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Bergenit
Formel: Ca2Ba4[(UO2)3O2(PO4)2]3·16H2O, monoklin
Typlokalität: Halde am Streuberg, Bergen, Vogtland, Sachsen
Erstbeschreibung:
BÜLTEMANN, H.W. & MOH, G.H. (1959): Bergenit, ein neues Mineral der
Phosphuranylit-Gruppe.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte, 232-233
Gelbe Kristalle von Bergenit. Bergen, Vogtland, Sachsen. Bildbreite 1,6 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.
Die Entdeckung von Bergenit
Das Originalexemplar des Uranminerals wurde 1956 auf einer Halde am Streuberg bei Bergen im
Vogtland gefunden und durch Hans Wilhelm BÜLTEMANN & Günter Harald MOH
1959 beschrieben. Das neue Mineral bildete dünntafelige, gelbe Kristalle in dünnen
Überzügen auf Quarz. Als Begleitminerale traten Uranocircit, Torbernit, Autunit, "Renardit"
(= Dewindtit) und "Barium-Uranophan" auf. Da in der Paragenese Barium reichlich vertreten war,
wurde vermutet, dass es sich um ein Barium-Analogon von Phosphuranylit handelt. Analysendaten
werden für das Mineral nicht angegeben. Es findet sich lediglich der Hinweis "Die Bestimmung
erfolgte fluoreszenzanalytisch, röntgenfluoreszenzanalytisch, röntgenographisch,
spektralanalytisch, chemisch und mikroskopisch". Als Formel wird die eines synthetischen
"Barium-Phosphuranylits" angegeben:
Ba(UO2)4(PO4)2(OH)4·8H2O.
Bei den Gitterparametern werden ebenfalls nur die Daten eines orthorhombischen synthetischen
"Barium-Phosphuranylits" aufgeführt. Die Röntgenpulverdaten des natürlichen
Bergenits sind nicht indiziert.
BÜLTEMANN & MOH (1959) benannten das Mineral nach dem Fundort. Seit
der Erstbeschreibung zieht sich durch die internationale Literatur die Fundortangabe "Bergen an
der Trieb". Der Zusatz "an der Trieb" ist kein Bestandteil des Ortsnamens und eigentlich
überflüssig, da es nur ein Bergen im Vogtland gibt. Die Trieb ist ein kleiner,
unbedeutender Fluss.
Neue chemische und strukturelle Untersuchungen
Bei einer Neuuntersuchung des Holotyp-Exemplars und einer weiteren Probe durch
PIRET & DELIENS (1981) wurde die Formel
(Ba,Ca)2(UO2)3(PO4)2(OH)4·5.5 H2O
aufgestellt (siehe Tabelle). Nach einer Weissenberg-Aufnahme erwies sich Bergenit als monoklin,
Raumgruppe P21/c, mit a = 23,32, b = 17,19,
c = 20,63 Å, β = 93,0°, V = 8259 Å3 und Z = 18.
Phosphuranylit kristallisiert dagegen orthorhombisch, Raumgruppe C2221.
Bergenit zeigt jedoch strukturelle Beziehungen sowohl zum Phosphuranylit als auch zum Dumontit. Die
berechnete Dichte beträgt 4,98 g/cm3. Bergenit ist optisch zweiachsig
negativ mit α = 1,618 (berechnet), β = 1,694, γ = 1,722 und 2V = 60°.
PIRET & DELIENS (1981) geben an, dass die von BÜLTEMANN
& MOH (1959) festgestellte schwach orangebraune Fluoreszenz im lang- und kurzwelligen
UV-Licht auf eine unzureichende Filterung des Lichtes zurückzuführen sein dürfte und
dass Bergenit keine Fluoreszenz zeigt. Weder bei BÜLTEMANN & MOH
(1959) noch bei PIRET & DELIENS (1981) ist angegeben, wo das
Holotyp-Exemplar hinterlegt wurde.
Bei einer Strukturanalyse von Bergenit aus Bergen fanden LOCOCK & BURNS
(2003) eine monokline Zelle, Raumgruppe P21/c, mit a =
10,092, b = 17,245, c = 17,355 Å, β = 113,678°, V = 2766,2
Å3 und Z = 2 für die neue Formel
Ca2Ba4[(UO2)3O2(PO4)2]3·16H2O.
Die Autoren stellten fest, dass die Uranylphosphat-Schicht in der Struktur von Bergenit ein neues
geometrisches Isomer innerhalb der Phosphuranylit-Gruppe darstellt. Die mit der neuen Formel und
neuen Zelle berechnete Dichte beträgt 4,82 g/cm3.
Chemische Analyse von Bergenit (in Masse-%)
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Bergenit, Bergen /Vogtland (PIRET & DELIENS, 1981) |
Bergenit, theoretische Zusammensetzung |
CaO |
2.44 |
2.79 |
BaO |
13.98 |
15.28 |
UO3 |
62.54 |
64.14 |
P2O5 |
10.98 |
10.61 |
H2O |
10.06 (Differenz) |
7.18 |
Summe |
100.00 |
100.00 |
Literatur:
BÜLTEMANN, H.W. & MOH, G.H. (1959): Bergenit, ein neues Mineral der
Phosphuranylit-Gruppe.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte, 232-233
LOCOCK, A.J. & BURNS, P.C. (2003): The crystal structure of bergenite,
a new geometrical isomer of the phosphuranylite group.- Canadian Mineralogist 41, 91-101
PIRET, P. & DELIENS, M. (1981): Nouveles données sur la bergenite
holotype.- Bulletin de la Société française de minéralogie et de cristallographie
104, 16-18
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