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Zeichen, Tafeln, Inschriften und Zeichnungen im Bergbau

von Dr. Thomas Witzke


5. sonstige Tafeln, Inschriften, Zeichen und Malereien

5.3. Verschiedene Zeichnungen

Zeichnungen und Gravuren verschiedener Art finden sich gelegentlich in Bergwerken. Entweder wurden sie von den Bergleuten oder von Besuchern angefertigt. Man findet sowohl schnelle Skizzen als auch sorgfältige Arbeiten. Zum Teil tun diese Zeichnungen irgendwelche Ansichten des Herstellers kund, zum Teil sind es Darstellungen aus dem Arbeits- und Lebensumfeld, zum Teil sind es mehr oder weniger kunstvolle Selbstdarstellungen.
Einen besonderen Reichtum an Zeichnungen weisen die z.T. über 800 Jahre alten Kalksteingruben bei Maastricht auf. Der helle Kalkstein und die glatten, durch den Abbau entstehenden Flächen laden auch dazu ein, hier Zeichnung und Inschriften anzubringen. Die Gruben haben offenbar schon sehr zeitig einen intensiven Grubentourismus erlebt. Recht häufige Zeichnungen von Soldaten und Söldnern weisen darauf hin, dass die Bergwerke während kriegerischer Zeiten als Versteck genutzt wurden und offenbar auch von Soldaten aufgesucht und durchsucht wurden (siehe auch die Inschriften in Kapitel 5.1.).


Die folgenden fünf Zeichnungen befinden sich alle in enger Nachbarschaft in der Caestert-Grube im belgisch-niederländischen Grenzgebiet. Nach Stilistik der Zeichnungen und der Kleidung der dargestellten Personen stammen sie wahrscheinlich aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. Der Narr trägt eine Kappe mit Eselsohren. Die Narren-Symbolik zur damaligen Zeit ist sehr komplex und unterscheidet sich von der heutigen. Man vergleiche hier z.B. Sebastian Brandt's "Narrenschiff" von 1494, in dem über 100 Laster, Dummheiten und Verhaltensweisen kritisch und satirisch in Wort und Bild dargestellt werden.
Bemerkenswert ist in der Caestert-Grube die Darstellung eines Narren als Bergmann. Die genauen Zusammenhänge müssten noch untersucht werden. Sicher nicht zutreffend sind primitive Deutungen wie "Bergleute sind Narren" oder "Wer hier Kalkstein heraussägt, ist ein Narr".
Die zweite Narrenfigur trägt einen Narrenstab mit Narrenkopf. Auch ein derartiger Narrenstab findet sich auf Abbildungen im "Narrenschiff" und anderen Werken aus dem 15. Jahrhundert. Der Narrenstab kann hier vielleicht als ein Spiegel gesehen werden, den der Narr jemandem vorhält, oder er kann mit dem Narrenstab wie mit einem zweiten Narren sprechen.

Bild 5.3.01:
Zeichnung eines Narren mit dem typischen Werkzeug der Bergleute, einer großen Säge, der einen Kalksteinblock heraussägt. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.02:
Zeichnung eines Narren, eines Riesen (?) und eines Königs (?). Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.03:
Zeichnung eines Frau, die ihre Seele an den Teufel verkauft. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.04:
Zeichnung eines Bergmanns mit Säge, Hacke und Schwert. Die Schrift ist (obwohl in der gleichen Farbe) erheblich jünger und hat mit der Zeichnung nichts zu tun. Das Gesicht des Bergmanns wurde leider vor wenigen Jahren zerstört. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.05:
Zeichnung der Werkzeuge (Gezähe) der Bergleute, zwei Hacken und eine Säge. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Ebenfalls aus der Caestert-Grube stammen die beiden folgenden Darstellung einer Burg mit Reitern und Galgen sowie einer Jagdszene.


Bild 5.3.06:
Zeichnung einer Burg mit bewaffneten Reitern und Galgen. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.07:
Zeichnung einer Jagdszene mit Hund und Wildschwein. Wahrscheinlich 2. Hälfte 15. Jahrhundert. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.










Die folgende, leider undatierte Zeichnung von Iudocus Crossen (der sich noch an anderer Stelle in der Grube am St. Pietersberg, Maastricht, verewigt hat) stammt vermutlich aus der Zeit des 80-jährigen Kriegs in den Niederlanden (1568 bis 1648) und stellt wohl einen deutsch-sprachigen Söldner dar (erkennbar an der Sprechblase mit "WER DA") - möglicherweise ihn selber. Durch den in die Tiefe fortgeschrittenen Abbau im Lauf der Jahrhunderte befindet sich die Zeichnung heute in mehreren Metern Höhe.

Bild 5.3.08:
Zeichnung von Iudocus Crossen. Nördliches Gangsystem, St. Pietersberg, Maastricht, Niederland. Foto: Thomas Witzke.










Eine Reihe von Zeichnungen spanischer Soldaten aus der Zeit der spanischen Besetzung der Niederlande um 1600 finden sich in der Grube Ternaaien Beneden bei Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Typisch sind die Bekleidung und die Helme (warum einige Hüte tragen, ist derzeit nicht bekannt). Sehr schön ist die detaillierte Darstellung der Flinten.

Bild 5.3.09:
Zeichnung spanischer Soldaten, um 1600. Grube Ternaaien Beneden, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke, 2005.









Bild 5.3.10:
Zeichnung spanischer Soldaten, um 1600. Grube Ternaaien Beneden, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke, 2005.









Bild 5.3.11:
Zeichnung spanischer Soldaten, um 1600. Grube Ternaaien Beneden, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke, 2005.









Bild 5.3.12:
Zeichnung eines spanischen Soldaten, um 1600. Grube Ternaaien Beneden, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke, 2005.










Einige Bilder mit Soldaten aus napoleonischer Zeit finden sich in der schon genannten Caestert-Grube bei Petit Lanaye.

Bild 5.3.13:
Zeichnung eines Soldaten aus napoleonischer Zeit, Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.14:
Zeichnung eines Soldaten aus napoleonischer Zeit, Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.15:
Zeichnung mit Soldaten auf einem Karussel, aus napoleonischer Zeit, Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien. Foto: Thomas Witzke.










Man beachte auf den nächsten zwei Bildern die Froschlampen. Eine Zeichnung von einem Herrn Teinisser mit seinen zwei Hunden Pada und Turde von 1726 und eine Zeichnung von 1834.

Bild 5.3.16:
Zeichnung von Herrn Teinisser mit seinen zwei Hunden Pada und Turde, von 1726. Caestert-Grube, Petit Lanaye, Belgien (unmittelbar südlich von Maastricht). Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.17:
Zeichnung von 1834. Gangsystem Zonneberg, St. Pietersberg, Maastricht, Niederland. Foto: Thomas Witzke.










An einem Stoß mit einer glatten, großen Schieferfläche haben in der Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, die Bergleute zahlreiche Gravuren und Inschriften hinterlassen. Zu sehen sind mehr oder weniger stilisiert dargestellte Bergleute, aber auch eine Frau und ein Schwein. Die Zeichnungen sind um 1900 entstanden.


Bild 5.3.18:
Zeichnungen (Gravuren) von Bergleuten. Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.19:
Zeichnung (Gravur) eines Bergmanns. Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.









Bild 5.3.20:
Zeichnung (Gravur) eines Schweins, erkennbar an dem Ringelschwanz. Grube Wohlfahrt, Rescheid, Eifel, Nordrhein-Westfalen. Foto: Thomas Witzke.











© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren


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