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Zeichen, Tafeln, Inschriften und Zeichnungen im Bergbau

von Dr. Thomas Witzke


5. sonstige Tafeln, Inschriften, Zeichen und Malereien

5.7. sonstige Inschriften, Sinnsprüche, Ermahnungen usw.

Besonders reich mit Sinnsprüchen und Ermahnungen sind die Wände der Kammer für die Fördermaschine des Blindschachtes in der Kupfergrube Sadisdorf im Erzgebirge versehen.
So finden sich hier die Inschriften, die der Maschinist die ganze Zeit vor Augen hatte:
"Aufmerksam u. sauber ist deine Pflicht. Drum, Maschinist, vergiß es nicht.".
"Edel sei der Bergmann hilfreich und gut".
"Es grüne die Tanne, es wachse das Erz. Gott schenk uns Bergleut ein fröhliches Herz.Glück Auf.", und darunter, kaum noch zu entziffern "Fang deine Arbeit munter an, so ist sie auch schon halb getan".
"Bergmannsblut hat frohen Mut" (hier nicht im Bild dargestellt).

Bild 5.7.01: Inschrift in der Kupfergrube Sadisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.7.02: Inschrift in der Kupfergrube Sadisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.7.03: Inschrift in der Kupfergrube Sadisdorf, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Nur schwach und in schwer lesbarer Sütterlin-Schrift um 1900 in einen Stoß mit einer ebenen Schieferfläche gekratzt ist der folgende Spruch aus der Grube Wohlfahrt in Rescheid, Eifel:

"Mensch bedenk du hast Verstand
drum scheiß in die Rösch und nicht
auf den Rand"


Bild 5.7.04: Inschrift in der Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.









Gelegentlich finden sich boshafte, spöttische und ironische Inschriften oder Karikaturen. Ein Beispiel dafür ist in der Grube Reiche Zeche, Freiberg zu sehen. Hier hat jemand Kritik an einer bemerkenswerten Form des Ausbaus geübt:
"Den Berggeist aus den Latschen haut / solcher Fromms wie Osmi baut".

Bild 5.7.05: Eine boshafte Inschrift. Reiche Zeche, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Thomas Witzke.









Interessante Begebenheiten abseits des offiziellen Grubenbetriebes dürften sicher recht selten vermerkt worden sein. Bemerkenswert ist hier eine Inschrift in der Kalksteingrube St. Pietersberg, Maastricht, von 1630.

Bild 5.7.06: Inschrift von 1630, Nördliches Gangsystem, St. Pietersberg, Maastricht. Foto: Thomas Witzke.









Die Inschrift lautet:

LE VALEREVX BeLgi
DANS Ce LIEV SA TROVVE
VYNE CRAINNOIT PERSONNE
QVY GRAND QVIL EVSTET
Ce IOVRDHVY NOS DEMAND
eT MeRCY eT PAD(?)ON
PRESANTANt NVS DONNeR
DEVX CARL D OR PATACON
MAIS eSTANT PLVS DISCRet
QVE DE PRENDRe SON ARgEN
NOVS L AVONS LAPIDe eT
FASTONNE TRES BIeN

SILVIVS eT GHYS EN
L'AN 1630
Le 5 d AVRIL
2 HeVRS APRES DINE



Die Übersetzung lautet:

Die tapferen Belgier
An dieser Stelle
hat sich eine feige (?) [oder verängstigte ?] Person befunden,
die großzügig wie sie war,
uns heute um Gnade
und Vergebung bat,
währenddessen sie uns zwei falsche [oder wertlose ?] goldene
Karlsmünzen (Carl d'or) angeboten hat.
Aber zu bescheiden
um ihr Geld anzunehmen,
haben wir sie mit Steinen beworfen
und sehr gut gefesselt.

Silvius und Ghys,
Im Jahre 1630,
am 5. April,
2 Stunden nach dem Abendessen



Die Grube war rund 800 Jahre in Betrieb. Ein Teil der Grube, in der sich auch die Inschrift befindet, war zeitweise frei zugänglich und hier konnte jeder, der Baumaterial benötigte, gegen ein Entgelt Kalkstein brechen.
Für die Übersetzung sei an dieser Stelle Robert Vercauteren (Brüssel) und Eric Welling (Köln) ganz herzlich gedankt. Zum historischen Hintergrund hat Eric Welling folgendes angemerkt:
"Im historischen Rahmen kann man die Inschrift durchaus als authentisch betrachten. Von 1568 bis 1648 (Frieden von Münster) herrschte in den historischen Niederlanden der 80-jährigen Krieg (vgl. in Deutschland der 30-jährige Krieg). Die nördlichen, protestantischen Holländischen Staaten kämpften gegen die Spanisch-besetzten, katholischen südlichen Niederlanden (etwa Flandern). Auf beiden Seiten kämpften vor allem Söldner, die hauptsächlich aus den Deutschen Ländern (wie etwa Wilhelm von Oranien) und Frankreich kamen. Maastricht (und die direkte Umgebung) war eine Enklave der Holländischen nördlichen Protestanten (Geuzen) in den südlich, Spanisch-besetzten Niederlanden.
Der Text kann sowohl wörtlich, aber auch ironisch gemeint sein.
Maastricht (Fr. Maestricht) hat immer mehr oder weniger an der Sprachgrenze zwischen Holländisch/Flämisch und Französich gelegen. Das ist auch heute noch so. Die Sprachgrenze verlief damals von Maastricht bis etwa nördlich der Normandie.
Carl d'or: Goldene Münze des Kaiser Karl V. Das Geldstück hatte ein Gewicht von 2,91gr, Goldanteil nur 0,583% (14 Karat)."




© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren


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