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Metauranocircit-I


Formel: Ba(UO2)2(PO4)2·6H2O, tetragonal

Typlokalität: Bergen, Vogtland, Sachsen

Erstbeschreibung:
WEISBACH, A. (1877): Mineralogische Mittheilungen. I. Walpurgin, II. Zeunerit und Uranospinit, III. Uranocircit, IV. Bismutosphärit, V. Roselith, VI. Kobaltspath.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, Abhandlungen, 42-53

Benennung (Umbenennung):
GAUBERT, P. (1904): Produits de déshydratation de quelques phosphates et orientation du chlorure de baryum sur les minéraux du groupe de l'autunite.- Bulletin de la Société française de Minéralogie 27, 222-233




Gelb-grünliche Kristalle von Metauranocircit-I. Bergen, Vogtland, Sachsen, Deutschland. Höhe der Stufe 4,5 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



          Ein neuer Uranglimmer von Bergen im Vogtland

Albin WEISBACH (1877) schreibt zu dem Mineral, einem neuen Uranglimmer:
"III. Uranocircit.
(ein neues Glied der Gruppe der sog. Uranglimmer.)
Seit einigen Jahren kennt man aus der Gegend von Bergen bei Falkenstein im sächsischen Voigtlande einen gelbgrünen Uranglimmer, dort auf fast saigeren über 2 Centimeter mächtigen im Granit aufsetzenden Quarzgängen vorkommend, denen Schwerspathgänge von etwa doppelt so grosser Mächtigkeit parallel liegen.
Eine Probe dieses Uranglimmers, allgemein bis jetzt für Kalkuranit (Autunit) gehalten, wurde vor Jahresfrist (Nov. 1875) von Seiten des Herrn Bergrath Winkler im chemischen Laboratorium der Bergakademie einem Studierenden, Herrn Max Georgi aus Grimma, zur Analyse übergeben, welcher darin nur Spuren von Kalkerde, dagegen beträchtliche Mengen von Baryterde auffand. [...] Neuerdings (Nov. 1876) führte Herr Bergrath Winkler selbst eine Analyse mit völlig reinem, nämlich von Quarz und ocherigen Brauneisenerz ganz befreiten Material aus [...] welcher Befund der stöchiometrischen Zusammensetzung
      Ba U4 P2 H16 O20
oder der Formel
     
entspricht [...].
Es hat sonach dieses Baryum-Uran-Hydrophosphat, für das wir den Namen Uranocircit vorschlagen, ganz analoge Zusammensetzung mit den anderen sog. Uranglimmern und bildet ein fünftes willkommenes Glied letzterer Gruppe.
Mittels der Polarisations-Apparate ergab sich entschieden optisch-zweiaxiger Character; der (scheinbare) Winkel zwischen den optischen Axen beträgt schätzungsweise etwa 15° bis 20° und die beiden verticalen Spaltungsrichtungen liegen mit den Auslöschungsrichtungen parallel [...].
Das Eigengewicht hatte ich an derselben reinen Quantität, welche Herr Bergrath Winkler später zur Analyse verwendete und welche fast 150 mgr. betrug, zu 3,49 bis 3,56, im Mittel zu 3,53 bei 9° Cels. ermittelt."

Das Analysenergebnis entspricht einem Meta-Uranocircit, jedoch wurde die Probe vor der Analyse wahrscheinlich im Luftbad bei 100 °C getrocknet. Die Punkte in der Formel bededeuten Sauerstoff, die Unterstriche eine Verdoppelung des Elements. WEISBACH hatte hier mit dem zur der Zeit weitgehend akzeptierten Atomgewicht für Uran von 120 gerechnet, während der tatsächliche Wert rund doppelt so hoch ist. Der Anteil Uran in der Formel ist deshalb zu hoch.

Der Name, für den WEISBACH (1877) keine Erklärung gibt, leitet sich von dem Urangehalt und lateinisch circos = Falke, nach dem nahe gelegenen Ort Falkenstein, ab.

In der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg befindet sich ein 10 x 6 cm großes Exemplar (Inv.-Nr. MiSa21741) mit gelben Kristallen auf Quarz vom Steinbruch Streuberg in Bergen bei Falkenstein, welches durch WEISBACH bereits 1874, drei Jahre vor Erscheinen der Erstbeschreibung, in die Sammlung aufgenommen wurde und als Typexemplar angesehen werden kann.


          Aus Uranocircit wird Metauranocircit

Bei der Untersuchung von Autuniten stieß A.H. CHURCH (1877) auf eine Probe aus einem Bergwerk bei Falkenstein im sächsischen Vogtland, die durch ihren niedrigen Wassergehalt und merkwürdige Analysenergebnisse auffiel. Während er an dem Problem arbeitete, erschien WEISBACHs Veröffentlichung (1877) zu dem Uranocircit zw. Barium-Uranit von Bergen bei Falkenstein. CHURCH stellte fest, dass ihm offenbar das gleiche Mineral vorlag. Er bestätigte den Gehalt von 8 Wasser pro Formeleinheit und stellte den Unterschied zum Autunit heraus, für den er 10 Wasser fand. Er stellte weiterhin fest, dass das Mineral bei einer Temperatur um 20° C im Vakuum über Schwefelsäure oder an der Luft bei Erhitzung auf 100° C 6 Wasser pro Formeleinheit verliert, während die Abgabe der restlichen 2 Wasser erheblich höhere Temperaturen erfordert. Bei dem Entwässerungsverhalten gibt es einen deutlichen Widerspruch zu den Ergebnissen bei WEISBACH (1877). Dass die Proben dort wahrscheinlich getrocknet wurden, ergibt sich aus einer Anmerkung zu einer der Analysen des Studenten GEORGI, nach der die geplante Temperatur von 100°C etwas überschritten wurde. Dieses Ergebnis entspricht genau einem Wassergehalt von 6 pro Formeleinheit. Nach CHURCH sind in ungetrocknetem Material 8 Wasser vorhanden, und bei 100°C nur noch 2 Wasser. Es fehlen allerdings Angaben zur Dauer der Behandlung, so dass sich die Differenzen dadurch erklären lassen, dass die Proben von GEORGI und WINKLER vielleicht nur sehr kurz getrocknet wurden, während CHURCH das Material länger behandelte.

Paul GAUBERT etablierte 1904 den Namen Meta-Uranocircit für partiell dehydriertes, optisch zweiachsiges Material in Analogie zu der Benennung Meta-Autunit durch RINNE (1901). In der Arbeit werden keinerlei Fundorte erwähnt, weder für voll, noch für teilweise dehydriertes Material, ebenso fehlen chemische Analysen oder Angaben zum Kristallwassergehalt. GAUBERT verweist hier auf die Untersuchungen von CHURCH (1877). Die Originalbeschreibung von WEISBACH (1877) wird nicht erwähnt, in welcher er bereits den deutlich optisch zweiachsigen Charakter beschreibt.

Esper S. LARSEN präzisierte 1921 die optischen Daten für "Uranocircit" von "Falkenstein". Er fand optisch zweichsig negativen Charakter mit kleinem 2V, einen schwachen Pleochroismus und die Brechungsindizes α = 1.610, β und γ = 1.623.


          Kristallografische Untersuchungen

J. BEINTEMA untersuchte (1938) synthetischen Autunit und Meta-Autunit und die analoge Bariumverbindung. Er fand die grundlegende Baueinheit in der Struktur, die Uranylphosphat-Schichten, zwischen denen sich Wasser und Kationen befinden. Aus dem Entwässerungsverhalten, röntgenografischen Untersuchungen und dem Kationenaustausch vermutete er, dass die Kationen keine fixen Positionen einnehmen, sondern als 'vagabundierende Ionen' zu bezeichnen sind.

Von den Barium-Uranylphosphat-Mineralen der Uranglimmer-Gruppe existieren wahrscheinlich vier Hydratstufen, die nach WALENTA (1963) vom höchsten zum niedrigsten Wassergehalt als Uranocircit I, Uranocircit II, Metauranocircit I und Metauranocircit II bezeichnet werden und sich, soweit Daten dazu vorliegen, auch abgesehen von den Wasserpositionen strukturell etwas unterscheiden. Diese Phasen sollen im Folgenden einzeln behandelt werden. Nur zwei davon werden gegenwärtig von der IMA als Minerale betrachtet.

Uranocircit I
Die Bezeichnung Uranocircit I wurde von Kurt WALENTA (1963) für eine nur sehr unvollständig charakterisierte Phase von Menzenschwand im Schwarzwald, Baden-Württemberg, vergeben. Sie weist einen Gitterparameter c = 22,6 Å und damit einen Schichtabstand von 11,3 Å auf und soll 12 Wasser pro Formeleinheit enthalten. Diese Phase ist von der IMA nicht anerkannt.

Uranocircit II
Auch zu dieser Phase sind nur wenige kristallografische Daten verfügbar. Kurt WALENTA beschrieb 1963 unter dem Namen Uranocircit II ein Material mit 10 Wasser pro Formeleinheit von Menzenschwand im Schwarzwald. Es handelt sich hier um den ersten Nachweis eines natürlichen Uranocircits im heutigen Sinne. Für diese Phase wird die die Raumgruppe I4/mmm und eine Zelle mit a = 7,01 und c = 20,46 Å angegeben, der Schichtabstand beträgt damit 10,23 Å. Die Röntgenpulverdaten konnten allerdings nicht komplett indiziert werden.
LOCOCK et al. (2003) gelangen keine Synthese von einem für eine Strukturanalyse brauchbaren Einkristall von Uranocircit. Visuell als Einkristall erscheinendes Material erwies sich nach optischen Untersuchungen als Verwachsung. Auch wenn kein ideales Material zur Verfügung stand und eine Untersuchung in einer verschlossenen und mit Lösung gefüllten Kapillare notwendig war, konnte die Raumgruppe P2/c und eine Zelle mit a = 7,012, b = 6,99, c = 21,2 Å und β = 103,9° in Analogie zu der von Heinrichit bestimmt werden. Zu beachten ist, dass die Tafelebene der Kristalle hier (001) ist, im Unterschied zu Metauranocircit. Als Zusammensetzung wird Ba[(UO2)(PO4)]2(H2O)10 angegeben, bei Z = 2 beträgt die berechnete Dichte 3,45 g/cm3.

Metauranocircit I
Durch Immersion von natürlichem Metauranocircit von "Falkenstein, Saxony" in kaltem Wasser (zwischen 0 und 5°C) für 24 Stunden erhielten NUFFIELD & MILNE (1953) eine leichte Aufweitung des Basisabstandes c' von 8,45 auf 8,785 Å (c = 17,57 Å, Raumgruppe P422). Das Material konnte nur in feuchter Atmosphäre untersucht werden, schon in Immersionsflüssigkeit für die optischen Untersuchungen dehydrierte es sofort. Der Wassergehalt wurde auch hier nicht bestimmt. Die Autoren ordneten es dem voll hydratisierten Material zu, nach dem Basisabstand entspricht es jedoch der später als Metauranocircit I bezeichneten Phase.

Kurt WALENTA (1963) fand für Material mit 8 H2O, für das er die Bezeichnung "Meta-Uranocircit I" verwendete, eine tetragonale Zelle mit a = 6,95 und c = 17,65 Å sowie die Raumgruppe P42/n. Der Schichtabstand beträgt hier 8,825 Å.

Für eine Probe vom Streuberg, Bergen bei Falkenstein, Vogtland, gibt F. BLANCHARD (1985) eine tetragonale Zelle mit a = 6,9526 und c = 17,6342 Å an. Eine quantitative chemische Analyse liegt nicht vor, es wurden lediglich Ba, U und P als Hauptelemente sowie Si, Al, Fe und K in Spuren festgestellt. Auch der Wassergehalt wurde nicht bestimmt.
Eine Strukturanalyse von synthetischem Metauranocircit I wurde von LOCOCK et al. (2003) durchgeführt. Für die Messung wurde ein Kristall in einer Glaskapillare, aufgefüllt mit der Wachstumslösung, verwendet, um eine Dehydratation zu vermeiden. Die Autoren fanden eine monokline Zelle mit der Raumgruppe P21 und den Parametern a = 6,943, b = 17,634, c = 6,952 Å und β = 90,023°. Entsprechend der Standard-Aufstellung im monoklinen System ist die Tafelebene der Kristalle hier (010). Der Schichtabstand beträgt 8,817 Å. Aus der Strukturanalyse ergab sich für den Kristall eine Zusammensetzung Ba[(UO2)(PO4)]2(H2O)7. Der Wassergehalt ist hier also niedriger als bisher für Metauranocircit I angegeben. Es wurden jedoch keine Hinweise auf eine weitere Wassergruppe gefunden, ebenso zeigte sich in dem Strukturmodell keine Lücke mit einem Radius von mehr als 2 Å, die Platz für Wasser bieten könnte. Metauranocircit I ist wahrscheinlich isostrukturell mit Metaheinrichit, dem analogen Arsenatmineral. Die berechnete Dichte liegt bei 3,876 g/cm3.

Metauranocircit IÌ
Für eine Strukturanalyse von Metauranocircit verwendeten E.W. NUFFIELD & E.H. MILNE (1953) Material von"Falkenstein, Saxony". Sie fanden tetragonale Symmetrie, Raumgruppe P4/nmm und die Gitterparameter a = 6,96, c = 16,90 Å bei einem Zellinhalt von 2[Ba(UO2)2(PO4)2·8H2O]. Eine quantitative chemische Analyse wurde allerdings nicht durchgeführt, der Wassergehalt wurde nicht bestimmt. Bei der optischen Untersuchung fanden die Autoren eine "Mikroklin-artige" Verzwilligung. Da sich bei Rotations- und Weissenberg-Filmaufnahmen keine Anzeichen für eine Verzwilligung fanden, schlossen die Autoren, dass keine echte Verzwilligung sondern nur unterschiedliche Arrangements von Wassermolekülen in der Struktur vorliegen. Der Schichtabstand c' von 8,45 Å ist vergleichbar mit den Werten von Metatorbernit und Meta-Autunit. Im Unterschied zu diesen beiden Mineralen, bei denen der Schichtabstand auch dem Gitterparameter c entspricht, ist bei Metauranocircit letzterer Wert verdoppelt. Nach dem Schichtabstand dürfte der angenommene Wassergehalt zu hoch sein und es sich um Metauranocircit II handeln.
R. PULOU (1957) untersuchte einen Metauranocircit aus der Schlucht von Cayrou, Golinhac, Region Entraygues, Frankreich. Die quantitative Analyse ergab eine Zusammensetzung sehr ähnlich der von WEISBACH (1877) angegebenen und entspricht einem Wassergehalt von 8 pro Formeleinheit. Gitterparameter wurden nicht veröffentlicht, aus den Röntgenpulverdaten lässt sich ein Basisabstand von c' = 8,4 Å errechnen.
Für das Bariumuranylphosphat mit 6 Wasser pro Formeleinheit wählte Kurt WALENTA (1963) den Namen "Meta-Uranocircit II". Er stellte eine tetragonale Zelle mit a = 9,81 und c = 16,83 Å auf. Gegenüber der höher hydratisierten Phase ist sie um die c-Achse um 45° gedreht. Der Schichtabstand ist hier auf 8,415 Å verringert.
F. KHOSRAWAN-SAZEDJ (1982) veröffentlichte eine Strukturanalyse von synthetischem Metauranocircit II mit 6 Wasser pro Formeleinheit. Für die monokline Zelle wurde eine spezielle Aufstellung mit a = 9,789, b = 8,882, c = 16,868 Å und γ = 89,95° gewählt. Hier wird die pseudo-tetragonale Symmetrie deutlich und die Tafelebene der Kristalle bleibt (001).
LOCOCK et al. (2003) synthetisierten für Strukturanalysen Metauranocircit I. Ein nicht in einer Kapillare und in Lösung eingekapselter Kristall verlor bei einer Analyse durch die Wärmeentwicklung infolge der Absorption der Röntgenstrahlung Kristallwasser und wandelte sich in Metauranocircit II mit der Zusammensetzung Ba[(UO2)(PO4)]2(H2O)6 um. Der Abstand der Uranylphosphatschichten verringert sich dabei auf 8,43 Å und ist mit einem deutlichen Neuarrangement der Zwischenschicht verbunden, besonders der Barium-Positionen. Für die monokline Zelle geben LOCOCK et al. in Standard-Aufstellung die Raumgruppe P21/c sowie die Parameter a = 9,882, b = 16,868, c = 9,789 Å und β = 90,05° an.
Für einen natürlichen Metauranocircit II vom Streuberg-Bruch, Bergen bei Falkenstein konnte eine sehr ähnliche Zelle mit a = 9,839, b = 16,90, c = 9,814 Å und β = 90,09° durch eine Einkristalluntersuchung ermittelt werden (RRUFF Project / DOWNS, 2006). Eine chemische Analyse wird nicht angegeben, lediglich die ideale Formel mit 6 Wasser.




Gelb-grünliche Kristalle von Metauranocircit-I. Bergen, Vogtland, Sachsen, Deutschland. Größe der Kristalle im Zentrum 18 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


          Wie stabil ist Uranocircit ?

Nach den Untersuchungen von J. BEINTEMA (1938) zur Stabilität von künstlichem Uranocircit gegenüber dem Wasserdampfdruck und den Angaben bei NUFFIELD & MILNE (1953) und FRONDEL (1958) existieren drei verschiedene Phasen mit unterschiedlichem Wassergehalt:
1. Eine Phase mit 10 Wasser pro Formeleinheit als untere Grenze, die bei Raumtemperatur nur in feuchter Luft existieren kann, bei 20°C und 63 % Luftfeuchte sind 10 Wasser enthalten. Unter normalen atmosphärischen Bedingungen ist die Phase nicht stabil.
2. Eine Phase mit 6 - 10 Wasser, die bei 20°C und 6 - 20 % Luftfeuchte mit 6 Wasser stabil ist. Diese Phase entspricht dem natürlichen Metauranocircit. Bei den üblichen Luftfeuchten in Museen und Laboratorien zwischen 30 und 50 % wird ein Gehalt von 8 Wasser erhalten.
3. Eine Phase mit 2 - 6 Wasser, die stabil bei unter 3 % Luftfeuchte mit 2 Wasser ist.

Kurt WALENTA (1963) beschrieb, wie bereits erwähnt, verschiedene Hydratstufen vom Barium-Uranylphosphat. Uranocircit I und II sind sehr unbeständig, innerhalb kurzer Zeit entwässern sie unter normalen Umgebungsbedingungen zu Metauranocircit I. Dieser Übergang ist irreversibel, Meta-Uranocircit rehydriert nicht wieder zu Uranocircit II. Dagegen ist die Umwandlung von Metauranocircit I in II reversibel. LOCOCK et al. (2003) fanden eine Umwandlung von Metauranocircit I in Metauranocircit II durch die Einwirkung von Röntgenstrahlung bei der Analyse. Verwendet wurde MoKα-Strahlung.

Aus dem Vergleich von dem Barium-Uranylphosphat mit anderen Uranglimmern schlossen NUFFIELD & MILNE (1953), dass die Größe des Kations entscheidend für die Stabilität der voll hydratisierten Phase ist. Mit zunehmender Größe sinkt die Stabilität deutlich.


          Nomenklatur und Typlokalität

Der Name Uranocircit wurde durch WEISBACH 1877 für Material mit einem Wassergehalt von 8 pro Formeleinheit aufgestellt. CHURCH (1877) bestätigte den Wassergehalt noch im gleichen Jahr. Erst später wurde erkannt, dass es bei den Uranglimmern verschiedene Hydratstufen mit unterschiedlichen Eigenschaften gibt, zunächst durch RINNE 1901 für den Torbernit beschrieben. Für die dehydratisierte Form wählte er den Präfix "Meta-". GAUBERT übertrug 1904 dies auch auf den Uranocircit, was de facto eine Umbenennung von WEISBACHs Uranocircit darstellt. FRONDEL stellt 1958 fest, dass der Name angepasst wurde, um eine einheitliche Nomenklatur zu erreichen, und 'Uranocircit' jetzt in einem Reservestatus gehalten wird für die bis dahin noch nicht nachgewiesene natürliche, voll hydratisierte Phase. WALENTA (1963) definierte vier Hydratstufen, die allerdings nicht alle als anerkannte Minerale gelten.

LOCOCK et al. schrieben 2005, dass es zu den einzelnen Hydratstufen der Barium-Uranylphosphate keine einheitliche Terminologie gibt, und dass auch die Angaben zum Wassergehalt bei verschiedenen Autoren nicht übereinstimmen bzw. widersprüchlich sind. Dies ist nach wie vor der Fall, es gibt eine Reihe offener Fragen zu diesen Phasen.

Die Schreibweise 'Metauranocircit' wurde 2008 durch die Commission on New Minerals, Nomenclature and Classification der International Mineralogical Association festgelegt (BURKE, 2008). In früheren Publikationen findet sich meist die Schreibweise mit Bindestrich, als 'Meta-Uranocircit'. Danach muss noch eine weitere Umbenennung erfolgt sein, denn die "New IMA List of Minerals" enthielt mit Stand September 2014 die beiden Barium-Uranylphosphate, Uranocircit II, Ba(UO2)2(PO4)2·10H2O, und Metauranocircit I, Ba(UO2)2(PO4)2·6H2O. Wann die Umbenennung erfolgte, ist nicht ersichtlich. Die aktuelle Terminologie entspricht also der von WALENTA (1963) vorgeschlagenen, jedoch sind nur zwei der von ihm genannten vier Minerale akzeptiert. Eine Differenz gibt es bei der offiziellen Formel für Metauranocircit I, denn diese entspricht der für Metauranocircit II bei WALENTA.

Alle Literaturquellen geben für Metauranocircit I (oder Material, was diesem zugeordnet werden kann) entweder 7 oder 8 Wasser pro Formeleinheit an. Während eine Strukturanalyse an synthetischem Material 7 Wasser ergeben hat, zeigen die wenigen quantitativen chemischen Analysen des Minerals 8 Wasser pro Formeleinheit. Die Ursache dieser Differenz ist derzeit offen. Nicht auszuschließen ist es, dass geringe Unterschiede zwischen natürlichem und synthetischem Material bestehen. Unbekannt ist weiterhin, ob der Wassergehalt in Metauranocircit I und II etwas variabel ist, also einen gewissen, mehr oder weniger großen Bereich umfassen kann, oder genau definiert ist. Auffallend ist auch, dass in einigen Publikationen ein Wassergehalt von 8 pro Formeleinheit gefunden oder zugeschrieben wurde, die Röntgendaten jedoch dem wasserärmeren Metauranocircit II entsprechen. Möglicherweise fand hier eine Entwässerung durch das Pulverisieren der Probe und die Absorption der Röntgenstrahlung während der Analyse statt. Noch weniger Daten liegen über den höher hydratisierten, eigentlichen Uranocircit vor.
Es ist ebenfalls unbekannt, ob das Barium-Uranylphosphat unter natürlichen Bedingungen zunächst als Uranocircit gebildet wird und sich unter normalen Umgebungsbedingungen auf Grund seiner Instabilität schnell in Metauranocircit umwandelt, oder ob Metauranocircit auch primär gebildet werden kann.

Auch wenn das Mineral von Bergen bei Falkenstein ursprünglich als Uranocircit beschrieben wurde, handelt es sich entsprechend des Kristallwassergehaltes und der Umbenennung um einen Metauranocircit. Von Bergen sind durch eine Strukturanalyse und gute Röntgenpulverdaten sowohl Metauranocircit-I als auch Metauranocircit-II belegt. Nur ersterer ist von der IMA gegenwärtig als Mineral akzeptiert, wenn auch mit der Formel für Metauranocircit-II. Die Fundstelle in Bergen ist somit Typlokalität für dieses Mineral. Ein Nachweis für Uranocircit im heutigen, neu definierten Sinn liegt von Bergen bei Falkenstein bisher nicht vor. Selbst durchsichtiges, nicht trübes Material erwies sich bei Röntgenanalysen immer als ein Metauranocircit.



Chemische Analyse von Metauranocircit (in Masse-%)

    Komponenten,  
  WEISBACH
  (1877)
  Uranocircit,
  Bergen
  (WEISBACH, 1877) 1)   
  Uranocircit,
  theoretische
  Zusammensetzung   
  Metauranocircit I,
  theoretische
  Zusammensetzung   
  Metauranocircit II,
  theoretische
  Zusammensetzung   
  UO3   Uranoxyd   56.86   54.62   56.57   58.66
  BaO   Baryterde      14.57   14.64   15.16   15.72
  P2O5   Phosphorsäure   15.06   13.55   14.03   14.55
  H2O   Wasser   13.99   17.19   14.27   11.07
  Summe        99.88 100.00 100.00 100.00

1) Analyse von C. WINKLER



Literatur:
BEINTEMA, J. (1938): On the composition and the crystallography of the autunite and the meta-autunites.- Recueil des travaux chimiques des Pays-Bas et de la Belgique 57, 155-175

BLANCHARD, F. (1985): Metauranocircite-I.- Dept. of Geology, University of Florida, Gainesville, Florida, USA. ICDD Grant-in-Aid, 00-036-0407

BURKE, E.A.J. (2008): Tidying up mineral names: an IMA-CNMNC scheme for suffixes, hyphens and diacritical marks.- The Mineralogical Record 39, 131-135

CHURCH, A.H. (1877): Note on uranocircite.- Mineralogical Magazine 1, 234-236

DOWNS, R.T. (2006): The RRUFF Project: an integrated study of the chemistry, crystallography, Raman and infrared spectroscopy of minerals.- Program and Abstracts of the 19th General Meeting of the International Mineralogical Association in Kobe, Japan. O03-13. Daten von Webseite http://rruff.info/Metauranocircite/R070721 (zuletzt abgerufen 3.2.2015)

FRONDEL, C. (1958): Systematic mineralogy of uranium and thorium.- U.S. Geological Survey Bulletin 1064, 400 p. (speziell p. 177 und 211-215)

GAUBERT, P. (1904): Produits de déshydratation de quelques phosphates et orientation du chlorure de baryum sur les minéraux du groupe de l'autunite.- Bulletin de la Société française de Minéralogie 27, 222-233

KHOSRAWAN-SAZEDJ, F. (1982): The crystal structure of metauranocircite II, Ba(UO2)2(PO4)2(H2O)6.- Tschermaks Mineralogische und Petrographische Mitteilungen 29, 193-204

LARSEN, E.S. (1921): Microscopic determination of the nonopaque minerals.- United States Geological Survey, Bulletin 679. Government printing office, Washington, 294 p. (p. 149)

LOCOCK, A.J.; BURNS, P.C. & FLYNN, T.M. (2005): Structures of Strontium- and Barium-dominat compounds that contain the Autunite-type sheet.- Canadian Mineralogist 43, 721-733

NUFFIELD, E.W. & MILNE, I.H. (1953): Studies of radioactive compounds: VI - Meta-uranocircite.- American Mineralogist 38, 476-488

PULOU, R. (1957): Méta-uranocircite d'Entraygues (Aveyron).- Bulletin de la Société française de Minéralogie 80, 32-38

WALENTA, K. (1963): Über die Barium-Uranylphosphatmineralien Uranocircit I, Uranocircit II, Meta-Uranocircit I und Meta-Uranocircit II von Menzenschwand im südlichen Schwarzwald.- Jahreshefte des Geologischen Landesamts Baden-Württemberg 6, 113-135

WEISBACH, A. (1877): Mineralogische Mittheilungen. I. Walpurgin, II. Zeunerit und Uranospinit, III. Uranocircit, IV. Bismutosphärit, V. Roselith, VI. Kobaltspath.- Jahrbuch für das Berg- und Hüttenwesen im Königreiche Sachsen, Abhandlungen, p. 42-53

The New IMA List of Minerals – Updated September 2014. http://nrmima.nrm.se/



© Thomas Witzke

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