HOME
TYPLOKALITÄTEN
FUNDORTE
NAMEN
ENTDECKER
SACHSEN
THÜRINGEN
SACHSEN-ANHALT


Safflorit


Formel: CoAs2, orthorhombisch

Typlokalität: Grube Daniel, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen

Erstbeschreibung:
BREITHAUPT, A. (1817): Strahliger Weisser Speiskobold.- C.A.S. Hoffmann´s Handbuch der Mineralogie, Vol. 4.1.- Freiberg, Verl. Craz & Gerlach, p. 181-182
     (als "strahliger Weisser Speiskobold")

erste Erwähnung ohne Beschreibung:
WERNER, A.G. [herausgegeben von BREITHAUPT, A.] (1817): Abraham Gottlob Werner's letztes Mineral-System. Aus dessen Nachlasse auf oberbergamtliche Anordnung herausgegeben und mit Erläuterungen versehen.- Freyberg & Wien, bey Craz und Gerlach und bey Carl Gerold, 58 p. (p. 25)
     (als "fasricher Weißer Speiskobold", nur Name erwähnt, ohne Beschreibung und Typlokalität)

Benennung:
BREITHAUPT, A. (1835): (Über Saflorit).- Journal für praktische Chemie 4, 265
     (als "Saflorit")




Safflorit. Grube Türkschacht, Zschorlau bei Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen, Deutschland. Größe der Stufe 6,5 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


       Ein neues Cobaltmineral

Die erste Erwähnung des Minerals findet sich in dem 1817 posthum veröffentlichten Mineral-System von Abraham Gottlob WERNER. Er unterteilt hier den Weißen Speiskobold in:
"a. dichter Weißer Speiskobold,
 b. fasricher Weißer Speiskobold,
 c. gestrikter Weißer Speiskobold"
Hier wird jedoch lediglich der Name "fasricher Weißer Speiskobold" ohne Beschreibung oder Angabe eines Vorkommens genannt. August BREITHAUPT gibt dagegen noch im gleichen Jahr eine ausführliche Beschreibung unter dem Namen "strahliger Weisser Speiskobold":
"Er ist von zinnweisser Farbe, meist sehr dunkel und ins graue fallend, läuft jedoch noch leichter und wie die vorige Art an [gemeint ist Skutterudit – T.W.]. Man findet ihn derb, eingesprengt und nierenförmig. Im leztern Falle meist mit glatter und wenigglänzender Oberfläche. [...] Der Bruch ist gerad- und schmal bis sehr schmalstrahlig, zum Theil ins fasrige übergehend, büschel- oder sternförmig aus einander laufend. Er springt zum Theil in unbestimmtekkige, zum Theil in keilförmige und splittrige Bruchstükke. Halbhart im geringen Grade. [...] Vor dem Lötrohr auf der Kohle verflüchtigt er sich zum grösten Theil unter starker Entwikklung des arsenikalischen Dampfes und (Knoblauch-) Geruchs und mit Hinterlassung eines bräunlich schwarzen Oxyds [...], so daß der strahlige Weisse Speikobold, chemisch genommen, als ein koboldischer Arsenik zu bestimmen ist. Eine chemische Zergliederung desselben ist noch nicht unternommen. Er bricht auf Gängen in Urthonschiefer mit Quarz, Kalkspath, Kupfernikel. Zur Zeit ist er in deutlichen Abänderungen nur zu Schneeberg auf Daniel vorgekommen. Ziemlich selten".

Eine chemische Analyse von einem weißen Speiskobalt aus Richelsdorf nahm Friedrich STROMEYER vor (in HOFFMANN, 1832). Er fand eine Zusammensetzung nahe dem Cobalt-Biarsenid (s. Tabelle unten). Ernst HOFFMANN vergleicht 1832 diese Analyse mit der von einem Grauen Speiskobalt von der Grube Sauschwart in Schneeberg. Er findet einen höheren Eisengehalt, aber ansonsten ein gleiches Verhältnis der Metalle zum Arsen. HOFFMANN stellt die Formel "CoAs2" auf, wobei Co, Fe und Ni sich gegenseitig vertreten.


       Die Benennung als Safflorit

August BREITHAUPT erwähnt 1832 in seiner "Vollständigen Charakteristik des Mineralsystems" erstmals ein Kristallsystem für das Mineral:
"Nachahmende Gestalten mit drusiger Oberfläche in zarte rhombische Krystalle ausgehend."
Drei Jahre später ersetzt BREITHAUPT (1835) die deutsche Bezeichnung durch einen internationalen Namen:
"Der fasrige weisse Speiskobalt Werner's, für welchen ich den Namen Saflorit (wegen seines Gebrauchs) vorschlage, ist höchst wahrscheinlich rhombischer Krystallisation. Sein specifisches Gewicht fand ich = 7,123 bis 7,129. Er scheint hauptsächlich ein Kobaltbiarseniet zu sein".
Das Mineral findet sich hier noch in der Schreibweise Saflorit, erst etwas später setzt sich die Variante Safflorit durch. Bei der Namensgebung bezieht sich BREITHAUPT auf Saflor oder Safflor, die blaue Farbe, die aus Cobalterzen hergestellt wird. Johann Albert GESNER schreibt 1744, dass das deutsche Wort Saflor sich von lateinisch sapphirus, dem blauen Edelstein, ableitet und eine Zusammenziehung aus sapphiri color = saphirfarben ist.

Die Herstellung der blauen Farbe ist schon lange bekannt. So erwähnt der in Joachimsthal tätige und naturwissenschaftlich sehr interessierte Reformator Johannes MATHESIUS 1562 in seiner "Bergpostill oder Sarepta":
"Denn man brennet ein schöne blawe farbe auß wismut graupen / die etwas vil geldes gegolten / solche nennen die Töpffer / saffran farb"
Bei den "wismut graupen" handelt es sich um das nach dem Ausschmelzen von Wismut zurückbleibende Material, das oft viel Cobalterze enthielt. Ob "saffran" hier nur eine Verwechselung ist, oder ob diese Bezeichnung tatsächlich in Gebrauch war, lässt sich derzeit nicht sagen.
In dem anonym 1683 herausgegebenen Sammlungsverzeichnis von Élie BRACKENHOFFER (1618-1682) aus Strasbourg im Elsass findet sich im Kapitel "Cadmia Metallica, Kobolt":
"Minera Cadmiæ metallicæ, ex qua Arsenicum & Safflor præparatur, Kobolt-ertz auß Meichsen / darauß Safflor und Arsenicum gemacht wird. [...]
Cœrulum pulcherrimum ex Kobalto factum, ein sehr schön und hoher Blaw / auß Kobolt gemacht / kompt auß dem Schneeberg in Meichsen."
Mit "Meichsen" = Meißen ist hier nicht die Stadt, sondern das Fürstentum gemeint ist, das unter anderem große Teile des Erzgebirges umfasste.


       Safflorit = Smaltin ?

Der Safflorit wird lange Zeit nicht als ein eigenständiges Mineral akzeptiert. James Dwight DANA fasst 1850 die Cobaltarsenide unter dem Namen Smaltin zusammen und beschreibt sie als kubisch. Er versteht darunter den Weissen Speiskobold von WERNER, BREITHAUPTs Tesseralkies (das ist der heutige Skutterudit) und den nur im Inhaltsverzeichnis erwähnten Safflorit.
Die Schwierigkeit, diese Minerale mit den damaligen Techniken zu analysieren und klar zu definieren, ergibt sich aus den häufig engen Verwachsungen von Skutterudit (mit der idealen Zusammensetzung CoAs3) und Safflorit (ideal CoAs2). Hinzu kommt, dass Skutterudit oft ein Defizit an Arsen aufweist und die tatsächliche chemische Zusammensetzung von CoAs3 bis hin zu CoAs2 reichen kann. Bei vielen der historischen Analysen ist deshalb auch nicht eindeutig ersichtlich, welches Mineral tatsächlich untersucht wurde. Trotz BREITHAUPTs recht präziser Angaben und der recht weiten Verbreitung sollte es noch mehrere Jahrzehnte dauern, bis das Mineral allgemein anerkannt wurde.

In seinem "Handbuch für Mineralchemie" von 1860 führt Carl Friedrich RAMMELSBERG ebenfalls nur eine Spezies, den Speiskobalt, auf. Nach den chemischen Analysen unterteilt er es in vier Varianten, die er alle für kubisch hält: Dreiviertel-Arsenikkobalt, Einfach-Arsenikkobalt, Vierdrittel-Arsenikkobalt und Anderthalb-Arsenikkobalt (=Tesseralkies). RAMMELSBERG versteht hierunter allerdings nicht nur das an Cobalt dominante Material, unter den Analysenbeispielen finden sich auch einige mit höheren Anteilen an Nickel oder Eisen gegenüber Cobalt. Der Safflorit wird nur im Inhaltsverzeichnis als Synonym von Speiskobalt erwähnt.

1868 unterteilen James Dwight DANA und George Jarvis BRUSH die Cobaltarsenide in zwei Arten, den Smaltit und den Skutterudit, die hier beide als kubisch beschrieben werden. Bei ersterer Art werden drei Varietäten unterschieden: der Smaltin, mit wenig Nickel oder Eisen, der Chloanthit (= Rammelsbergit), mit hohem Nickelgehalt, und der Safflorit, der viel Eisen enthält. Als ideale Zusammensetzung gibt er "(Co,Fe,Ni)As2" an, wobei der tatsächliche Chemismus stark schwanken und bis hin zu dem von Skutterudit, "CoAs3", reichen kann.

Dagegen hatte Adolf KENNGOTT bereits 1854 bei der Untersuchung einer als "Eisenkobaltkies" bezeichneten Probe von Modum in Norwegen durch Kristallvermessung die orthorhombische Symmetrie und BREITHAUPTs Ansicht bestätigt,
"dass die Verbindung NiAs2 und die Verbindung CoAs2 jede zwei verschiedene Species bilden, jene den tessularischen Chloanthit und den orthorhombischen Weissnickelkies, diese den tessularischen Smaltit und den orthorhombischen Safflorit, und sich die tessularischen Species Chloanthit und Smaltit von den orthorhombischen Species Weissnickelkies und Safflorit ausser der krystallographischen Verschiedenheit durch ein niederes specifisches Gewicht unterscheiden ..."
Nach einer qualitativen chemischen Analyse und einer Dichtemessung stellt KENNGOTT das Material zwischen den Safflorit und den "Sätersbergit", heute als Löllingit bekannt.


Literatur:
Anonymus (1683): Mvsævm Brackenhofferianvm, Das ist/ Ordentliche Beschreibung Aller/ so wohl natürlicher als kunstreicher Sachen/ Welche sich in Weyland Hrn. Eliae Brackenhoffers/ gewesenen Dreyzehners bey hiesiger Statt Straßburg/ Hinterlassenem Cabinet befinden.- Straszburg, Gedruckt vnd verlegt durch Johann Welpern, 160 p. (p. 70)

BREITHAUPT, A. (1817): Strahliger Weisser Speiskobold.- C.A.S. Hoffmann´s Handbuch der Mineralogie, Vol. 4.1. Freiberg, Verl. Craz & Gerlach, p. 181-182

BREITHAUPT, A. (1832): Vollständige Charakteristik des Mineral-System's.- Dresden und Leipzig, Arnoldische Buchhandlung, 3. Auflage, 358 p. (p. 252-253)

BREITHAUPT, A. (1835): (Über Saflorit).- Journal für praktische Chemie 4, 265

DANA, J.D. (1850): A system of mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, George P. Putnam, third edition, 711 p. (p. 470-471 und 708)

DANA, J.D. & BRUSH, G.J. (1868): A system of mineralogy. Descriptive Mineralogy, comprising the most recent discoveries.- London, Trübner & Co. und New York, Wiley & Son, fifth edition, 827 p. (p. 70-71)

GESNER, J.A. (1744): Historia Cadmiae Fossilis Metallicae sive Cobalti et ex illo praeparatorum Zaffarae et Smalti.- Berolini, prostat in Officina Rudigeriana, 32 p. (p. 27)

HOFFMANN, E. (1832): Ueber die in der Natur vorkommenden Verbindungen des Arseniks mit Metallen.- Poggendorffs Annalen der Physik und Chemie 101 (Neue Folge 25), 485-494

KENNGOTT, A. (1854): Mineralogische Notizen (Neunte Folge). 2. Eisenkobaltkies.- Sitzungsberichte der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften 12, 24-26

MATHESIUS, J. (1562): Sarepta oder Bergpostill sampt der Joachimßthalischen kurtzen Chroniken.- Gedruckt zu Nürnberg, durch Johann vom Berg und Ulrich Newber, p. CXLII a

RAMMELSBERG, C.F. (1860): Handbuch für Mineralchemie.- Leipzig, Verlag von Wilhelm Engelmann, 1038 p. (p. 22-25)

WERNER, A.G. [herausgegeben von BREITHAUPT, A.] (1817): Abraham Gottlob Werner's letztes Mineral-System. Aus dessen Nachlasse auf oberbergamtliche Anordnung herausgegeben und mit Erläuterungen versehen.- Freyberg & Wien, bey Craz und Gerlach und bey Carl Gerold, 58 p. (p. 25)


Chemische Analysen von Safflorit (in Masse-%)

    weißer Speiskobalt,   
  Richelsdorf
  STROMEYER1)
  Grauer Speiskobalt,   
  Schneeberg,
  HOFFMANN (1832)  
  Safflorit,
  theoretische
  Zusammensetzung    
  Co   20.31   18.95   28.23
  Ni       1.79  
  Fe     3.42   11.71  
  Cu     0.15     1.89  
  Bi       0.01  
  S     0.88     0.66  
  As   74.21   70.87   71.77
  Summe       98.97   99.88 100.00

1) in HOFFMANN (1832)




© Thomas Witzke / Stollentroll

HOME
TYPLOKALITÄTEN
FUNDORTE
NAMEN
ENTDECKER
SACHSEN
THÜRINGEN
SACHSEN-ANHALT