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Aluminit Formel: Al2(SO4)(OH)4 · 7 H2O, monoklin Typlokalität: Botanischer Garten des Pädagogiums, Halle, Sachsen-Anhalt Erstbeschreibung: LERCHE, J.J. (1730): Oryctographia Hallensis sive fossilium et mineralium in agro Halensi descriptio.- Inaugural-Dissertation, Halle (als "Lac lunae, terra lenis et friabilis candidissima") Benennung: HABERLE, C.C. (1805): Beiträge zu einer allgemeinen Einleitung in das Studium der Mineralogie als berichtigende Anmerkungen und Zusätze ...- Weimar, im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs, 412 p. (p. 262, 335) (als "Aluminit") Aluminit. Botanischer Garten des Pädagogiums, Halle, Sachsen-Anhalt. Durchmesser des Stücks 42 mm. Sammlung und Foto Thomas Witzke. "Lac Lunae" aus dem Botanischen Garten des Pädagogiums Halle Die erste Erwähnung des Minerals findet sich bei Johann Jakob LERCHE in seiner "Oryctographia Hallensis" von 1730. Er berichtet hier, dass das Mineral wenige Jahre zuvor bei der Anlegung des Botanischen Gartens des Pädagogiums gefunden worden sei. Es tritt hier in weißen, dichten Knollen auf. LERCHE bezeichnet das Material als "Lac lunae, terra lenis et friabilis candidissima" und geht vor allem auf den medizinischen Gebrauch ein. Er berichtet, dass es mit präpariertem Bergkristall gemengt, die Milch der Stillenden vermehren soll sowie bei Fieberanfällen und Harnsteinleiden angewendet werden kann. Weitere Untersuchungen an dem Mineral 1759 beschreibt Johann Christian Daniel SCHREBER das Mineral in seiner "Lithographia Halensis" näher und sieht es nach Versuchen mit dem Tschirnhausen’schen Brennspiegel, bei denen er bereits einen Schwefelgehalt bemerkte, für eine gipsartige Erde an:
Widersprüchliche chemische Analysen und heftige Kontroversen In den folgenden Jahren wurde die "Reine Thonerde" von mehreren Chemikern untersucht, da bislang noch keine quantitative Analyse vorlag. Eine erste Zerlegung lieferte Prof. FUCHS, erschienen 1796 (in LENZ). Er fand hauptsächlich "Thonerde", "Kalkerde" und "Verlust an Wasser und Kohlensäure" (s. unten, Tabelle 1). Diese Analyse wurde wenig später von SIMON (1802) heftig kritisiert, denn wenn Wasser und Kohlensäure analysiert sind, dann gehören sie zu den Bestandteilen und sind kein Verlust, wenn es aber einen Verlust gibt, dann ist dessen Zusammensetzung unbekannt. Alexander Nicolaus SCHERER, der Herausgeber des Journals, in der SIMONs Arbeit erschien, fügt hier noch eine Fußnote an:
Die unbefriedigende Analyse von FUCHS veranlasste Ludwig Achim VON ARNIM (1800) zu einer eigenen Untersuchung. Er fand im wesentlichen "Thonerde" (siehe Tabelle 1) und schien damit WERNERs Ansicht zu bestätigen. Auch Nicolas-Théodore de SAUSSURE (1801) beschäftigte sich mit dem Mineral. Er konnte ebenfalls als Hauptbestandteil Tonerde feststellen, führte allerdings keine vollständige Analyse durch, da ihn vorrangig die Frage interessierte, ob hier ein "kohlenstoffsaurer Thon", nach heutigem Verständnis ein Aluminiumcarbonat, vorliegt. Dies konnte SAUSSURE widerlegen, statt dessen vermutete er aber auf Grund seiner Analysen, dass in dem Material neben Tonerde eine neue, unbekannte Erde, also das Oxid eines noch nicht bekannten Elements, vorhanden sein könne. Bemerkenswerterweise beschäftigte sich SAUSSURE aber nicht weiter mit diesem Problem, sondern schrieb nur, dass er dies anderen Chemikern überlässt. Nach diesen Analysen schien festzustehen, dass WERNERs Vermutung weitgehend zutraf, und es sich bei dem Mineral um ein Aluminiumoxid mit eventuellen Nebenbestandteilen oder Verunreinigungen handelt. Die Bemerkung von SAUSSURE, vielleicht eine neue Erde gefunden zu haben, erregte die Aufmerksamkeit anderer Chemiker, die dessen Ansicht aber recht schnell bezweifelten. Der Berliner Professor SIMON sah sich zu einer weiteren Analyse des Minerals (siehe Tabelle 2) veranlasst. Er fand als Hauptbestandteile Ton (=Aluminiumoxid), Schwefelsäure und Wasser (SIMON, 1802). Dieses Ergebnis wich nun von den vorherigen wiederum völlig ab, woraufhin der französische Chemiker Antoine Francois FOURCROY (1802) eine Analyse durchführte, bei der er als Hauptbestandteile Tonerde, schwefelsauren Kalk und Wasser fand. Er ging davon aus, dass die Schwefelsäure, nach heutiger Terminologie also das Sulfat, mit dem Calcium und nicht mit dem Aluminium verbunden sei. Adolph Ferdinand GEHLEN (1803) konnte dies nach eigenen Untersuchungen nicht bestätigen und vermutete deshalb, dass FOURCROY mit Gips verunreinigtes Material untersucht hatte und schreibt weiter dazu:
Da nun mehrere Analysen unterschiedlicher Qualität und Vollständigkeit vorlagen, jedoch immer noch keine eindeutige Klarkeit über die Zusammensetzung des Minerals herrschte, führte der Apotheker Christian Friedrich BUCHOLZ 1805 eine weitere Analyse durch (zit. in GEHLEN, 1805), die mit der von SIMON fast völlig übereinstimmte (siehe Tabelle 2). GEHLEN nahm dies zum Anlass, seine Meinung über FOURCROYs Analyse noch einmal zu bekräftigen. Die von SIMON und BUCHOLZ gefundene Zusammensetzung wurde nun allgemein akzeptiert. Beide liegen sehr dicht an dem idealen Chemismus des Minerals. Die Benennung als Aluminit Unter Bezug auf die Analyse durch BUCHOLZ von 1805 schreibt Christian KEFERSTEIN in seinem Beitrag zur Geschichte des Aluminits von 1816:
Eine ausführliche Beschreibung veröffentlicht HABERLE dann 1806. Hier wird deutlich, dass er den Namen Aluminit nicht nur für das heute so bekannte Mineral verwendete, sondern in einem viel weiteren Sinn. Er führt ihn auch nicht bei den Mineralen, sondern den Gesteinen an:
Dietrich Ludwig Gustav KARSTEN hat 1808 den Aluminit unter diesem Namen als Mineral in seine Mineralogischen Tabellen aufgenommen und so einem breiteren Publikum bekannt gemacht. Die Entstehung von Aluminit - künstlich oder natürlich ? Bereits 1781 machte sich SCHREBER Gedanken über die Entstehung des Minerals. In der knolligen Gestalt sah er eine Übereinstimmung mit den Schwefelkies-Knollen und vermutete deshalb, dass es sich daraus gebildet hatte. SCHREBER vermutete, dass die "Vitriolteile" der Kiese ausgewaschen und die "Thonerde" aus dem umliegenden Gestein an deren Stelle gespült wurde, oder dass die "Thonerde" bei der Verwitterung des Kieses zurück geblieben sein. Eine ganz andere Ansicht fand sich in einer Abhandlung über die Produkte des Mineralreichs in den Königlich-Preußischen Staaten von Friedrich Anton VON HEYNITZ von 1786:
Durch weitere Funde in dieser Zeit konnte jedoch eine natürliche Bildung des Minerals belegt werden. Carl SCHMIEDER schrieb 1807 in einer Vorrede zu seiner Übersetzung von Theophrasts Abhandlung von den Steinarten, dass er die "Hallische Thonerde" auch in der Steinstraße in Halle unter den gleichen Umständen wie im Garten des Pädagogiums, sowie in der Lehmgrube von Morl bei Halle, dicht an der Chausse nach Magdeburg gefunden hat. KEFERSTEIN (1816) beschreibt dieses und weitere Vorkommen bei Morl ausführlicher und erwähnt noch eine Fundstelle bei dem Dorf Gutenberg bei Halle. Nach diesen Funden wurde die natürliche Entstehung des Aluminits auch am Originalfundort allgemein akzeptiert. Der genaue Originalfundort In den meisten Arbeiten findet sich lediglich die Angabe, dass das Mineral im Garten bzw. im Botanischen Garten des Pädagogiums gefunden wurde. Die detailliertesten Angaben zu dem Vorkommen macht Christian KEFERSTEIN 1816:
Das Vorkommen des Aluminits auf dem Gelände des Pädagogiums wurde genutzt, um dessen eigene Sammlung an Mineralen zu erweitern. So setzte Dr. MEINECKE, ein dortiger Lehrer, 1805 eine Tauschanzeige in die Presse. Sie enthält noch einige weitere Details zu dem Vorkommen und soll deshalb hier komplett wiedergegeben werden:
Der genaue Fundort im Botanischen Garten des Pädagogiums ist heute schwierig zu lokalisieren. Das Pädagogium wurde 1695 als Bestandteil der Franckeschen Stiftungen durch August Hermann FRANCKE in Halle gegründet. Im Laufe der Jahrhunder gab es hier zahlreiche Um- und Neubauten. Tabelle 1. Chemische Analyse von Aluminit ("Reine Thonerde") von Halle (in Masse-%)
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1) Wasser und Kohlensäure 2) Eisen Tabelle 2. Chemische Analyse von Aluminit ("Reine Thonerde") von Halle (in Masse-%)
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1) Eisen, Kalkerde und Kieselerde 2) Kalk, Kieselerde und eine Spur Kochsalzsäure 3) Eisenoxyd, Kieselerde und Kalk Literatur: ARNIM, L.A. von (1800): Zerlegung der sogenannten Hallischen Thonerde, aus dem Garten des Königl. Pädagogiums in Halle.- Allgemeines Journal der Chemie 4, 566-568 CHENEVIX, R. (1805): Ueber die reine Thonerde von Halle.- Annalen der Physik 20, 485-493 FOURCROY, A.F. (1802): Analyse de l'alumine de Hall, en Saxe.- Annales du Muséum National d'Histoire Naturelle 1, 43-48 GEHLEN, A.F. (1803): Ueber die Hallesche Thonerde.- Neues Allgemeines Journal der Chemie 1, 671-675 GEHLEN, A.F. (1805): Wiederholte Analyse der Hallischen sogenannten reinen Thonerde.- Neues Allgemeines Journal der Chemie 4, 445-446 HABERLE, C.C. (1805): Beiträge zu einer allgemeinen Einleitung in das Studium der Mineralogie als berichtigende Anmerkungen und Zusätze 1. Zu des Hrn. Prof. Batsch Einleitung in das Studium der allgemeinen Naturgeschichte, erste Abtheilung Mineralreich. 2. Zu des Hrn. Prof. Hauy Traité de Mineralogie und der davon erschienenen Uebersetzung unter dem Titel: Lehrbuch der Mineralogie von Bürger Hauy. 3. Zu den bisherigen Lehrbüchern der Mineralogie, nach des Hrn. Bergrath Werner System. Nebst neuen eigenen Beobachtungen über die Krystallisationsverhältnisse und das regelmäßige Gefüge des Arragon's und des Kalkspathes.- Weimar, im Verlage des Landes-Industrie-Comptoirs. 412 p. (p. 262, 335) HABERLE, C.C. (1806) Characterisirende Darstellung des zu den Bertuchschen Tafeln der allgemeinen Naturgeschichte gehörigen kleinen Mineralien-Kabinets nach den neuesten mineralogischen und chemischen Beobachtungen und Erfahrungen entworfen, und zur Demonstration des gesammten-Mineral-Reichs in Schulen und Lehranstalten so wie auch zum Selbstunterrichte für Liebhaber der Naturgeschichte bestimmt.- Weimar, im Verlage des Landes Industrie Comptoirs, 202 p. (p. 51) HEYNITZ, F.A. von (1786): Abhandlung über die Produkte des Mineralreichs in den Königlich-Preußischen Staaten und über die Mittel, diesen Zweig des Staats-Haushaltes immer mehr empor zu bringen.- Berlin, bey George Jacob Decker, 113 p. (p. 81) HINTZE, C. (1930): Handbuch der Mineralogie.- Erster Band, Dritte Abteilung, Zweite Hälfte, Berlin und Leipzig, Walter de Gruyter & Co., p. 4432 KARSTEN, D.L.G. (1808): Mineralogische Tabellen mit Rüksicht auf die neuesten Entdekkungen ausgearbeitet und mit erläuternden Anmerkungen versehen.- 2. Auflage, Berlin, bei Heinrich August Rottmann KEFERSTEIN, Ch. (1816): Ueber den Aluminit.- Taschenbuch für die gesammte Mineralogie 10, 33-61 LENZ, J.G. (1796): Mineralogisches Handbuch durch weitere Ausführung des Wernerschen Systems.- 2. Auflage, Hildburghausen, bey Iohann Gottfried Hanisch (p. 74) LERCHE, J.J. (1730): Oryctographia Hallensis sive fossilium et mineralium in agro Halensi descriptio.- Inaugural-Dissertation, Halle MEINECKE, . (1805): Anerbieten die reine Thonerde zu Halle betreffend.- Intelligenzblatt der Allgemeinen Literatur-Zeitung, Nr. 60, 13. April 1805, p. 487-488 SAUSSURE, N.-T. de (1801): Versuche und Beobachtungen über den Thon.- Allgemeines Journal der Chemie 7, 444-472 SCHMIEDER, C. (1807): Theophrasts Abhandlung von den Steinarten. Aus dem Griechischen übersetzt und mit Anmerkungen begleitet.- Freyberg, in der Craz und Gerlachschen Buchhandlung, 84 p. (p. IV - VII) SCHREBER, I.C.D. (1759): Lithographia Halensis exhibens Lapides Circa Halam Saxonum Reperiundos Systematice Digestos Secundum Classes et Ordines Genera et Species cum Synonymus Selectis et Descriptionibus Specierum.- Halae, impressit Ioh. Iac. Curt SCHREBER, I.C.D. (1781): Versuche mit dem hallischen sogenannten Lac lunae.- Naturforscher 15, 209-235 SCHUMACHER, C.F. (1801): Versuch eines Verzeichnisses der in den Dänisch-Nordischen Staaten sich findenden einfachen Mineralien mit Tabellen der einfachen Fossilien nach ihren vorwaltenden Bestandtheilen.- Kopenhagen, bey Friedrich Brummer, 172 p. (p. 52) SIMON, . (1802): Chemische Untersuchung der Halleschen Thonerde nebst einigen Bemerkungen über die analytischen Arbeiten.- Allgemeines Journal der Chemie 9, 137-163 WERNER, A.G. (1780): Axel von Kronstedts Versuch einer Mineralogie. Aufs neue aus dem Schwedischen übersetzt und nächst verschiedenen Anmerkungen vorzüglich mit äusseren Beschreibungen der Fossilien vermehrt.- Leipzig, Verl. Siegfried Lebrecht Crusius (p. 176-177) WIDENMANN, J.F.W. (1794): Handbuch des oryktognostischen Theils der Mineralogie.- Leipzig, bey Siegfried Lebrecht Crusius, 1040 p. (p. 386) |
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