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Annabergit


Formel: Ni3(AsO4)2·8H2O, monoklin

Typlokalität:
Sachsen (sicher sächsisches Erzgebirge, speziell Schneeberg) (und Los in Hälsingland und Nordmark in Värmland, Schweden) bzw.
Annaberg, Erzgebirge, Sachsen

Erstbeschreibung:
CRONSTEDT, A. von [das Buch ist anonym erschienen] (1758): Försök til Mineralogie eller Mineral Rikets Upställning.- Stockholm, Wildiska Tryckeriet, 251 p. (p. 218)
     (als Niccolum Calciforme, Ochra Niccoli)

erste Erwähnungen:
BRÜCKMANN, F.E. (1730): Magnalia Dei in locis svbterraneis Oder Unterirdische Schatz-Cammer Aller Königreiche und Länder IIter Theil, in Ausführlicher Beschreibung Aller, mehr als MDC. Bergwercke Durch Alle vier Welt-Theile.- Wolffenbüttel, 1136 p. (p. 589)
HEBENSTREIT, J.E. (1743): Museum Richterianum continens fossilia, animalia, vegetabilia mar(ina). Illustrata iconibus et commentariis. Accedit de gemmis scalptis antiquis liber singularis.- Leipzig, Casparus Fritsch, 384 p. (p. 125)
     (als grüner Beschlag auf Kupfernickel)

Benennung:
BROOKE, H.J. & MILLER, W.H. (1852): Elementary introduction to Mineralogy.- London, Gilbert & Rivington, 700 p. (p. 503-504)
     (als Annabergit)




Annabergit. Grube Markus Röhling, Annaberg, Erzgebirge, Sachsen. Bildbreite 4 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


           Typlokalität Annaberg ?

Die Typlokalität Annaberg im Erzgebirge ist für das Mineral problematisch, da dieser Fundort in den ersten Erwähnungen und Beschreibung nicht aufgeführt wird. Andererseits gilt traditionell, wenn ein Mineral nach einem Fundort benannt wurde, dieser auch als Typlokalität. Für die verschiedentlich erwähnte angeblich exakte Typlokalität "Teichgräber Flacher, Grube Kippenhain, Frohnau bei Annaberg" gibt es in der frühen Literatur keinerlei Belege.
Annabergit wurde 1852 von Henry James BROOKE und William Hallowes MILLER nach dem Fundort Annaberg im Erzgebirge benannt, ohne Erwähnung eines Bergwerks. Das Mineral ist jedoch zu dieser Zeit bereits seit rund 100 Jahren als Nickelocker oder Nickelblüte von verschiedenen Fundorten im Erzgebirge und in Schweden bekannt gewesen. Der Fundort Annaberg, speziell die Grube Galiläische Wirtschaft, wird erststmals 1789 für das Mineral genannt.


           Die ersten Hinweise auf das Mineral

1730 veröffentlicht Franz Ernst BRÜCKMANN den zweiten Teil seines umfangreichen Werkes "Magnalia Dei in locis svbterraneis ..." über die Bergwerke in der ganzen Welt. Unter der "Specification der Schneebergschen Ertze / Steine und Berg-Arten" findet sich der erste Hinweis auf den grünen Nickelocker:
"Kupfer Nickel mit Mißpickel in grünen Beschlag."
In der ersten, deutlich kürzeren Ausgabe von 1727 fehlt diese Angabe noch. "Kupfer Nickel" ist Nickelin, unter "Mißpickel" ist üblicherweise Arsenopyrit zu verstehen, es können jedoch auch andere Minerale gemeint sein.

In dem lateinisch/deutschen Katalog der bedeutenden Mineraliensammlung des Leipziger Kaufmanns und Ratsherrn Johann RICHTER, 1743 von dem Mediziner und Forschungsreisenden Johann Ernst HEBENSTREIT sehr aufwändig als "Museum Richterianum" publiziert, findet sich ein weiterer, sehr ähnlicher Hinweis auf das Mineral. In dem Abschnitt "Glebae Cobalti, cum pyrite, aeris argentique colore, qui Kupffernickel et Mispickel" führt HEBENSTREIT ein
"Kupffernicklichter Kobold, von aussen grün beschlagen, von Adam Heber, zu Schneeberg."
Beide Angaben können jedoch nicht als eine Erstbeschreibung des Minerals betrachtet werden, da das Mineral weder benannt noch in irgendeiner Form als eigenständig angesehen wird. Sie sind deshalb nur als erste Hinweise zu verstehen.

Auch in einer 1751 in Dresden verkauften, offenbar recht hochwertigen Sammlung eines namentlich nicht genannten Sammlers, die vom Auktionator Johann Christian CRELLIO angeboten wurde, findet sich ein Hinweis:
"Quärzige kobaldische Gangart mit grünen Kupfer-Nickel Beschlag; von der Catharina, bey Schneeberg."
(CRELLIO, 1751). Auffallend ist, dass das Mineral immer mit "Kupfer-Nickel", das heißt Nickelin, zusammen erwähnt wird.




Annabergit als grüner Anflug. Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen. Größe der Stufe 7 cm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.


           Ein neues Element und ein neues Mineral

Der schwedische Chemiker Axel Frederic von CRONSTEDT entdeckte 1751 im "Kupfernickel", heute als Nickelin bekannt, von der schwedischen Cobaltgrube Los in Hälsingland ein neues Metall, dass er nach dem Mineral als Nickel benannte. 1758, nur wenige Jahre nach der Entdeckung des neuen Elements, beschreibt CRONSTEDT in seinem "Försök til Mineralogie" auch einen grünen Nickelocker:
"I Kalkform. Nicccolum Calciforme. Ochra Niccoli. [...]
År grön, och wisar sig såsom en wittring på Kupfernickel."
Das Mineral ist grün und zeigt sich als Beschlag bei der Verwitterung von Kupfernickel. CRONSTEDT nennt als Fundorte für den Kupfernickel allgemein Sachsen sowie die Cobaltgruben von Los in Helsingland. Weiterhin kommt das Mineral mit Silber, aber ohne Kupfernickel in Nordmark in Värmland, Schweden, vor. Da CRONSTEDT dem Mineral einen Namen gibt und Eigenschaften sowie Vorkommen nennt, kann dies als die Erstbeschreibung betrachtet werden, auch wenn die Angaben insgesammt recht spärlich und von heutigen Kriterien weit entfernt sind.

In der deutschen Übersetzung von CRONSTEDTs Werk durch Morten Thrane BRÜNNICH von 1770 finden sich ebenfalls diese Angaben, als zusätzlicher Fundort für den Kupfernickel wird noch Saalfeld genannt. Mit Saalfeld in Thüringen ist mit Sicherheit Kamsdorf bei Saalfeld gemeint, da es in dem Ort selber kein Nickelin-Vorkommen gibt.

Als Typlokalitäten kann man also allgemein Sachsen (sächsisches Erzgebirge) und speziell Schneeberg, wenn man die Erwähnungen bei BRÜCKMANN und HEBENSTREIT mit einbeziehen möchte, sowie Los in Hälsingland und Nordmark in Värmland, Schweden, angeben. Angesichts der komplizierten Situation ist hier jedoch sicher eine flexible Betrachtung angebracht und Annaberg auf Grund der Benennung des Minerals als weitere, aber weder erste noch einzige Typlokalität zu führen.


           Weitere frühe Veröffentlichungen zu dem Nickelocker

Obwohl der Nickelocker 1758 beschrieben wurde, bleiben die Angaben zu dem Mineral lange Zeit sehr spärlich. In einigen Standardwerken der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts fehlt das Mineral ganz oder wird lediglich kurz als Begleiter des Kupfernickels erwähnt.

Ignatz Edler von BORN nennt 1772 in seinem in lateinisch geschriebenen Werk "Index Fossilium", besser bekannt unter der Bezeichnung "Lithophylacium Bornianum", vier Fundorte für das Mineral:
"OCHRA NICOLI virescens, e Louisa Christianna Hercyniæ.
- - - e territorio Salisburgensi.
- - - e Rappold ad Schneeberg Sax.
- - - in Spato ponderoso, e Morgenstern ad Freyberg ibid.
Mit ersterem Fundort ist die Grube Louise Christiane bei Bad Lauterberg im Harz gemeint. Aus den Gruben um Bad Lauterberg sind jedoch keine Nickelminerale bekannt. Vermutlich liegt hier eine Verwechselung mit anderen grünen Mineralen vor.

Der schwedische Chemiker Johan Gottschalk WALLERIUS (1778) kennt das Mineral als
"NICCOLUM colore viridi efflorescens. FLOS NICCOLI. [...] NICKEL-BLÜTHE. NICKEL-OCHER."
Fundorte nennt WALLERIUS nicht.
Lediglich eine Erwähnung als "Nikkelokker" ohne weitere Angaben findet sich 1789 bei Abraham Gottlob WERNER und Christian August Siegfried HOFFMANN in ihrem Mineralsystem.

Etwas ausführlicher geht Dietrich Ludwig Gustav KARSTEN ebenfalls noch 1789 auf das Mineral in der systematischen Zusammenstellung der Mineralsammlung des kurz vorher verstorbenen Nathanael Gottfried LESKE aus Leipzig ein. Er nennt es hier "Kupfernikkelokker", jedoch nicht, weil es angeblich Kupfer enthält, sondern weil es auf Kupfernickel ausblüht. KARSTEN beschreibt drei Stufen mit dem Mineral:
"3044 Kupfernikkelokker von hochäpfelgrüner Farbe auf Weissen-Speiskobold, der mit etwas drusigem Quarz und Koboldbeschlag gemengt ist; von der Galiläischen Wirtschaft zu Annaberg im Erzgebirge.
3045  Blass äpfelgrüne Kupfernikkelokker, auf derben Kupfernikkel, der mit vielem Braunspat, wie auch Weissen-Speiskobold und krystallisirten Bleiglanz gemengt ist; vom Himmelsfürsten unweit Freiberg.
3046  Aus dem äpfelgrünen, an einigen Stellen stark ins grasgrüne, an anderen hingegen stark ins weisse fallende Kupfernikkelokker auf Weissen-Speiskobold, mit Spröden-Glaserzkrystallen, und etwas eingemengtem Quarz; von Annaberg im Erzgebirge."

Abraham Gottlob WERNER führt 1791 unter dem "Nikkel-Geschlechte" drei Exemplare aus der damals sehr berühmten Mineralsammlung des Berghauptmanns Carl Eugen PABST VON OHAIN auf:
"1735 Blasäpfelgrüne Nikkelokker, auf Kupfernikkel, der mit etwas Schwerspathe gemengt ist; vom Pelikan zu Saalfeld."
Die beiden anderen Stücke stammen ebenfalls von dieser Fundstelle.

Eine Verbindung zum Erythrin stellt 1804 Friedrich MOHS (1804) her, da er beide Minerale als zu einer Sippschaft gehörend betrachtet:
"Nickelocker.
Die beiden Gattungen dieser Sippschaft [gemeint ist noch der Kobaltocker, d.h. Erythrin - T.W.] gehören zu den selteneren, und nur in kleinen Parthien vorkommenden Fossilien. Sie stehen in ziemlich naher Verwandtschaft miteinander; und dies konnte um so mehr dienen, die gegenwärtige Folge zu bestimmen, als dadurch auch die nahe verwandten Gattungen, der Kupfernickel, und der weisse Speisskobalt, in engere Verbindung treten. Der Nickelocker ist eine wahre Ausblühung. Die ausgezeichnete Farbe desselben ist apfelgrün. Er kommt äusserst selten derb vor und besteht aus matten, staubartigen, wenig zusammen gebackenen Theilchen, die auch nur schwach abfärben. Er bildet meistens Uiberzüge, und tingirt zuweilen verschiedene Gangarten."
MOHS erwähnt noch zwei Stufen aus Sachsen ohne nähere Fundortangabe.


           Chemische Untersuchungen

Der Chemiker Torbern BERGMAN (1782) betrachtet nach seinen Untersuchungen den Nickelocker als eine Verbindung von Nickel mit Luftsäure, also als ein Nickelcarbonat. Richard KIRWAN (1796) sieht es als Nickeloxid mit Arsensäure und Nickelvitriol an, also als ein arsenat- und sulfathaltiges Material. Jean-Claude DE LA MÉTHERIE (1797) hält das Mineral für Nickeloxid und gibt eine unvollständige Analyse durch KLAPROTH an, der aber offenbar ein Nickelhydrosilikat und nicht Annabergit vorliegen hatte. Rene Just HAÜY (1801) ist ebenfalls der Ansicht, dass es sich um ein Nickeloxid handelt und führt es unter dem Namen "nickel oxydé". Die vermutlich erste quantitative Analyse stammt von Pierre BERTHIER (1820), der Material von Allemont, Frankreich, untersuchte und es als wasserhaltiges arseniksaures Nickeloxydul erkannte. Seine Analyse (siehe Tabelle unten) liegt sehr dicht an der theoretischen Zusammensetzung.

Carl Moritz KERSTEN (1843) untersuchte mehrere Exemplare der Kobaltblüte und des Nickelockers, letzteren von den Gruben Weißer Hirsch, Adam Heber und vom Gang Gottes Geschick Stehenden bei Schneeberg im Erzgebirge, und kommt zu dem Ergebnis:
"Der Nickelocker ist demnach ähnlich zusammengesetzt wie die Kobaltblüthe und das Blaueisenerz, und seine Formel ist:
Die genannten drei Mineralspecien enthalten daher eine gleiche Anzahl Atome Wasser."
Die von KERSTEN 1843 aufgestellte Formel entspricht nach Übertragung in die aktuelle Schreibweise bereits der heute für das Mineral gültigen.


           Die Benennung als Annabergit

Henry James BROOKE & William Hallowes MILLER benennen 1852 den Nickelocker als Annabergit nach dem Fundort im Erzgebirge. Eine Begründung wird nicht angegeben, auch zeichnet Annaberg sich nicht durch das Vorkommen von besonders gutem Material aus. Als Fundorte erwähnen sie Andreasberg im Harz, Richelsdorf und Bieber in Hessen, Glücksbrunn und Saalfeld in Thüringen, Annaberg, Schneeberg und andere in Sachsen, Joachimsthal (Jachymov) in Böhmen, Allemont in Dauphiné und Texas.

Die unzutreffende Angabe "Teichgräber Flacher, Grube Kippenhain, Frohnau bei Annaberg" als Typlokalität für Annabergit geht wahrscheinlich auf HOFMANN (1992) zurück. Hier wird erwähnt, dass das Originalmaterial des Annabergits vom "Teichgräber Flachen am Frohnauer Schreckenberg (1852)" stammt und eine im Foto vorgestellte, von BREITHAUPT als Nickelgrün etikettierte Stufe als "Typstück" bezeichnet. BREITHAUPT hat jedoch an der Originalbeschreibung des Annabergits keinerlei Anteil. Bei WITTERN (2001) wird schließlich diese scheinbar exakte Typlokalität explizit für den Annabergit angegeben, jedoch nur mit Referenz BROOKE & MILLER (1852). Das ist eindeutig falsch, denn dort findet sich weder eine Gang- noch eine Grubenbezeichnung, ebensowenig wird Annaberg als einzigste Fundstelle genannt.


           Das Kristallsystem von Annabergit

Lange Zeit war nicht bekannt, wie der Annabergit kristallisiert, da nur pulverige Anflüge oder Aggregate aus feinen Fasern bekannt waren. Bei James Dwight DANA fehlt 1844 noch jegliche Angabe zu Kristallformen oder zum Kristallsystem. 1850 gibt DANA an, dass das Mineral eventuell triklin kristallisiert. Nur zwei Jahre später schreiben Henry James BROOKE & William Hallowes MILLER 1852, dass das Mineral wahrscheinlich isomorph mit Erythrin und Vivianit ist und "oblique", das heißt monoklin, kristallisiert und eine sehr perfekte Spaltbarkeit nach b, also in heutiger Notation nach {010}, aufweist.
Mangels geeigneter Kristalle des Minerals gelang es auch in den folgenden Jahrzehnten nicht, näheren Aufschluss über die kristallografischen Parameter des Minerals zu erlangen, auch wenn generell von der Isomorphie mit Vivianit und Erythrin ausgegangen und deshalb vergleichbare Werte wie bei diesen Mineralen anzunehmen waren. Noch 1933 findet sich in dem "Handbuch der Mineralogie" von Carl HINTZE und Gottlob LINCK, dass das Achsenverhätnis des Annabergits nicht bekannt ist. Zwar hatte bereits 1903 August Benjamin DE SCHULTEN aus mit Schwefelsäure versetzter Nickelsulfat-Lösung und Natriumhydrogenarsenat-Lösung nach 50 Tagen kleine synthetische Kriställchen von Annabergit erhalten, die in ihrer Form mit den Erythrinkristallen übereinstimmten, bei lediglich 0,015 mm Länge waren sie jedoch zu klein zum Vermessen.

1906 gelang A. SACHS die Vermessung von einem Kriställchen der Magnesium-haltigen Annabergit-Varietät Cabrerit aus Laurion, Griechenland. Die Untersuchungen "bestätigten das bisher nur vermutete monokline System des Cabrerites bzw. der Nickelblüte". SACHS fand das Achsenverhältnis a : b : c = 0.82386 : 1 : 0.77672 und β = 106°29' und schreibt weiter, dass damit die Isomorphie zwischen Bobierrit, Vivianit, Hörnesit, Symplesit, Kobaltblüte und Nickelblüte bestätigt wird. Auch wenn SACHS den Cabrerit explizit als Varietät der Nickelblüte bezeichnet, war der Status in den nächsten Jahrzehnten weniger klar. Bei HINTZE & LINCK (1933) wird Cabrerit als eigenständiges Mineral angesehen, und noch 1981 definierten YAKHONTOVA et al. für den Cabrerit als separates Mineral ein Feld zwischen den Endgliedern Erythrin, Annabergit und Hörnesit.

Eine Strukturanalyse an einem Magnesium-haltigen Annabergit (Varietät Cabrerit) wurde von GIUSEPPETTI & TADINI (1982) vorgenommen. WILDNER et al. (1996) publizierten eine Strukturanalyse von einem leicht Magnesium-haltigen Annabergit. Das Mineral kristallisiert monoklin, Raumgruppe C2/m, mit a = 10.179, b = 13.309, c = 4.725 Å und β = 105.99°.

JAMBOR & DUTRIZAC (1995) untersuchten in Syntheseexperimenten die Mischkristallbildung zwischen Erythrin, Annabergit und Hörnesit. Zwischen Erythrin und Annabergit gibt es eine lückenlose Mischkristallreihe. Innerhalb der Reihe sinkt mit zunehmendem Nickelgehalt kontinuierlich das Volumen der Elementarzelle. Die Mischbarkeit zwischen Annabergit und Hörnesit wurde bis zu einem Anteil von 60 % Ni im Kationenteil untersucht. Dabei zeigte sich auch, dass ein separates Feld in der Zusammensetzung für den "Cabrerit" nicht existiert.
Mischkristalle zwischen Annabergit und Erythrin sind auch aus natürlichen Vorkommen bekannt. Annabergite mit einem Cobaltgehalt sind jedoch farblich wenig auffällig, sie sind meist grau bis weiß bis hin zu blass rosa bei höheren Cobaltgehalten, trotz Nickel-Dominanz.



Chemische Analyse von Annabergit (in Masse-%)

   Nickelocher,
von Allemont
(BERTHIER, 1820)   
Nickelocher,
von Schneeberg,
Grube Adam Heber
(KERSTEN, 1843)   
Annabergit,
theoretische
Zusammensetzung     
FeO    Spur 1)     2.21  
CoO     2,5    Spur  
NiO   36.2   35.00   37.48
As2O5   36.8   38.90   38.44
SO3      Spur  
H2O   24.5   24.02   24.08
Summe      100.0 100.13 100.00

1) Eisenhaltige Thonerde





Annabergit mit Nickelin und Gersdorffit. Kamsdorf bei Saalfeld, Thüringen. Bildbreite 17 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke.



Literatur:
BERGMAN, T. (1782): Sciagraphia regni mineralis, secundum principia proxima digesti.- Lipsiæ et Dessaviæ, in Bibliopolio Eruditorum, 166 p. (p. 133, § 217)

BERTHIER, P. (1820): Ueber den Kupfernickel und Nickelocher von Allemont.- Neues Journal für Chemie und Physik 28, 155-159

BORN, Ignatz Edler von (1772): Index Fossilium, quae collegit, et in Classes ac Ordines disposuit Ignatius Eques a Born (Lithophylacium Bornianum).- Praga, apud Wolffgangum Gerle, Vol. I, 157 p. (p. 146)

BROOKE, H.J. & MILLER, W.H. (1852): Elementary introduction to Mineralogy.- London, Gilbert & Rivington, 700 p. (p. 503-504)

BRÜCKMANN, F.E. (1730): Magnalia Dei in locis svbterraneis Oder Unterirdische Schatz-Cammer Aller Königreiche und Länder IIter Theil, in Ausführlicher Beschreibung Aller, mehr als MDC. Bergwercke Durch Alle vier Welt-Theile.- Wolffenbüttel, 1136 p. (p. 589)

BRÜNNICH, M.Th. (1770): Cronstedts Versuch einer Mineralogie. Vermehret durch Brünnich.- Copenhagen und Leipzig, C.G. Proft und Rothens Erben, 296 p. (p. 262)

CRELLIO, J.C. (1751): Vollständiger CATALOGUS über eine so schöne als zahlreiche Ertz-Stuffen-Collection.- Dresden, gedruckt mit Krausischen Schrifften, 200 p. (p. 167)

CRONSTEDT, A. von (1751): Försök giorde med en malmart frän Los kobolt grufvor i Färila socken och Helsingeland.- Kongliga Svenska Vetenskapens Academiens Handlingar (Stockholm) 12, 287 (und 1754, 15, 38)

CRONSTEDT, A. von [das Buch ist anonym erschienen] (1758): Försök til Mineralogie eller Mineral Rikets Upställning.- Stockholm, Wildiska Tryckeriet, 251 p. (p. 218)

DANA, J.D. (1844): A System of mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, Wiley & Putnam, 2nd edition, 633 p. (p. 296)

DANA, J.D. (1850): A System of Mineralogy, comprising the most recent discoveries.- New York and London, published by George P. Putnam, 3rd edition, 711 p. (p. 478)

DE LA MÉTHERIE, J.C. (1797): Théorie de la Terre.- Paris, Maradan, p. 382-383

DE SCHULTEN, A. (1903): Reproduction artificielle de l'érythrine, de l'annabergite et de la cabrérite.- Bulletin de la Société française de Minéralogie 26, 87-90

GIUSEPPETTI, G. & TADINI, C. (1982): The crystal structure of cabrerite, (Ni,Mg)3(AsO4)2 · 8 H2O, a variety of annabergite.- Bulletin de la Société française de Minéralogie 105, 333-337

HAÜY, R.J. (1801): Traité de Minéralogie.- Paris, Louis, 3. Band, 588 p. (p. 516-518)

HEBENSTREIT, J.E. (1743): Mvsevm Richterianvm continens fossilia, animalia, vegetabilia mar(ina). Illustrata iconibus et commentariis. Accedit de gemmis scalptis antiqvis liber singvlaris.- Leipzig, Casparus Fritsch, 384 p. (p. 125)

HINTZE, C. & LINCK, G. (1933): Handbuch der Mineralogie. Erster Band, Vierte Abteilung, Zweite Hälfte. Phosphate, Arseniate, Antimoniate, Vanadate, Niobate und Tantalate 2. Teil, Arsenite und Antimonite, Organische Verbindungen.- Berlin und Leipzig, Walter de Gruyter & Co., 1454 p. (p. 1261-1264)

HOFMANN, F. (1992): Die Minerale des Annaberger Reviers im sächsischen Erzgebirge.- Lapis 17, Heft 12, 24-33

JAMBOR, J.L. & DUTRIZAC, J.E. (1995): Solid solutions in the annabergite - erythrite - hörnesite synthetic system.- Canadian Mineralogist 33, 1063-1071

KARSTEN, D.L.G. (1789): Des Herrn Nathanael Gottfried Leske hinterlassenes Mineralienkabinett, systematisch geordnet und beschrieben, auch mit vielen wissenschaftlichen Anmerkungen und mehreren äussern Beschreibungen der Fossilien begleitet.- Leipzig, im Verlage der I.G. Müllerschen Buchhandlung, Bd. 1, 578 p. (p. 537-538)

KERSTEN, C. (1843): Ueber die chemische Zusammensetzung der Producte der freiwilligen Zersetzung der Kobalt- und Nickelerze.- Poggendorfs Annalen der Physik und Chemie 60, 251-271

KIRWAN, R. (1796): Elements of Mineralogy. Second Edition with considerable improvements and additions. Vol. II. Salts, Inflammables, and Metallic Substances.- London, P. Elmsly, 529 p. (p. 283-284)

MOHS, F. (1804): Des Herrn JAC. FRIED. VON DER NULL Mineralienkabinett, nach einem, durchaus auf äussere Kennzeichen gegründeten Systeme geordnet, beschrieben, und durch Hinzuthuung vieler, dem gegenwärtigen Zustande der Mineralogie angemessener, erläuternder Anmerkungen und nöthiger Berichtigungen, als Handbuch der Oryctognosie brauchbar gemacht.- Wien, in der Camesinaischen Buchhandlung, 3. Abtheilung, 730 p. (p. 661-662)

SACHS, A. (1906): Die Kristallform der Nickelblüte.- Centralblatt für Mineralogie, Geologie und Paläontologie, Jahrgang 1906, 198-200

WALLERIUS, J.G. (1778): Systema mineralogicum, quo corpora mineralia in classes, ordines, genera et species suis cum varietatibus divisa, describuntur, atqve observationibus, experimentis et figures ænis illustratur.- Tom. II, Editio nova & correcta, Viennæ, ex Officina Krausiana, 640 p. + Register (p. 191)

WERNER, A.G. (1791): Ausführliches und sistematisches Verzeichnis des Mineralien-Kabinets des weiland kurfürstlich sächsischen Berghauptmanns Herrn Karl Eugen Pabst von Ohain. Erster Band.- Freiberg und Annaberg, in der Crazischen Buchhandlung, 368 p. (p. 207)

WERNER, A.G. & HOFFMANN, C.A.S. (1789): Mineralsystem des Herrn Inspektor Werners mit dessen Erlaubnis herausgegeben von C.A.S. Hoffmann.- Bergmännisches Journal 2, Band 1, 369-398

WILDNER, M.; GIESTER, G.; LENGAUER, C.L. & MCCAMMON, C.A. (1996): Structure and crystal chemistry of vivianite-type compounds: Crystal structures of erythrite and annabergite with a Mössbauer study of erythrite.- European Journal of Mineralogy 8, 187-192

WITTERN, A. (2001): Mineralfundorte und ihre Minerale in Deutschland.- Stuttgart, E. Schweizerbart

YAKHONTOVA, L.K.; GRUDEV, A.P. & PETROVA, A.A. (1981): Composition and nomenclature in the erythrine - annabergite series.- International Geology Review 23, 1291-1296




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