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Variscit Formel: Al(PO4) · 2 H2O, orthorhombisch Typlokalität: Meßbach bei Plauen, Vogtland, Sachsen Erstbeschreibung: BREITHAUPT, A. (1837): Bestimmung neuer Mineralien. 1. Symplesischer Diatom oder Symplesit. 2. Diadochit. 3. Lavendulan. 4. Variscit. 5. Schweres Blei-Erz, kürzer Schwerbleierz. 6. Malthacit. 7. Kupferblau.- Journal für praktische Chemie 10, 501-512 erste Erwähnung ohne nähere Beschreibung: BREITHAUPT, A. (1835): Brief vom 4. August 1835 [über Marmolith, Gediegen Irid, Variszit].- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde, 524-526 (Fundort fehlerhaft als "Mosbach" angegeben) Grüner Variscit. Thiergarten bei Plauen, Vogtland, Sachsen. Bildbreite 3 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. Variscit aus dem Voigtland Eine erste Erwähnung von Variscit findet sich bei August BREITHAUPT bereits 1835 in einer kurzen Mitteilung:
1837 veröffentlicht August BREITHAUPT die eigentliche Beschreibung des neuen Minerals:
Die Mineralogische Sammlung der TU Bergakademie Freiberg weist vier Exemplare Variscit von Meßbach auf (Nr. 21218, 21219, 21220 und 21221), bei denen es sich wahrscheinlich um Typexemplare handelt. Die Stufe mit der Nummer 21218 erwarb August BREITHAUPT von ROTHER im Jahr 1830. Auf dem Etikett vermerkte er, dass es sich um ein problematisches Mineral handelt. 1834 erwarb BREITHAUPT die Stufe mit der Nummer 21221 von LOMMEL. Auf dem Etikett bezeichnete er es als unbekanntes Mineral. Auf beiden Etiketten ergänzte Albin WEISBACH den Mineralnamen und vermerkte das Jahr 1837. Der Dystome Peganit-Spath Wenige Jahre vorher hatte August BREITHAUPT (1830) bereits ein Mineral mit gleichen Hauptbestandteilen von einem anderen Fundort beschrieben, aus dem Kieselschiefer von Langenstriegis bei Frankenberg:
Die erste quantitative Analyse des Peganits veröffentlichte R. HERMANN 1844. Er bestätigte die von BREITHAUPT aufgefundenen Hauptbestandteile und stellte die in heutige Schreibweise übertragene Formel Al4(PO4)2O3 • 6 H2O auf. Seine Analyse weicht von der Zusammensetzung des Variscits deutlich ab. Weiterhin beschreibt HERMANN noch ein neues Mineral, den Fischerit, mit gleichem Verhältnis Aluminium zu Phosphor, jedoch höherem Wassergehalt. James Dwight DANA stellte in seinem "System of Mineralogy" von 1850 den Fischerit, Peganit und Variscit als Anhang zum Türkis und stellt fest, dass der Variscit die gleichen Bestandteile wie der Peganit aufweist, aber noch nicht akkurat analysiert sei. In der Auflage von 1868 führt DANA den Peganit und den Fischerit als eigenständige Minerale. Der Variscit, von dem auch über 30 Jahre nach seiner ersten Beschreibung noch keine quantitative Analyse existiert, wird als Anhang zum Fischerit gestellt. Die erste quantitative chemische Analyse des Variscits Erst 1871 erschien die erste quantitative chemische Analyse von einer Variscit-Probe. Theodor PETERSEN konnte "ein altes Originalstück aus der v. Leonhard'schen Sammlung" vom Messbach bei Plauen analysieren. Das Material ist apfelgrün und kristallin und weist eine Dichte von 2,408 auf. PETERSEN bezeichnete das Mineral nach seinen Analysen als "vierfach gewässertes Thonerdeorthophosphat". Die von ihm angegebene Formel lautet übertragen in die heute übliche Schreibweise Al2(PO4)2 • 4 H2O oder einfacher AlPO4 • 2 H2O. In den folgenden Jahren wurde Variscit auch an einigen anderen Orten gefunden, die Analysen bestätigten immer die einfache, von PETERSEN gefundene Zusammensetzung. Peganit = Variscit Nach einer erneuten chemischen Analyse des Peganits nahm Lorenzo MOSCHETTI 1918 an, dass Peganit und Variscit identisch sind. Die für Peganit gefundenen Werte stimmen sehr gut mit den theoretischen Werten von Variscit überein. Die große Differenz zu den Daten von HERMANN könnte sich daduch erklären, dass dieser die Werte für Aluminiumoxid und Phosphoroxid vertauscht oder verunreinigtes Material untersucht hatte. Die Identität von Peganit und Variscit wurde durch Esper S. LARSEN und Waldemar T. SCHALLER 1925 bestätigt. Basierend hauptsächlich auf optischen Untersuchungen von Peganit von Langenstriegis, Variscit von Messbach und einer Reihe weiterer Proben von verschiedenen Fundorten, darunter auch Lucinit und Variscit aus Lucin, Utah, stellten sie die Identität von Variscit, Peganit und Lucinit fest. Das Material erwies sich als optisch zweiachsig negativ mit einem Achsenwinkel von 50 - 60°. Die Brechungsindizes liegen bei α = 1,554, β = 1,571, γ = 1,576 für eine Probe von Langenstriegis und bei α = 1,564, β = 1,584, γ = 1,592 für Material von Messbach. Die Autoren schreiben weiter, dass BREITHAUPT den Peganit schon 1830 und den Variscit erst 1837 beschrieb, jedoch ist der Name Variscit
Zwei verschiedene Varianten Variscit Bei Untersuchungen an Variscit-Proben zeigte sich, dass neben dem monoklinen Metavariscit noch zwei verschiedene strukturelle Varianten vom eigentlichen Variscit existieren (ČECH & SLÁNSKY, 1965), der sogenannte "Lucin-Typ" und der "Messbach-Typ". Beide kristallisieren orthorhombisch, wobei der Variscit vom Lucin-Typ isostrukturell mit Skorodit ist (Raumgruppe Pcab). SALVADOR & FAYOS (1972) geben für den Lucin-Typ die Gitterparameter a = 9.83, b = 9.63 und c = 8.55 Å an, während für den Messbach-Typ der c-Parameter verdoppelt ist: a = 9.90, b = 9.65, c = 17.18 Å. Für letzteren wird ebenfalls die Raumgruppe Pcab vermutet. Unterschiede zwischen beiden Typen zeigen sich in den Infrarot- und Röntgenpulverdaten. 1974 schlugen GEVORKYAN et al. für den orthorhombischen Variscit vom Messbach-Typ den Namen "Paravariscit" vor, ohne dass eine Anerkennung durch die IMA vorliegt. In einem Kommentar merkte FLEISCHER (1974) dazu an, dass die Struktur bisher nicht komplett entziffert und ein separater Name deshalb derzeit nicht angebracht ist. Mangels geeigneter Kristalle liegt vom Variscit vom Messbach-Typ bis heute keine Strukturanalyse vor. Die beiden Variscit-Varianten werden gelegentlich auch als "Variscit-1O" und "Variscit-2O" bezeichnet. Ein charakteristisches Merkmal von Variscit ist die grüne Farbe, die öfter zu Verwechselungen des Minerals mit Türkis geführt hat und noch führt. Als Ursache für die Färbung vermutete man geringe Vanadium-, Chrom- oder auch Eisengehalte. CALAS et al. (2005) zeigten, dass zumindest in Variscit von drei Fundorten Cr3+ in oktaedrischer Koordination für die Färbung verantwortlich ist und Fe3+ oder V3+ nicht signifikant dazu beitragen. Chemische Analyse von Variscit (in Masse-%)
1) einschließlich Kupferoxid und Eisenoxid 2) einschließlich Eisenoxyd Literatur: BREITHAUPT, A. (1830): Bestimmung neuer Mineral-Specien. I. Dystomer Peganit-Spath oder kürzer Peganit. II. Hedyphan. III. Polysphärit. IV. Diatomer Antimon-Phyllit oder kürzer Antimon-Phyllit. V. Dermatin.- Schweigger-Seidels Journal für Chemie und Physik 60, 308-316 BREITHAUPT, A. (1835): Brief vom 4. August 1835 [über Marmolith, Gediegen Irid, Variszit].- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geognosie, Geologie und Petrefaktenkunde, 524-526 BREITHAUPT, A. (1837): Bestimmung neuer Mineralien. 1. Symplesischer Diatom oder Symplesit. 2. Diadochit. 3. Lavendulan. 4. Variscit. Schweres Blei-Erz, kürzer Schwerbleierz. 6. Malthacit. 7. Kupferblau.- Journal für praktische Chemie 10, 501-512 CALAS, G.; GALOISY, L. & KIRATISIN, A. (2005): The origin of the green color of variscite.- American Mineralogist 90, 984-990 ČECH, F. & SLÁNSKY, E. (1965): X-ray powder study and thermal investigation of AlPO4 • 2 H2O minerals.- Acta Universitatis Carolinae Geologica 1, 1-30 DANA, J.D. (1850): A System of Mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, published by George P. Putnam, 3rd edition, 711 p. (p. 230) DANA, J.D. (1868): A System of Mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries. - London, Trübner & Co., New York, John Wiley & Son, 5th edition, 827 p. (p. 582) FLEISCHER, M. (1974): New mineral names.- American Mineralogist 60, 340-341 GEVORKYAN, S.V., EGOROVA, L.N. & POVARENNYKH, A.S. (1974): Polymorphic modifications of phosphates with the general formula R(H2O)2XO4.- Geologicheskii Zhurnal 34, No. 3, 27-32 (in russisch, Abstract in American Mineralogist 60 (1975) 340-341) HERMANN, R. (1844): Untersuchung russischer Mineralien. (3. Fortsetzung). Ueber die Zusammensetzung der natürlichen Verbindungen der Thonerde mit Phosphorsäure. 11) Ueber Fischerit, ein neues Mineral. 12) Ueber die Zusammensetzung des Peganits.- Journal für praktische Chemie 33, 285-288 LARSEN, E.S. & SCHALLER, W.T. (1925): The identity of variscite and peganite and the dimorphous form, metavariscite.- American Mineralogist 10, 23-28 MOSCHETTI, L. (1918): Sulla probabile identità della peganite con la variscite.- Atti della Reale Accademia delle Scienze di Torino 53 PETERSEN, T. (1871): Zur Kenntniss der Thonerdehydrophosphate. 1. Coeruleolactin. 2. Variscit.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Geologie und Palaeontologie, Jahrgang 1871, 353-359 SALVADOR, P.S. & FAYOS, J. (1972): Some spects of the structural relationship between "Messbach-type" and "Lucin-type" Variscites.- American Mineralogist 57, 36-44 |
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