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Köttigit
Formel: Zn3(AsO4)2·8H2O, monoklin
Typlokalität: Grube Daniel, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen
Erstbeschreibung:
KÖTTIG, O. (1849): Zinkarseniat (wasserhaltiges) von der Kobaltgrube Daniel bei
Schneeberg.- Journal für praktische Chemie 48, 183-186
(als "wasserhaltiges Zinkarseniat")
Benennung:
DANA, J.D. (1850): A System of Mineralogy, comprising the most recent discoveries.-
New York and London, published by George P. Putnam, 3rd edition, 711 p. (p. 487)
(als "Köttigit", ohne eigene Untersuchungen)
Dunkel rosa Köttigit. Grube Daniel, Neustädtel, Schneeberg, Sachsen.
Bildbreite 40 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Ein neues Zinkarsenat von Schneeberg
Im Jahr 1849 untersuchte Otto Friedrich KÖTTIG, damals Hüttengehilfe
und später Werkschemiker am Blaufarbenwerk Oberschlema, ein neues Mineral von der
Grube Daniel in Schneeberg-Neustädtel:
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"Das Zinkarseniat fand sich auf einem Speiskobalt führenden Gänge der
vorbemerkten Grube nur da, wo in nicht zu grosser Entfernung von demselben mit
Zinkblende imprägnirte Grünsteinzüge im Thonschiefer auftreten.
Zersetzung und wechselseitiger Austausch der Bestandtheile der Erze lieferten
jedenfalls dieses sinterartige Mineral, welches sich auf Thonschiefer in offenen,
seit längerer Zeit verlassenen Grubenbauen als dünner, vollkommen deckender
Ueberzug gebildet hatte.
Die Farbe dieses Ueberzugs ist kermesinroth bis pfirsichblüthroth (von
arsensaurem Kobaltoxydul), zuweilen fast weiss. Die kermesinrothen Partieen bilden
stetig verlaufende Krusten, die auf dem Querbruch deutlich krystallinisch-stängliche
Struktur und perlmutterähnlichen Glasglanz zeigen. Die Oberfläche dieser
kermesinrothen Schalen ist durch unvollkommene Krystallisation sammetartig schimmernd.
Selten sind die einzelnen Krystallindividuen so getrennt, dass man mehrere Flächen
derselben beobachten kann; auch ist dies nur mit Hülfe einer guten Lupe möglich.
An den Punkten, wo die krystallinische Kruste weniger stetig ausgebildet ist, treten
die kleinen Krystalle häufig bündelförmig zusammen. Die lichtkermesinrothen
und pfirsichblüthfarbenen Partieen bilden gewöhnlich dünne Lagen, die
oft heller und dunkler gefärbt mit einander wechseln. Auf dem Bruche bemerkt man
hier Seidenglanz. [...]
Der Strich des Minerals ist röthlichweiss.
Die Spaltbarkeit ist vollkommen nach einer Richtung zu beobachten.
Durchsichtigkeit besitzt es in mittleren Graden; je nach der Intensität der
Färbung kann man es als halb durchsichtig bis durchscheinend bezeichnen.
Die Härte weicht wenig von der des Kalkspathes ab.
Specifisches Gewicht nach mehrfachen Wägungen 3,1."
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Bei der chemischen Analyse fand KÖTTIG die unten in der Tabelle angegebene
Zusammensetzung. Er erkannte die nahe Verwandtschaft zum Erythrin und stellte die
Formel (übertragen in heutige Schreibweise)
(Zn,Co,Ni)3(AsO4)2·8H2O
auf.
Die Benennung als Köttigit
Otto Friedrich KÖTTIG selber hatte das Mineral 1849 nur als Zinkarseniat
bezeichnet. Kurz nach dieser Beschreibung benannte James Dwight DANA (1850)
das Mineral nach dem Schneeberger Chemiker, ohne jedoch eigene Untersuchungen daran anzustellen.
In der Mineralogischen Sammlung der TU Bergakademie Freiberg (Inv.-Nr. MiSa21206 und
MiSa2199) befinden sich zwei Stufen mit hell- bis dunkelrosa gefärbtem Köttigit, die
August BREITHAUPT 1849 von Otto KÖTTIG erhalten hatte und
die als Typexemplare betrachtet werden können. BREITHAUPT wählte für das
Mineral nach der LINNÉschen Nomenklatur die Bezeichnung Diatomus zincosus,
die jedoch keine Bedeutung erlangte.
Weitere Untersuchungen
Esper S. LARSEN veröffentlichte 1921 optische Daten zu einer carminroten
Probe Köttigit aus Schneeberg. Danach ist das Mineral optisch zweiachsig positiv mit den
Brechungsindizes α = 1,662, β = 1,683 und γ = 1,717
und mit 2V = 77°, es zeigt keinen Pleochroismus. LARSEN fand eine Härte
von 2,5 - 3 und eine Dichte von 3,1 g/cm3. Eine chemische Analyse
der Probe wurde nicht vorgenommen.
Im Rahmen einer Studie über Minerale vom Typ
A3(XO4)2·nH2O
untersuchte Caleb Wroe WOLFE (1940) auch den Köttigit. Für eine
Probe von Schneeberg, die allerdings nur qualitativ auf Zn getestet wurde, ließ sich eine
monokline Zelle, Raumgruppe C2/m, und die Parameter a = 10,11, b
= 13,31, c = 4,70 Å und β = 103°50' angeben. Für Z = 2 liegt
die berechnete Dichte bei 3,32 g/cm3, die gemessene Dichte
beträgt 3,33 g/cm3. Die von WOLFE bestimmten
Brechungsindizes α = 1,622, β = 1,638 und γ = 1,671
weichen sehr deutlich von den Werten von LARSEN ab.
Da die Daten von LARSEN und WOLFE an chemisch nicht analysierten
Exemplaren gewonnen wurden und Widersprüche aufwiesen, führte B. Darko STURMAN
(1976) eine weitere Untersuchung durch. Ihm stand eine Probe Köttigit aus Schneeberg
aus dem Royal Ontario Museum, Canada, zur Verfügung. Auf der Stufe fanden sich kleine
rote bis carminrote Kristalle von weniger als 0,3 mm Größe. Sie waren gestreckt nach
[001] und abgeflacht nach {010}. Nach einer Mikrosondenanalyse weist das
Material ein Kationenverhältnis von Zn:Co:Ni = 2,44 : 0,42 : 0,14 auf. Aus den
Röntgenpulverdaten ließ sich eine monokline Zelle mit a = 10,240, b =
13,401 c = 4,752 Å und β = 105°07' berechnen. Die theoretische
Dichte beträgt 3,24 g/cm3. Für die Brechungsindizees
fand STURMAN Werte von α = 1,619, β = 1,645 und
γ = 1,681. Ein schwacher Pleochroismus von X und Y = farblos und Z = blass
rosa ist vorhanden.
An dem durch STURMAN untersuchten Material konnte R.J. HILL
(1979) eine Strukturanalyse vornehmen. Alle Atompositionen inklusive der von Wasserstoff
konnten bestimmt werden. Die monokline Raumgruppe C2/m wurde bestätigt.
HILL fand die Gitterparameter a = 10,241, b = 13,405, c
= 4,757 Å und β = 105,21°. Die gute Spaltbarkeit nach {010}
ist auf eine Schichtstruktur mit Wasserstoffbrücken-Bindungen zwischen den Schichten
zurück zu führen.
Chemische Analyse von Köttigit (in Masse-%)
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Köttigit, Schneeberg (KÖTTIG, 1849) |
Köttigit, Schneeberg (STURMAN, 1976) |
Köttigit, theoretische Zusammensetzung |
ZnO |
30.52 |
33.6 |
39.50 |
CoO |
6.91 |
5.39 |
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NiO |
2.00 |
1.78 |
|
As2O5 |
37.17 (Differenz) |
39.5 |
37.19 |
H2O |
23.40 |
n.d. |
23.30 |
Summe |
100.00 |
|
99.99 |
Literatur:
DANA, J.D. (1850): A System of Mineralogy, comprising the most recent
discoveries.- New York and London, published by George P. Putnam, 3rd edition, 711 p.
(p. 487)
HILL, R.J. (1979): The crystal structure of köttigite.- American
Mineralogist 64, 376-382
KÖTTIG, O. (1849): Zinkarseniat (wasserhaltiges) von der Kobaltgrube
Daniel bei Schneeberg.- Journal für praktische Chemie 48, 183-186
LARSEN, E.S. (1921): Microscopic determination of the nonopaque minerals.-
United States Geological Survey, Bulletin 679. Government printing office, Washington,
294 p. (p. 96 und 224)
STURMAN, B.D. (1976): New data for köttigie and parasymplesite.-
Canadian Mineralogist 14, 437-441
WOLFE, C.W. (1940): Classification of minerals of the type
A3(XO4)2·nH2O
(concluded).- American Mineralogist 25, 787-809
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