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Megalithgräber und Menhire in Rheinland-Pfalz




christianisierter Menhir "Fraubillenkreuz" ("Frabillenkreuz", "Sybillenkreuz"), Ferschweiler

Der Menhir steht nordwestlich von Ferschweiler im Wald an einer Kreuzung von Wanderwegen. Das Fraubillenkreuz ist ein heute etwa 3,30 Meter hoher, zu einer Kreuzform umgearbeiteter Menhir. Geschätzt wird, dass er früher über 4 Meter hoch gewesen ist. Der Menhir wurde vermutlich im Zuge der Christianisierung der Region im 9. Jahrhundert zu einem Kreuz umgemeisselt. Einer Legende nach soll es der irische Wandermönch St. Willibrord vom Kloster Echternach persönlich gewesen sein. Außerdem wurden auf beiden Flachseiten des Menhirs Nischen eingearbeitet, offenbar für Heiligenfiguren.

Der Menhir steht heute in zwei Richtungen geneigt, wenn man auf dem Weg davor steht, nach hinten und rechts. Die Kanten der Figurennischen verlaufen parallel zur Längsachse des Menhirs, er hat sich also erst nach Anfertigung der Nischen geneigt. Rund um die Nischen sind kleine Löcher zu sehen, die Nischen waren also einmal vergittert.
Auf der dem Weg abgewandten Seite fällt kurz über dem Boden eine ovale Vertiefung auf. Hier ist an ein Vulva-Symbol zu denken, wie es auch auf anderen Menhiren zu finden ist. Diese Seite wäre dann die alte, eigentliche "Vorderseite" des Kultsteins. Auffallend ist auch die noch erkennbare, ausgeprägt "weibliche" Form des unteren Teils des Menhirs. Die Seitenkanten im unteren Teil verlaufen nicht parallel, sondern bilden eine V-Form.
Direkt über der Vertiefung findet sich eine verwitterte Ritzzeichnung, die als kultische Darstellung des Lebensbaumes, der aus dem Schoß der Mutter Erde sprießt, gedeutet wurde (Siewers, 2002). Diese Deutung scheint mir unwahrscheinlich zu sein, vielmehr dürfte es sich um die Darstellung des Kreuzes auf dem Calvarienberg handeln. Die Längsachse der Ritzzeichnung verläuft auch nicht parallel zur Längsachse des Menhirs und den Kanten der Nische, sondern ist gegen diese geneigt und steht senkrecht zum Boden. Sie dürfte also erst angebracht worden sein nachdem sich der Menhir schon geneigt hatte, denn würde der Menhir senkrecht stehen, wäre die Ritzzeichnung geneigt. Sie dürfte dann relativ jung sein und nicht so alt wie die Nischen.
Weiterhin finden sich auf dem Menhir einige eingeritzte kleine Kreuze, zahlreiche Initialen und auf der dem Weg zugewandten Seite die Jahreszahl 1776.

Zu dem Namen des Menhirs gibt es mehrere Deutungen. Plausibel scheint mir die Ableitung von keltisch fra = die Herrin und keltisch bhilo = gut, freundlich (letzteres gehört zum indogermanischen Sprachstamm, vgl. billigen = gut heißen) (Siewers, 2002) zu sein. Weniger überzeugend ist die Ableitung von "Frau-Bild-Kreuz" als Anspielung auf die heiligen Frauenbilder in den Nischen oder der Bezug auf "Frau Sybille", eine römische Hellseherin und Wahrsagerin. Vielleicht ist der Name "Sybillenkreuz" nur eine Verballhornung oder Umdeutung von Fraubillenkreuz.

Koordinaten (GPS): 49.87427° N, 6.37104° E (WGS84).





Menhir "Fraubillenkreuz", Ferschweiler. Foto 24.03.2005.






Menhir "Fraubillenkreuz", Ferschweiler. Foto 24.03.2005.






Menhir "Fraubillenkreuz", Ferschweiler. Foto 24.03.2005.






Menhir "Fraubillenkreuz", Ferschweiler. Foto 24.03.2005.






Detail vom Menhir "Fraubillenkreuz", Ferschweiler. Foto 24.03.2005.






Die Jahreszahl auf dem Menhir "Fraubillenkreuz", Ferschweiler. Foto 24.03.2005.




Literatur:
Siewers, U. (2002): Spurensuche in der Eifel.- Verlag Lempertz Bonn


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© Thomas Witzke / Stollentroll