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Schwarzer Jordisit. Glückauf-Schacht, Grube Himmelsfürst, Langenau, Brand-Erbisdorf bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 6 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Eine sehr kurze Originalbeschreibung
Die Erstbeschreibung des Jordisits durch Felix CORNU (1909) ist lediglich
eine sehr kurze Mitteilung und kann hier komplett wiedergegeben werden:
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"Bei der Untersuchung des Ilsemannits von Freiberg
(Mo3O8 + x aq) forschte ich vergebens
nach einem primären Molybdänminerale, das als die Ursprungssubstanz des
Ilsemannits aufzufassen wäre. Später stellte sich heraus, daß der Ilsemannit
aus schwarzem, staubförmigem, kolloidem Molybdänsulfid (Jordisit. D.V.) entstanden
ist. Der Fundort des Jordisit ist der Freieslebenstehende auf Himmelsfürst in Freiberg."
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Eine chemische Analyse fehlt, ebenso eine Begründung für die Wahl des Namens.
Vermutlich hat der frühe Tod CORNUs noch im gleichen Jahr eine
ausführlichere Arbeit verhindert. Jordisit wurde nach dem Kolloidchemiker Eduard
Friedrich Alexander JORDIS (1868-1917) benannt (BLACKBURN
& DENNEN, 1997).
Amorphes Molybdänsulfid
Die Existenz von amorphem Molybdänsulfid wurde später angezweifelt, nicht zuletzt
auf Grund der unvollständigen Angaben CORNUs. STAPLES
(1951) fand jedoch bei der Untersuchung eines feinkörnigen, schwarzen Materials von
der Kiggins Mine, Oregon, dass ein amorphes Molybdändisulfid vorliegt. Das Material
ließ sich nicht sauber separieren und bei der chemischen Analyse wurde neben
MoS2 auch fast 60% SiO2 gefunden,
jedoch lieferte die Röntgenanalyse nur die Linien von Quarz. STAPLES
schreibt, dass offenbar niemand seit der kurzen Notiz von CORNU ein Vorkommen
von Jordisit bestätigte, die Untersuchung des Materials aus Oregon aber die Existenz
der Verbindung als eigenständiges Minerals belegen sollte. CLARK
(1971) bestätigte bei Röntgen- und Mikrosondenanalysen das Vorkommen von
amorphem MoS2 an chilenischem Material. Die Verbindung ist
damit polymorph, neben Jordisit gibt es noch Molybdänit-2H und
Molybdänit-3R, wobei die letzteren beiden Polytypen von Molybdänit
sind und keine eigenständigen Minerale darstellen.
Neue Untersuchungen
Bei einer Untersuchung von Material aus der Sammlung der Bergakademie Freiberg fanden
KAO et al. (2001) mittels hochauflösender Transmissionselektronenmikroskopie
(HRTEM), dass Jordisit aus dünnen Paketen mit gebogenen Rändern besteht,
die hohle, ellipsoidale Einheiten von etwa 20 - 50 nm Abmessung bilden. Obwohl das
Mineral röntgenamorph ist, konnte mittels SAED (selected area electron diffraction)
ein schwaches Beugungsbild erhalten werden. Der d-Wert der wichtigsten Linie beträgt
6,1 Å, was mit den im HRTEM gemessenen Abstand von ca. 6 Å und dem Basisabstand
von Molybdänit zusammenfällt. Die chemische Analyse lieferte eine Zusammensetzung
Mo : S = 1 : 2. In der Nachbarschaft von Jordisit wurde kohlenstoffhaltiges Material
(Kerogen) festgestellt. Die Probe wurde bei KAO et al. (2001) als Cotyp
bezeichnet, wofür es jedoch keinen Nachweis gibt.
Begleitminerale von Jordisit von der Halde des Glückauf-Schachtes der Grube Himmelsfürst
in Langenau bei Brand-Erbisdorf sind unter anderem blauer Ilsemannit, Ferrimolybdit in
kleinen, gelben Kristallen, Wulfenit in erdigen, gelben Krusten (WITZKE,
1994) sowie ein sekundäres Molybdat-Mineral mit der Zusammensetzung
(X2)6+[As2Mo18O62]6-·nH2O
(X = Kationen, einschließlich
Cu2+, H3O+
etc.), das heteropolyanionische Cluster vom Dawson-Typ,
[As2Mo18O62]6-,
enthält (KOLITSCH & WITZKE, 2005).
Literatur:
BLACKBURN, W.H. & DENNEN, W.H. (1997): Encyclopedia of
Mineral Names.- The Canadian Mineralogist Special Publication 1, Ottawa
CORNU, F. (1909): Natürliches kolloides Molybdänsulfid (Jordisit).-
Zeitschrift für Chemie und Industrie der Kolloide 4, 190
CLARK, A.H. (1971): Molybdenite 2H1, molybdenite
3R, and jordisite from Carrizal Alto, Atacama, Chile.- American Mineralogist 56, 1832-1835
KAO, L.; PEACOR, D.R.; COVENEY, R.M.;
ZHAO, G.; DUNGEY, K.E.; CURTIS, M.D. &
PENNER-HAHN, J.E. (2001): A C/MoS2 mixed-layer
phase (MoSC) occuring in metalliferous black shales from southern China, and new data
on jordisite.- American Mineralogist 86, 852-861
KOLITSCH, U. & WITZKE, T. (2005): First occurrence of a
mineral containing a Dawson-type heteopolyanionic cluster
[As2Mo18O62]6-:
evidence from a crystal structure determination.- Mitteilungen der Österreichischen
Mineralogischen Gesellschaft 151, 68
STAPLES, L.W. (1951): Ilsemannite and jordisite.- American Mineralogist
36, 609-614
WITZKE, T. (1994): Neufunde aus Sachsen (II): Nordstrandit vom Bärenstein
bei Annaberg in Sachsen sowie weitere sächsische Neufunde von Ferrimolybdit, Kaatialait,
Geminit, Reichenbachit und anderen.- Lapis 19, Heft 10, 36-39
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