine Chondren aufweisen. Sie stammen von differenzierten Körpern auf denen es durch Schmelzprozesse zu einer Trennung von Kern und Mantel gekommen ist.
Den Übergang zwischen den undifferenzierten Chondriten und den differenzierten Achondriten stellen die Primitiven Achondrite (PAC) dar: Acapulcoite, Lodranite, Winonaite und Metachondrite. Ihr Chemismus entspricht etwa dem der Chondrite, jedoch wurde die chondritische Textur durch teilweises Schmelzen oder Metamorphose komplett oder nahezu komplett überprägt. Primitive Achondrite stammen von kleineren Asteroiden, die recht schnell erstarrt sind, ohne dass eine vollständige Differentiation erfolgte.

Die differenzierten Achondrite stammen von mittelgroßen bis großen Asteroiden (wie z.B. Vesta), anderen Planeten (Mars und eventuell Merkur) oder dem Erdmond.
Etwa 7,8 % der Meteoritenfälle sind Achondrite.





      Differenzierte Asteroidale Achondrite: Angrite, Aubrite, Ureilite


Angrite
Angrite sind pyroxenreiche Achondrite. Es handelt sich um mafische bis ultramafische Gesteine mit Ca-Al-Ti-Pyroxen, Anorthit, etwas Ca-haltigem Olivin und z.T. Kirschsteinit und anderen Akzessorien wie Spinell, Kamacit oder Troilit. Sie weisen eine mittelkörnige Textur auf und zeigen z.T. poröse Bereiche und blasige Hohlräume. Angrite wurden auf einem größeren, differenzierten, planetaren Körper gebildet. Sie weisen ein sehr hohes Kristallisationsalter von über 4,557 Milliarden Jahren auf, stammen also aus der Anfangszeit des Sonnensystems von einem der ersten differenzierten Körper. Die extreme Na-Armut spricht für einen refraktären, sonnennahen Körper. Alle Angrite weisen eine unterschiedliche CRE (cosmic ray exposure) zwischen 55 und < 6.1 Millionen Jahren auf, was auf einen größeren Körper hinweist, der über längere und bis in die jüngere Zeit von Impakten getroffen wird, durch die Material freigesetzt wird. Eine Herkunft vom Planeten Merkur wurde diskutiert, erscheint aber derzeit wenig wahrscheinlich, vielmehr wird von einem separaten, in Sonnennähe entstandenen, inzwischen zerstörten Protoplaneten ausgegangen. Nach den Reflektanzspektren können die Asteroiden 289 Nenetta und 3819 Robinson aus dem Asteroiden-Hauptgürtel als Quelle der Angrite in Frage kommen. Es ist möglich, dass die Angrite von verschiedenen Mutterkörpern stammen. Angrite sind sehr selten, bisher sind erst 10 Exemplare bekannt.


    NWA 2999.  Achondrit, Angrit.

Meteorit NWA 2999.
Achondrit, Angrit, plutonisch.

Fund 2004. Nordwest Afrika (Marokko oder Algerien). TKW 392 g.

Ultramafisches, plutonisches Gestein mit polygonal-granularer Textur aus Ca-haltigem, Fe-reichem Olivin (Fa39.8-41.0) und Al- und Ti-haltigem Diopsid. Untergeordnet sind Cr-Fe-haltiger Spinell, Na-freier Anorthit und einige weiter Minerale vorhanden. Die Korngröße liegt bei 0,1 - 0,5 mm, gelegentlich sind bis 5 mm große Plagioklase vorhanden.
NWA 2999 ist langsam abgekühlt und gehört damit zu den plutonischen Angriten. Aus Mn-Cr-Isotopen-Analysen wurde ein Alter von 4557,9 (+/- 1,1) Millionen Jahren bestimmt. Das Material ist damit etwa so alt wie Angra dos Reis und etwa 5 Millionen Jahre jünger als D'Orbigny.
Pairing: NWA 3158, NWA 3164, NWA 4569, NWA 4662, NWA 4877, NWA 4931, NWA 6291 und NWA 6705.


NWA 2999. Teilscheibe. Größe 10 x 8 mm, Gewicht 0,8 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    NWA 4590.  Achondrit, Angrit.

Meteorit NWA 4590 "Tamassint" (Fragment).
Achondrit, Angrit, plutonisch.

Fund Juni 2006. 21 km südsüdwestlich der Oase Tamassint und 18 km südlich von Agoult, Grenzgebiet Marokko-Algerien, Marokko (30° 19.025' N, 4° 56.573' W). TKW 212,8 g.

Der Meteorit weist eine grobkörnige, plutonische Kumulat-Textur auf und besteht aus Al-Ti-reichem Clinopyroxen (Augit-Hedenbergit, 33 %), Anorthit (28 %), Olivin (Fayalit) mit Entmischungslamellen von Kirschsteinit (14 %), Kirschsteinit mit Entmischungslamellen von Olivin (5 %), Ulvöspinell (18 %) sowie akzessorischem Glas, Troilit, Merrillit, Cl-haltigen Ca-Silikophosphat und Metall. Die Zusammensetzung von Olivin und Kirschsteinit weist auf eine Equilibrierung bei etwa 1000 °C vor der Entmischung hin. Der Glasanteil wird als Produkt einer schnellen Teilaufschmelzung und Abkühlung durch ein Dekompressions-Ereignis gedeutet. Das Alter des Gesteins wurde nach Isotopenuntersuchungen auf 4,558 Milliarden Jahre bestimmt.


NWA 4590. Fragment. Größe 7 x 4 mm, Gewicht 0,122 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    NWA 4801.  Achondrit, Angrit.

Meteorit NWA 4801 (Teilscheibe).
Achondrit, Angrit, plutonisch.

Fund Mai 2007. Algerien (oder Marokko ?). TKW 252 g.

Bei dem Meteoriten NWA 4801 handelt es sich um ein grobkörniges, plutonisches Kumulatgestein. Die Korngröße liegt bei 0,1 - 1,2 mm. Er weist eine metamorphe Textur auf. Der Meteorit besteht hauptsächlich aus Al-Ti Clinopyroxen, Anorthit, Olivin, Pleonast, Merrillit und etwas Troilit. Eine Altersbestimmung ergab 4558,0 +/- 0,13 Millionen Jahre.


NWA 4801. Teilscheibe. Größe 12 x 8 mm, Gewicht 1,244 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    D'Orbigny.  Achondrit, Angrit.



Meteorit D'Orbigny (kleine Teilscheibe).
Achondrit, Angrit.

Fund Juli 1979. D'Orbigny, Coronel Suaréz, Buenos Aires Provinz, Argentinien. TKW 16,55 kg.

D'Orbigny ist ein außergewöhnlicher Meteorit und sehr untypischer Angrit. Er weist zahlreiche unregelmäßige Drusen und runde Hohlräume auf. Der Meteorit wurde im Juli 1979 beim Pflügen gefunden, aber zunächst für ein indianisches Artefakt gehalten. Erst 1998 vermutete man einen Meteoriten, was 2000 bestätigt wurde. Er weist eine Vorderseite mit Schmelzkruste und Regmaglypten auf und eine konkave Rückseite. Front- und Rückseite bestehen aus einem grobkörnigen Gestein mit ophitischer Textur. Dazwischen befindet sich das poröse, drusige Gestein. Hauptbestandteile des Meteoriten sind Augit, Anorthit und Olivin. In den unregelmäßigen Drusen finden sich idiomorphe Augit- und Anorthitkristalle. Der Anorthit hat praktisch Endglied-Zusammensetzung. Olivin bildet Kristalle mit rhombischem Querschnitt und Zonierung von Fa20 bis Kirschsteinit. Daneben kommen auch cm-große Olivine und Partien von Olivinit-Gestein vor (Fa9-11). D'Orbigny ist reich an refraktären lithophilen Spurenelementen. Die ungewöhnliche Struktur mit alternierender Lithologie und speziell die drusigen und porösen Bereiche sprechen gegen eine einfache Kristallisation aus einer basaltischen Schmelze sondern eher für ein gerichtetes Wachstum. Bei den Hohlräumen könnte es sich um ursprünglich feste Sphären (eventuell aus CaS) handeln, die später instabil wurden. Es sind keine Anzeichen für Schock oder Metamorphose vorhanden. D'Orbigny weist starke Ähnlichkeiten zu Sahara 99555 auf. Der Vergleich mit anderen Angriten zeigt, dass durch partielles Schmelzen mit oder ohne fraktionierte Kristallisation die Angrit-Suite nicht erklärt werden kann.


D'Orbigny. Kleine Teilscheibe mit Kristallen und einem runden Hohlraum. Größe 7 x 5 mm, Gewicht 0,19 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    NWA 1670.  Achondrit, Angrit.


NWA 1670. Teilscheibe. Größe 14 x 6 mm, Gewicht 0,246 g. Sammlung und Foto
Thomas Witzke.
Meteorit NWA 1670.
Achondrit, Angrit, quenched.

Fund 2001. Nordwest-Afrika. TKW 29 g.

Der Angrit 1670 weist bis 5 mm große Einsprenglinge (Phenocrysten) von Olivin sowie 0,2 - 0,5 mm messende Kristalle von Clinopyroxen und Chrom-Spinell in einer feinkörnigen Matrix auf. Der Olivin ist ein Forsterit (Fo90) mit einem eisenreicheren Rand (Fo80) und Überwachsungen (Fo80-Fo60). Bei dem Clinopyroxen handelt es sich um Hedenbergit bis Augit. Die feinkörnige Grundmasse besteht hauptsächlich aus Plagioklas (Anorthit, An99-100) und Clinopyroxen, untergeordnet sind Olivin und Kirschsteinit vorhanden. Akzessorisch finden sich Troilit, Apatit, Rhönit, Cr-haltiger Spinell, Hercynit, Ulvöspinell und Fe-Metall. Als Einschlüsse in Pyroxen finden sich kleine Schmelztröpfchen von einem Calciumcarbonat (Jambon et al., 2008).
NWA 1670 kann aus einem primären angritischen Magma abgeleitet werden, das Olivin und Pyroxen als Xenocrysten aufgenommen hat. Dabei könnte es sich um Mantel-Material handeln, das während des Magma-Aufstiegs aufgenommen wurde. Alternativ ist auch ein Impaktereignis in der Diskussion. Das Magma ist recht schnell mit 10 - 50° pro Stunde abgekühlt. NWA 1670 gehört damit zu den sogenannten "quenched angrites" (Mikouchi et al., 2003). Die Olivinkristalle weisen eine Mosaikstruktur und undulöse Auslöschung auf, was auf ein späteres Schockereignis durch einen Impakt hinweist.




Aubrite
Aubrite bestehen im wesentlichen aus weißem, Fe-armen Enstatit und werden deshalb auch als Enstatit-Achondrite bezeichnet. Untergeordnet sind Olivin, Kamacit, Troilit und einige seltene akzessorische Minerale vorhanden. Die Zusammensetzung ist ähnlich der von Enstatit-Chondriten. Aubrite weisen eine magmatische, grobkörnige bis pegmatitische Textur auf. Meist sind sie stark brekziiert, gelegentlich sind Forsterit-reiche chondritische Xenolithe vorhanden. Das Aubrit-Magma ist unter sehr reduzierenden Bedingungen entstanden und weist enge Beziehungen zu Enstatit-Chondriten auf. Es wird jedoch ausgeschlossen, dass die Aubrite auf dem EH-oder EL-Mutterkörper entstanden sind. Vielmehr werden zwei separate Mutterkörper für die Aubrite angenommen. Vom eigentlichen Aubrit-Mutterkörper stammen, mit einer Ausnahme, alle bisher bekannten Aubrite. Sie lassen sich unterteilen in
- Regolith-Brekzien,
- Fragmentale Brekzien und
- nicht-brekziierte Aubrite.
Der zweite Mutterkörper wird bisher nur durch den Meteoriten Shallowater repräsentiert (Keil, 2010).
Es wird eine Enstehung nahe der Sonne im solaren Nebel angenommen, wahrscheinlich innerhalb 1AU. Die Ausbildung großer Enstatit-Kristalle aus einer Schmelze erfordert eine sehr hohe Aufheizung, sie dürfte 1560°C überstiegen haben. Generell ist für die Aubrite eine komplexe Entstehungsgeschichte anzunehmen, frühere Vorstellungen als einfache Mantelkumulate oder andere Modelle sind offenbar zu einfach. Brekziierung und Xenolithe weisen auf Kollision des bereits differenzierten Mutterkörpers mit einem chondritischen Asteroiden hin. Spektroskopische Untersuchungen zeigen Ähnlichkeiten mit dem Asteroiden 44 Nysa oder anderen der Hungaria-Familie. Speziell der Asteroid 3103 Eger mit einem erdnahem Orbit steht in Verdacht, der Mutterkörper der Aubrite zu sein. Es sind nur sehr wenige Aubrite bekannt.


    Peña Blanca Springs.  Achondrit, Aubrit.

Meteorit Peña Blanca Springs.
Achondrit, Aubrit.

Fall 2. August 1946. Peña Blanca Springs, Gage Range, Marathon, Brewster Co., Texas, USA. TKW 70 kg.

Der Meteorit weist eine sehr grobe kataklastisch-porphyritische Textur auf. Er enthält weiße Pyroxen-Kristalle (Enstatit) bis mehrere Zentimeter Größe auf. Hauptminerale des Meteoriten sind eisenfreier Enstatit (93 %), Diopsid (5 %), Forsterit (0,5 %) und einige Akzessorien wie Troilit, Oldhamit, Alabandit und Daubreelit u.a. auf. Für das Material wurde ein Mn-Cr-Alter von 4,5629 Milliarden Jahren und ein CRE-Alter (cosmic ray exposure) von 75 Millionen Jahren festgestellt.


Peña Blanca Springs. Teilscheibe. Größe 20 x 8 mm, Gewicht 0,84 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    Norton County.  Achondrit, Aubrit.

Meteorit Norton County.
Achondrit, Aubrit.

Fall 18. Februar 1848. Norton County, Kansas, USA.

Der Meteorit besteht aus großen Enstatit-Kristallen. Ene feinkörnige Grundmasse besteht ebenfalls aus Enstatit. Daneben sind ewas Nickeleisen und Graphit vorhanden, akzessorisch finden sich auch einige Sulfide.


Norton County. Teilscheibe. Größe 28 x 28 mm, Gewicht 15,8 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.

Norton County. Kleiner Ausschnitt. Bildbreite 0,14 mm. Sammlung Thomas Witzke, Foto Bernhard Pracejus.
Grauer Cronusit, ein seltenes wasserhaltiges Calcium-Chrom-Sulfid. Anschliff für Mikrosonden-Analyse, Foto im Auflicht, parallele Nicols.




    NWA 6675.  Achondrit, Aubrit.

Meteorit NWA 6675.
Achondrit, Aubrit.

Fund 2010. Nordwest-Afrika. TKW 510 g.

NWA 6675 zeigt bis 2 mm große Enstatit-Kristalle (En99.0 Wo0.5) sowie Plagioklas-Kristalle (Ab91.7An3.2Or4.9) in einer feinkörnigen Enstatit-Matrix. Etwas Troilit ist vorhanden sowie Limonit und andere Verwitterungsbildungen.


NWA 6675. Endstück. Größe 20 x 15 mm, Gewicht 3,09 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    Larned.  Achondrit, Aubrit.

Meteorit Larned.
Achondrit, Aubrit, anomal (metallreich).

Fund 1977. 1 Meile N und 4 Meilen W von Larned, Kansas, USA (38° 11,97' N, 99° 9,72' W). TKW 28,1 kg.

Bei dem Meteoriten Larned handelt es sich um eine polymikte Breccie mit metallarmen, silikatischen Klasten in einer metallreichen Matrix. Das Hauptmineral in den silikatischen Partien ist Enstatit (nahe Endglied-Zusammensetzung, Fs0,1-0,2 Wo0,4-1,1), akzessorisch sind Diopsid, Na-Plagioklas-Glas (Ab79 Or21), ein Siliziumdioxid-Polymorph, Schreibersit, Troilit, Daubreelit, Niningerit, Si-haltiger Kamacit und Taenit vorhanden. Der sehr hohe Metallgehalt in der Matrix unterscheidet Larned von anderen Aubriten. Der Meteorit wurde stark geschockt, was sich in zerbrochenen Enstatit-Kristallen und dem Feldspat-Glas zeigt. Die äußeren Bereiche des Meteoriten sind stark verwittert. Ein terrestrisches Alterationsprodukt sind dünne Adern von einem Eisensilikat, wahrscheinlich Greenalit, zu beobachten.


Larned. Teilscheibe. Größe 62 x 25 mm, Gewicht 12,81 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    Mount Egerton.  Achondrit, Aubrit.

Meteorit Mount Egerton.
Achondrit, Aubrit, anomal (metallreich).

Fund ab 1941. Mount Egerton, Gascoyne River, Western Australia, Australien. TKW 22 kg.

Mount Egerton ist ein anomaler, metallreicher, unbrekziierter Aubrit. Er besteht aus cm-großen Enstatit-Kristallen und enthält etwa 21 % Fe-Ni-Metall. Das Metall zeigt eine feine pseudooktaedrische Textur durch Kristalle von dem Nickelsilicid Perryit. Etwas Schreibersit ist auch vorhanden. Die Zusammensetzung der Metallaggregate weist darauf hin, dass es sich nicht, wie ursprünglich vermutet, um Material der Kern-Mantel-Grenze des Aubrit-Mutterkörpers handelt, sondern Ergebnis einer fraktionierten Kristallisation ist.


Mount Egerton. Fragment. Größe 8 x 5 mm, Gewicht 0,25 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    Shallowater.  Achondrit, Aubrit (separater Mutterkörper).

Meteorit Shallowater.
Achondrit, Aubrit (separater Mutterkörper).

Fund 1936. Shallowater, Texas, USA. TKW 4,65 kg.

Bei Shallowater handelt es sich um einen nicht-brekziierten, grobkörnigen Orthopyroxenit. Hauptbestandteil (ca. 80 %) ist Enstatit, daneben sind Clinoenstatit, Forsterit, Plagioklas, Ni-Fe-Metall, Troilit, opakes Material und weitere. Das Gestein weist eine komplexe, dreistufige Abkühlungsgeschichte auf. Es wird vermutet, dass es das Ergebnis der Kollision eines ganz oder teilweise geschmolzenem Enstatit-reichen Körpers mit einem festen, Enstatit-Chondrit-artigem Körper ist. Shallowater dürfte damit einen separaten Aubrit-Mutterkörper repräsentieren (Keil, 2010).


Shallowater. Kleines Fragment. Größe 2,5 x 2 mm, Gewicht 0,005 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



Ungruppierte Enstatit-Achondrite
Neben den Aubriten sind weitere Enstatit-Achondrite bekannt. Sie unterscheiden sich von den Aubriten in diversen Merkmalen und stammen wahrscheinlich von separaten Mutterkörpern.


    NWA 8173.  Achondrit, ungruppierter Enstatit-Achondrit.

Meteorit NWA 8173.
Ungruppierter Enstatit-Achondrit.

Fund 2013. Nordwest-Afrika. TKW 67,2 g.

NWA 8173 besteht hauptsächlich aus prismatischen, unverzwillingten Enstatit-Kristallen, die nahezu die reine Endglied-Zusammensetzung aufweisen (Fs 0.0; Wo 0.2-0.3). Weiterhin sind 20 % Si-haltiger Kamacit (Ni 6.3, Si 3.6, Co 0.4 %), sowie akzessorisch Alkalifeldspat (Albit), Cristobalit (eigene XRD-Analyse - T.W.), Daubreelit u.a. vorhanden. Die Sauerstoff-Isotopendaten fallen in das Feld der Aubrite und Enstatit-Chondrite, jedoch unterscheidet sich NWA 8173 von den Aubriten durch die bemerkenswerte Reinheit von Enstatit sowie die Zusammensetzung des Metalls.


NWA 8173. Vollscheibe. Größe 30 x 22 mm, Gewicht 2,96 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    NWA 7603.  Achondrit, ungruppierter Enstatit-Achondrit.

Meteorit NWA 7603 (Teilscheibe).
Ungruppierter Enstatit-Achondrit.

Fund 2012. Sahara, Nordwest-Afrika. TKW 126,9 g.

Über den Meteoriten NWA 7603 ist derzeit nur wenig bekannt. Er besteht hauptsächlich aus relativ grobkörnigem Enstatit (Korngröße bis 1,1 mm, Zusammensetzung Fs0.1-0.2 Wo0.6-0.8) mit Triple-junction-Textur. Weiterhin ist reichlich Metall sichtbar. Akzessorisch sind Cr-haltiger Troilit und Plagioklas vorhanden. Keine Daten liegen darüber vor, in welcher Beziehung er zu den Aubriten oder den Primitiven Enstatit-Achondriten steht.


NWA 7603. Teilscheibe. Größe 33 x 20 mm, Gewicht 3,962 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



Ureilite
Bei dem Ureilit-Mutterkörper (Ureilite parent body, UPB) handelt es sich um einen differenzierten Asteroiden. Ureilite werden auch als Olivin-Pigeonit-Achondrite bezeichnet. Es werden monomikte (unbrekziierte) und polymikte Ureilite unterschieden. Erstere sind magmatische Gesteine, die aus grobkörnigem Olivin (Forsterit) und Clinopyroxen (hauptsächlich Pigeonit) sowie Akzessorien wie Graphit, Diamant, Lonsdaleit, Nickel-Eisen oder Troilit bestehen. Der Kohlenstoffgehalt liegt bei etwa 2 %. Polymikte Ureilite weisen verschiedene Klasten aus monomikten Ureilit, Chondriten und anderen auf und dürften regolithischer Entstehung sein. Die Entstehung der Ureilite ist noch nicht genau bekannt. Sie könnten aus hoch fraktionierten Schmelzen eines mäßig differenzierten Asteroiden vom C-Typ gebildet worden sein, der durch einen Impakt zerstört wurde. Es ist möglich, dass die Ureilite von mehreren Mutterkörpern stammen.


    Kenna.  Achondrit, Ureilit.

Meteorit Kenna.
Achondrit, Ureilit, monomikt.

Fund Februar 1972. Kenna, Roosevelt County, New Mexico, USA. TKW 10,9 kg.

Kenna besteht hauptsächlich aus Fe-reichem Forsterit (Fo79) sowie Pigeonit im Verhältnis etwa 3 : 1. Schwarze, kohlenstoffreiche Partien enthaltem Graphit, Lonsdaleit und Diamant. In einigen dünnen Schmelzadern finden sich Augit, Albit, K-Feldspat, Chromit u.a. Der Kenna Ureilit weist eine komplexe Geschichte aus magmatischen, metamorphen und Schock-Prozessen auf. Lonsdaleit und Diamant sind wahrscheinlich während eines Schock-Prozesses gebildet worden, vielleicht im Zusammenhang mit der Zerstörung des Ureilit-Mutterkörpers (Berkley et al., 1976).


Kenna. Teilscheibe. Größe 26 x 16 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    NWA 2625.  Achondrit, Ureilit.

Meteorit NWA 2625.
Achondrit, Ureilit, monomikt.

Fund 2004. Nordwest Afrika (Marokko oder Algerien). TKW 305 g.

Mittel- bis grobkörniger, monomikter Ureilit mit Forsterit und Pigeonit. Der Meteorit ist reich an Mikro-Diamanten, die vermutlich bei einem Impakt entstanden sind.


NWA 2625. Fragment. Größe 15 mm, Gewicht 3,08 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    NWA 5884.  Achondrit, Ureilit.

Meteorit NWA 5884.
Achondrit, Ureilit, monomikt.

Fund 2009. Nordwest Afrika. TKW 615 g.

Der Ureilit NWA 5884 enthält neben Olivin relativ viel Graphit.


NWA 5884. teilscheibe. Größe 17 x 15 mm, Gewicht 2,11 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    NWA 6158.  Achondrit, Ureilit.

Meteorit NWA 6158.
Achondrit, Ureilit, monomikt.

Fund 2010. Nordwest Afrika. TKW 560 g.

Es handelt sich um einen grobkörnigen Ureilit, der im wesentlichen aus Forsterit (Fa22.4) und Pigeonit (Fs17.9-18.0 Wo11.2-11.3) besteht. Der Forsterit weist dunkle, reduzierte Ränder (Fa3.2-6.1) auf, die sehr feinkörniges Fe-Metall enthalten. Untergeordnet findet sich Kamacit als kleine Einschlüsse in den Silikaten.


NWA 6158. Vollscheibe. Größe 51 x 34 mm, Gewicht 6,9 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    NWA xxx.  Achondrit, Ureilit.

Meteorit NWA xxx (Vollscheibe).
Achondrit, Ureilit, monomikt.

Fund 2012. West-Sahara, Nordwest Afrika. TKW 435 g.

Es handelt sich um einen grobkörnigen, monomikten Ureilit.


NWA xxx. Vollscheibe. Größe 63 x 46 mm, Gewicht 21,52 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



    Dar al Gani 1047.  Achondrit, Ureilit.

Meteorit Dar al Gani 1047.
Achondrit, Ureilit, polymikt.

Fund 16. Mai 1999. Dar al Gani Wüste, Al Jufrah, Libyen (27º 02' 09'' N, 16º 23' 07'' E). TKW 49,8 g.

Polymikte Ureilit-Brekzie, aus dem Regolith des Mutterkörpers. Neben verschiedenen Klasten ist auch vereinzelt etwas Suessit, ein seltenes Eisensilicid, vorhanden.


Dar al Gani 1047. Endstück. Größe 21 x 10 mm, Gewicht 1,247 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
 
Dar al Gani 1047. Endstück. Größe 12 mm, Gewicht 0,411 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Ein Stück mit reichlich metallischem Suessit, Fe3Si (ein seltenes Eisensilicid) sowie Forsterit und Enstatit. Von einer analysierten Probe (Mikrosonde).




    Almahata Sitta.  Achondrit, Ureilit.

Meteorit Almahata Sitta, ehemaliger Asteroid 2008 TC3.
Achondrit, Ureilit, polymikt, anomal.

Fall 7. Oktober 2008. Almahata Sitta, Nordost-Sudan. TKW ca. 5 kg.

Bei dem Meteoriten Almahata Sitta handelt es sich um die Reste des Asteroiden 2008 TC3. Der Asteroid wurde am 6. Oktober 2008 in rund 500.000 km Entfernung von der Erde entdeckt. Bahnberechnungen ergaben, dass er am 7. Oktober 2008 auf der Erde in Nord-Sudan in der Nubischen Wüste einschlagen wird. Es handelt sich um den ersten vorausberechneten Impakt eines Asteroiden auf der Erde. Der 4 Meter große und etwa 80 Tonnen schwere Körper trat zum vorausberechneten Zeitpunkt über dem nördlichen Sudan mit einer Geschwindigkeit von 12,8 km/s in die Erdatmosphäre ein und explodierte in etwa 37 km Höhe. Reste des Asteroiden erreichten den Boden bei „Almahata Sitta“ (arabisch für Station 6) der Bahnlinie zwischen Wadi Halfa und Al Khurtum, Nordost-Sudan. Gefunden wurden ca. 250 kleine Stücke.
Almahata Sitta wurde als polymikter, anomaler Ureilit klassifiziert. Das Material weist neben ureilitischen Komponenten auch zahlreiche andere Komponenten auf, die etwa 20 - 30 % des gefundenen Materials repräsentieren. Bisher fanden sich in Proben von dem Almahata-Sitta-Fall folgende Lithologien:
- feinkörnige Ureilite mit verschiedenen Olivin-Zusammensetzungen (mindestens 7 Lithologien),
- grobkörnige Ureilite (mindestens 5 Lithologien),
- Ureilit-Brekzien mit verschiedenen Korngrößen,
- hoch poröses ureilitisches Material,
- möglicherweise Material der basaltischen Kruste des Ureilit-Mutterkörpers,
- Enstatit-Chondrite (EH3, EH4-5, EL3, EL3-5, EL6, EH und EL Impaktschmelzen),
- Chondrite (H5, H5-6, L4-5),
- ein neuer Chondrit-Typ,
- ein kohliger Chondrit von Bencubbinit-Typ.
Wahrscheinlich hat sich das Material aus dem Zerstörungsschutt eines ureilitischen Asteroiden agglomeriert und wurde später durch Impakte zusammengesintert. Das Fehlen von Gasen aus dem Sonnenwind in den Klasten weist darauf hin, dass es sich nicht um eine Regolith-Brekzie von der Oberfläche handelt, jedoch dürfte das Material sicher nicht aus größerer Tiefe stammen.
In dem Meteoriten wuden neben Graphit auch Nanodiamanten nachgewiesen. Weiterhin fanden sich auch auch aliphatische Kohlenwasserstoffe.

Almahata Sitta "MS-178". Vollscheibe. Größe 27 x 25 mm, Gewicht 2,9 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Die Scheibe stammt von dem Exemplar MS-178. Es handelt sich um eine grobkörnige ureilitische Lithologie.


 
Almahata Sitta. Kleine Teilscheibe. Größe 6 x 4 mm, Gewicht 0,08 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Die Teilscheibe stammt von einer feinkörnigen, porösen, kohlenstoff-reichen ureilitischen Lithologie. In einer kataklastischen Matrix finden sich Mineralfragmente und Olivin- und Pyroxen-dominante Klasten. Bei den Mineralfragmenten handelt es sich um Forsterit (Fa8-15), Ca-armer Pyroxen, Pigeonit, Kamacit und Troilit.


 
Almahata Sitta "MS-CH". Fragment. Größe 5,5 x 4,5 mm, Gewicht 0,07 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Chondrit, ungruppiert, Typ 3.8.
Almahata Sitta wurde als polymikter, anomaler Ureilit klassifiziert, der ureilitische, enstatit-chondritische und chondritische Lithologien enthält. Ein Fragment von 5,68 g, bezeichnet als MS-CH, stellte sich als völlig neuer Chondrit-Typ heraus. Die mittlere Chondrengröße liegt bei etwa 450 µm. Der Matrixanteil beträgt 45 %, der Metallanteil bei 2,5 %. Das Material weist äquilibrierten Olivin (Forsterit, Fa36) auf. Der TiO2-Gehalt im Cr-Spinell ist viel niedriger als bei R-Chondriten. Die CAI's sind reich an Spinell. Magnetit, der für CK- und R-Chondrite typisch ist, wurde nicht gefunden. Die Sauerstoff-Isotopendaten liegen zwischen denen von Gewöhnlichen und R-Chondriten. Bisher ist keine Gruppe bekannt, die all diese Charakteristika vereint (Horstmann et al., 2010).

 
Almahata Sitta "MS-179". Fragment. Größe 6 x 4 mm, Gewicht 0,02 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Enstatit-Chondrit, EL3-5.

 
Almahata Sitta "MS-181". Teilscheibe. Größe 8 x 5 mm, Gewicht 0,22 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Bencubbinit, CBa.
Ein Exemplar von 58.63 g aus dem Almahata Sitta-Fall konnte als Bencubbinit identifiziert werden. Es besteht zu etwa 60 % aus Metall und 40 % Silikat. Das Metall bildet bis 8 mm große Kamacit-Körner, in denen sich z.T. Chrom-haltiges FeS in unterschiedlichen Anteilen findet. Verschiedene Chondren-Typen wie kryptokristalline, Barren-Pyroxen- und porphyrische Olivin-(Pyroxen)-Chondren sind vorhanden. Der Olivin ist ein Forsterit mit Fa3-4. Die Sauerstoffisotopendaten von MS-181 entsprechen klar denen von einem Bencubbinit. Die kurzlebigen Isotope wie 54Mn oder 60Co zeigen eindeutig, dass es sich um einen rezenten Fall handelt, der in Übereinstimmung mit den anderen Almahata-Sitta-Funden steht (BISCHOFF et al., 2012). Nach 21Ne/26Al-Isotopenuntersuchungen liegt das CRE bei ca. 20 Millionen Jahren.



ungruppierte Achondrite
NWA 6704 und Pairings weisen eine einzigartige Zusammensetzung auf. Das Material stammt von einem größeren, stark differenzierten Körper mit ausgeprägtem Magmatismus. Nach terrestrischer Nomenklatur handelt es sich bei dem Material um ein gabbroisches Gestein, genauer um Olivin-Norit.


    NWA 6704.  Achondrit, ungruppiert.

Meteorit NWA 6704 (Teilscheibe).
Achondrit, ungruppiert.

Fund 2010. Algerien. TKW 8,387 kg.

Das Material unterscheidet sich von allen anderen Achondriten. NWA 6704 weist eine magmatische, kumulate Textur auf. Er besteht hauptsächlich aus bis etwa 4 mm großen Orthopyroxen-Kristallen (Fe-reicher Enstatit, Fs41.6-42.4Wo2.8-3.6). Weiterhin sind kleine Olivin-Körner bis etwa 1 mm Durchmesser (Fayalit, Fa51.6-53.2) vorhanden. Ungewöhnlich ist der hohe NiO-Gehalt im Olivin von 0.9-1.0 Masse-%. Daneben findet sich etwas xenomorpher Plagioklas (Albit, Ab92-93An4-3Or4) sowie kleine Awaruit-Körnchen. Die Sauerstoffisotopen-Daten (delta 17O = 1,015 - 0,8890, delta 18O = 3,922 - 3,613) fallen in das Feld für Acapulcoite und Lodranite. Die Silikate weisen Reihen von 2 - 20 µm großen, runden Blasen auf. Pairing: NWA 6693 (5,1 kg) und vermutlich NWA 6926 (200 g). Für NWA 6693 wird eine Zusammensetzung von 70,5 % Orthopyroxen, 15,6 % Olivin, 13,4 % Plagioklas, 0,6 % Cr-Spinell und 0,4 % Ni-reiches Metall (ca. 80 % Ni) angegeben.


NWA 6704. Teilscheibe. Größe 26 x 25 mm, Gewicht 3,296 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



ungruppierte Achondrite (möglicherweise Herkunft vom Merkur)
NWA 7325 unterscheidet sicvh signifikant von anderen Meteoriten und verweist auf einen noch nicht weiter durch Proben vertretenen Mutterkörper. Es handelt sich um ein stark differenziertes Material, der (ursprüngliche) Mutterkörper muss also eine gewisse Größe aufweisen. Die Sauerstoffisotopen-Daten plotten in das Ureilit-Feld, jedoch bestehen keine sonstigen Ähnlichkeiten zu den Ureiliten. Al/Si- und Mg/Si-Verhältnisse sowie der niedrige Fe-Gehalt stehen in Übereinstimmung mit der Zusammensetzung von Oberflächengesteinen auf dem Merkur. Das Ca/Si-Verhältnis weicht allerdings davon ab (Irving et al., 2013). NWA 7325 weist einen außerordentlich niedrigen Magnetismus auf, was ebenfalls konsistent mit einer Herkunft vom Merkur wäre. Ungewöhnlich ist allerdings das hohe Alter von 4,562 Mrd. Jahren (Amelin et al., 2013), was eine schnelle Krustenbildung auf dem Merkur erfordern würde. Ob NWA 7325 tatsächlich vom Merkur oder von einem anderen, wahrscheinlich ursprünglich in Sonnennähe entstandenen Protoplaneten stammt, lässt sich derzeit nicht klären.


    NWA 7325.  Achondrit, ungruppiert.


NWA 7325. Vollscheibe. Größe 19 x 13 mm, Gewicht 0,982 g. Sammlung und Foto
Thomas Witzke.
Meteorit NWA 7325.
Achondrit, ungruppiert.

Fund 2012. West-Sahara. TKW 345 g.

Bei NWA 7325 handelt es sich um einen kumulaten Olivin-Gabbro mit mittelkörniger, magmatischer Textur. Auffallend sind die grünen, Chrom-haltigen Diopside (27 Vol.-%, Fs1.1-2.6Wo45.1-44.5 und 1 % Cr2O3). Weitere Hauptbestandteile sind Plagioklas (Anorthit, 56 Vol.-%, An88.1-89.2Or0.0) und Forsterit (16 Vol.-%, Fa2.7-2.8). Der Plagioklas ist kristallin und nicht in Maskelynit umgewandelt. Akzessorisch sind ein Cr-haltiges Sulfid (Troilit ?), Chromit, Kamacit, Taenit und Eskolait vorhanden. NWA 7325 ist signifikant verarmt an lithophilen Spurenelementen. Die Zusammensetzung und eine positive Eu-Anomalie weist auf eine Bildung als Plagioklas-reiches Kumulat bei hohen Temperaturen aus einem Mg-Ca-reichen, aber ungewönlich Fe-armen Magma unter extrem niedriger Sauerstoff-Fugazität hin (Irving et al., 2013). Eine eigene röntgendiffraktometrische Analyse mit Rietveld-Quantifizierung ergab 59 Masse-% Anorthit, 27 % Diopsid und 14 % Forsterit (das entspricht etwa 52 Vol.-% Anorthit, 30 % Diopsid und 18 % Forsterit).
Pairing: NWA 8014 (und wahrscheinlich einige Stücke ohne Nummer).




ungruppierte Achondrite
Bei NWA 8777 handelt es sich um einen ungruppierten Orthopyroxeniten. Die Sauerstoff-Isotopendaten weisen Ähnlichkeiten zu einigen Brachiniten auf, jedoch bestehen deutliche mineralogische und chemische Unterschiede: der Olivingehalt ist viel niedriger, es fehlen Clinopyroxene und der Gehalt an Ca im Plagioklas ist viel höher, so dass sich keine klare Beziehung zu den Brachiniten herstellen lässt (Irving et al., 2015).


    NWA 8777.  Achondrit, ungruppiert.

Meteorit NWA 8777.
Achondrit, ungruppiert.

Fund 2013. Nordwest-Afrika. TKW 49,1 g.

NWA 8777 ist ein ungruppierter Achondrit mit einer Triple-Junction-Textur zwischen den Körnern. Er besteht aus 88.6 Vol.-% Orthopyroxen (Enstatit, Fs41.6-42.7 Wo3.1-3.4), 9 Vol.-% Olivin (Forsterit, Fa30.7-31.1) sowie untergeordnet Plagioklas (Anorthit, An77.3-78.8 Or1.1-0.5), Al-haltigem Chromit, Ni-armen Kamacit und Troilit (Irving et al., 2015).


NWA 8777. Teilscheibe. Größe 22 x 15 mm, Gewicht 1,677 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



ungruppierte Achondrite - HED-ähnlich (Ibitira)
Ibitira repräsentiert ein Eucrit-ähnliches Gestein, jedoch von einem separaten Mutterkörper. Dieser Mutterkörper muss eine basaltische Kruste aufweisen (wie z.B. der HED-, Mesosiderit- und Angrit-Mutterkörper). Weitere Proben liegen von diesem Körper bisher wahrscheinlich nicht vor (Mittlefehldt, 2005).


    Ibitira.  Achondrit, ungruppiert (HED-ähnlich).


Ibitira. Fragment. Größe 4,5 x 2,5 mm, Gewicht 0,021 g. Sammlung und Foto Thomas
Witzke.
Meteorit Ibitira.
Achondrit, ungruppiert (offiziell als Eucrit klassifiziert).

Fall 30. Juni 1957. Ibitira, Minas Gerais, Brasilien. TKW 2,5 kg.

Ibitira wurde offiziell als basaltischer Eucrit eingestuft. Nach neuen Untersuchungen (Mittlefehldt, 2005) gibt es jedoch deutliche Unterschiede zu den Eucriten und anderen Vertretern der HED-Gruppe, die nahe legen, dass Ibitira von einem separaten Mutterkörper stammt. Es handelt sich um ein nicht-brekziiertes, feinkörniges, basaltisches Gestein mit Hornfels-Textur. Die Plagioklase sind ungewöhnlich Ca-reich (An95) gegenüber denen in Eucriten (An75-93). Der Alkali-Gehalt ist generell niedriger als in Eucriten. Das Fe/Mn-Verhältnis in Ca-armen Pyroxenen ist deutlich höher als in den basaltischen Eucriten, während das Fe/Mg-Verhältnis signifikant niedriger als bei diesen ist. Diese Unterschiede lassen sich nicht durch Variationen in den Redox-Verhältnissen erklären. Ibitira ist weiterhin angereichert an Ti, verglichen mit anderen inkompatiblen, refraktären Spurenelementen. Ein entscheidender Unterschied zu den Vertretern der HED-Gruppe ist die Sauerstoffisotopen-Zusammensetzung. Ibitira zeigt hier keine Übereinstimmung mit den HED-Meteoriten, jedoch mit den Angriten.




ungruppierte Achondrite - HED-ähnlich (Pasamonte)
Ähnlich wie Ibitira repräsentiert auch Pasamonte ein Eucrit-ähnliches Gestein, stammt jedoch nach Sauerstoffisotopendaten und chemischen Daten einzelner Minerale ebenfalls von einem separaten Mutterkörper. Der Meteorit PCA 91007 stammt wahrscheinlich vom gleichen Mutterkörper wie Pasamonte.


    Pasamonte.  Achondrit, ungruppiert (HED-ähnlich).

Meteorit Pasamonte.
Achondrit, ungruppiert (offiziell als Eucrit klassifiziert).

Fall 24. März 1933. Near Pasamonte Ranch, Union Co., New Mexico, USA. TKW 5,1 kg.

Pasamonte wurde offiziell als polymikter Eucrit eingestuft. Die signifikanten Abweichungen bei den Sauerstoffisotopendaten von der Eucrit-Fraktionierungslinie, die Pyroxen- und Chromit-Zusammensetzung sowie anomal hohe Gehalte an siderophilen Elementen (Ni, Os, Ir) legen jedoch nahe, dass Pasamonte von einem anderen Mutterkörper als die Eucrite stammt. Bei Pasamonte handelt es sich um eine polymikte Brekzie mit basaltischen und granulitischen Lithologien, granulitischen Brekzien und Impaktschmelz-Brekzien.


Pasamonte. Fragment. Größe 4 x 3 mm. Gewicht 0,04 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



ungruppierte Achondrite
Nach der Petrologie stellt Sayh al Uhaymir 493 einen einzigartigen, metallfreien, mafischen Achondriten mit Ähnlichkeiten zu kumulaten Eucriten dar, jedoch gibt es auch deutliche Unterschiede, die auf einen oxidativen Prozess auf dem Mutterkörper hinweisen (Irving et al., 2011).


    Sayh al Uhaymir 493.  Achondrit, ungruppiert.

Meteorit Sayh al Uhaymir 493.
Achondrit, ungruppiert.

Fund 5. April 2009. Al Wusta, Oman (20°32' N, 57°18' E). TKW 134 g.

Sayh al Uhaymir 493 weist magmatische kumulatische Textur auf. Er besteht im Wesentlichen aus Orthopyroxen (Ferrosilit, Fs56.3Wo2.9) mit Entmischungslamellen von Augit (Fs25.3Wo42.3) sowie Plagioklas (Anorthit, An88.2-89.7Or0.7). Akzessorisch finden sich Ti-reicher Chromit, Ilmenit, Ti-haltiger Hämatit und ein SiO2-Polymorph. Olivin und Metall fehlen. Die Pyroxenen enthalten deutliche Anteile von dreiwertigem Eisen. Das Vorkommen von Hämatit in einem achondritischem Meteoriten ist einzigartig. Es wird vermutet, dass sowohl der Hämatit als auch das dreiwertige Eisen in den Pyroxenen auf dem Mutterkörper durch eine post-magmatische Oxidation bei hohen Temperaturen entstanden sind (Irving et al., 2011). Schockstadium niedrig, Verwitterungsgrad sehr niedrig.


Sayh al Uhaymir 493. Teilscheibe. Größe 10 x 7 mm, Gewicht 0,230 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



ungruppierte Achondrite
Nach den in ihm enthaltenen Klasten repräsentiert der Meteorit Dhofar 1441 Material von einen größeren, differenzierten Körper. Weitere Proben liegen von diesem Körper bisher wahrscheinlich nicht vor.


    Dhofar 1441.  Achondrit, ungruppiert.

Meteorit Dhofar 1441.
Achondrit, ungruppiert.

Fund 2003. Dhofar, Oman (18°26.16' N, 54°29.03' E). TKW 268 g.

Bei dem Meteoriten handelt es sich um eine Brekzie mit Gesteins- und Mineralklasten in einer feinkörnigen Matrix. Als Gesteinsklasten liegen Basalte, Gabbros, Norite, metamorphe Pyroxen-Feldspat-Gesteine und klastische Brekzien vor. Die Matrix besteht aus Pyroxen und Feldspat. Die Sauerstoffisotopen-Daten (delta 17O = 2.765, delta 18O = 5.508) liegen sehr dicht an der terrestrischen Fraktionierungslinie.


Dhofar 1441. Vollscheibe. Größe 42 x 32 mm, Gewicht 3,88 g. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



ungruppierte Achondrite
Der Meteorit NWA 7835 stellt wahrscheinlich eine fragmentale Brekzie mit Schmelzmatrix dar. Die Sauerstoff-Isotopendaten sind recht heterogen. Es bestehen Affinitäten zu metallarmen, nicht equilibrierten Chondriten.


    NWA 7835.  Achondrit, ungruppiert.


NWA 7835. Teilscheibe. Größe 19 x 10 mm, Gewicht 0,816 g. Sammlung und Foto
Thomas Witzke.
Meteorit NWA 7835 (Teilscheibe).
Achondrit, ungruppiert.

Fund 2013. Nordwest-Afrika. TKW 56 g.

NWA 7835 weist bis 6 mm große Körner aus Olivin (Forsterit, Fa23.7-24.6), zonierte Orthopyroxene (Enstatit, Rand Fs19.5-20.4 Wo1.4-1.6, Kern Fs15.0-15.8 Wo0.8-0.7) sowie etwas Clinopyroxen (Fs7.2 Wo45.0), Chromit und selten Taenit und Troilit in einer spärlichen Matrix aus feldspatischem Glas mit eckigen Mineralfragmenten. Chondren sind nicht vorhanden, auch Kamacit fehlt. Die Sauerstoff-Isotopendaten einer Probe liegen nahe dem Trend für H-Chondrite, drei andere Proben dagegen nahe der TFL. Die Gesammt-Haupt- und Spurenelementzusammensetzung ist annähernd chondritisch, die Zusammensetzung der mafischen Minerale entspricht eher L- als H-Chondriten. Das Feldspat-Glas weist kleine Vesikel auf, die darauf hinweisen, dass es durch ein Event zu partieller Schmelzbildung kam. Dabei kam es jedoch nicht zu einer Homogenisierung bei den Sauerstoffisotopen. Die Heterogenität dürfte deshalb schon in dem harzburgitischen Ausgangsmaterial vorhanden gewesen sein. Es bestehen möglicherweise Affinitäten zu gewissen metallarmen, nicht equilibrierten Chondriten wie NWA 3127, NWA 4468 oder NWA 5717 (IRVING et al., 2014).
Visuell ähnelt NWA 7835 dem Marsmeteoriten Tissint.




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Literatur siehe Hauptseite Meteorite
Weitere verwendete Literatur:
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© Thomas Witzke / Stollentroll


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