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Zeichen, Tafeln, Inschriften und Zeichnungen im Bergbau

von Dr. Thomas Witzke


4. Tafeln zu bestimmten Ereignissen

4.3. Unfalltafeln

Die folgende Tafel aus dem Freiberger Revier (Grube St. Donat, 4. Donater Schacht) soll nur vorläufig hier eingeordnet werden, da ihre Bedeutung nicht geklärt ist. Gegenwärtig gibt es mehrere Deutungen. Eine Erklärung geht von einer Unfalltafel aus. Demnach wäre hier im Jahre 1576 ein Hans Benel (das N im Vor- und Nachnamen ist auf der Tafel nur durch einen Strich angegeben) verunglückt. Dafür würde das Kreuz sprechen, dagegen aber die Tatsache, dass Unfalltafeln im Freiberger Revier unüblich waren. Die zweite Deutung geht von einem reichen Erzanbruch an dieser Stelle aus. Die Grube hat im Zeitraum 1524 - 1591 lediglich von 1575 - 1577 Ausbeute geliefert, danach verschwand sie wieder in der Bedeutungslosigkeit. Das höchste Silberausbringen mit 145 kg wurde 1576 erzielt. Schwierig ist nach dieser Deutung allerdings das Kreuz zu erklären, denkbar ist, dass es ein Symbol für die Dankbarkeit für den Erzanbruch wäre. Weiterhin hat es im Freiberger Revier erheblich größere Erzanbrüche gegeben, die nicht durch Tafeln gewürdigt sind. Eine dritte Deutung wäre ein Durchschlag zu einem Entwässerungsstollen, durch den der Abbau in tieferen Grubenteilen möglich wurde und damit auch die stark gestiegenen Erzlieferungen erklärt werden können. Das Kreuz könnte dann wieder die Dankbarkeit symbolisieren, unklar wäre aber die Bedeutung des Namens.
Die Tafel ist auf mehreren Grubenrissen vermerkt. Angaben zur Person Hans Benel sind bisher nicht bekannt. Zechenregister von St. Donat aus dieser Zeit fehlen. Im Freiberger Bürgerbuch taucht Hans Benel nicht auf, was aber nur bedeutet, dass er kein Hausbesitzer war oder in einer Vorstadt gewohnt haben kann.
In Zusammenhang mit dieser Tafel steht eine vermutlich in der Mitte des 18. bis Anfang des 19. Jahrhunderts entstandene Sage, auf die von KUGLER (1998) näher eingegangen wird. Die Sage handelt von dem armen Bergknecht Hans, der Hilfe von einem Berggeist bekommt, dafür aber Schweigen bewahren muss. Beim reichlich genossenen Bier plaudert er das Geheimnis aus. Dafür wurde er vom Berggeist umgebracht. Die Haspelknechte konnten ihn nur noch tot im Kübel bergen. Armut-Beschenkung-Geheimnisverrat-gewaltsamer Tod ist ein typisches Sagenmotiv. Die konkrete Bedeutung der Tafel war offenbar schon im 18. Jahrhundert nicht mehr bekannt, was Anlass zur Entstehung der Sage gab.


Bild 4.3.01:
Tafel mit Kreuz und Inschrift Hans Benel, Grube St. Donat, Revier Himmelfahrt Fundgrube, Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Die folgende Tafel ist ebenfalls möglicherweise eine Unfalltafel. Sie befindet sich auf dem Samuel-Spat, Moritz Stollen in Zug, Erzgebirge.


Bild 4.3.02:
Fragliche Unfalltafel, Moritz-Stollen, Zug bei Freiberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Michael Pfefferkorn.









Als eine Art "inoffizielle" Unfalltafel kann wohl die berühmte Darstellung mit den Köpfen am St. Niclas Flachen in der Grube Weißer Hirsch, Schneeberg, Erzgebirge, betrachtet werden. Die Akte (1) gibt an, dass die Tafel "vor uralten Zeiten eingehauen sey". Der Überlieferung nach soll es durch Feuersetzen schlechte Wetter gegeben haben, in denen 5 Bergleute umkamen, darunter ein Geschworener, ein Bergmeister und der Sohn eines Bergbeamten.

Bild 4.3.03:
Unfalltafel, Grube Weißer Hirsch, Schneeberg, Erzgebirge, Sachsen. Foto: Matthias Hoffmann.









Literatur: J. KUGLER (1998): "Der Berggeist von St. Donat" - eine Freiberger Sage und ihre Entstehung.- Schriftenreihe: Akten und Berichte vom Sächsischen Bergbau, Heft 10. Jens Kugler Verlag, Kleinvoigtsberg.
(1) Akte OBA/F/71/10184Vol1





© Thomas Witzke und die jeweiligen Bildautoren


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