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Megalithgräber und Menhire in Niedersachsen




Großsteingrab "Lübbensteine, Grab B" bzw. "Helmstedt 1" bei Helmstedt

Sprockhoff: Nr. 815

Die Lübbensteine sind nördlich der B1 zwischen Königslutter und Helmstedt zu finden, kurz vor Helmstedt auf dem St. Annenberg. An der B1 steht ein Hinweisschild auf die Lübbensteine. Man folgt der kleinen, von der B1 abgehenden Straße und gelangt nach wenigen Metern auf einen Parkplatz. Unmittelbar nördlich davon befinden sich die zwei Grabanlagen.
Die beiden Megalithgräber liegen auf einem Hügel auf freiem Feld. Sie stehen noch an ihren originalen Standort, im Gegensatz zu anderen Anlagen in der Region (Groß Steinum). Von dem Südgrab (auch als Grab A bezeichnet) sind etwa die Hälfte der Steine erhalten, von dem Nordgrab (Grab B) sind 40 der ursprünglich 45 Steine vorhanden.

Die Großsteingräber wurden etwa 3500 v.d.Z. errichtet. Archäologische Funde gab es hier kaum. Ein Bericht über eine Grabung von 1733 erwähnt einige Scherben und etwas Asche, die gefunden wurden. Die Gräber wurden offenbar schon vor langer Zeit geplündert. Ihre Größe und die Bauweise mit einem Zugang zur Kammer legen jedoch nahe, dass sie, wie andere Großsteingräber auch, zumindest für die Nutzung über einen längeren Zeitraum für zahlreiche Bestattungen vorgesehen waren.

Die beiden Megalithgräber wurden aus lokalem Braunkohlenquarzit errichtet. Die Anlagen sind in Nord-Süd-Richtung orientiert. Die eigentlichen Grabkammern werden gebildet von Jochen aus jeweils zwei Trag- und einem Deckstein. Die Kammern beider Gräber bestehen heute aus fünf solcher Joche, wobei aber nicht ganz sicher ist, ob dies bei dem Südgrab der ursprüngliche Zustand gewesen ist. Von Osten führt ein von zwei senkrecht gestellten Steinen flankierter Gang, der nur noch bei dem Nordgrab erhalten ist, in die Grabkammer. Die Kammer weist eine Abmessung von 7 x 1,9 Metern auf.
Weiter außen verläuft eine rechteckige Steineinfassung aus senkrecht gestellten Steinen, ein Hünenbett. Die Rekonstruktion ergibt eine Abmessung von 14 x 5 Metern. Die Spalten zwischen den einzelnen Steinen der Kammer und denen der Einfassung waren mit trockenmauerartig gelegten kleinen Steinen geschlossen. Der Bereich zwischen Kammer und Einfassung war mit Erdreich gefüllt, so dass von außen nur die Decksteine der Kammer und die Einfassung zu sehen waren. Das Grab ähnelte in seinem ursprünglichen Aussehen damit einem der für die Jungsteinzeit typischen Großhäuser aus Holz.
Die Steine, speziell die für die Einfassung verwendeten, zeigen zum Teil bemerkenswerte Oberflächenstrukturen. Gelegentlich wird die Vermutung geäußert, dass sie nicht natürlichen Ursprungs sind, sondern dass es sich um Ornamentierungen mit kultischer Bedeutung handelt. Diese Oberflächenstrukturen sind jedoch recht typisch für Braunkohlenquarzite und keineswegs künstlichen Ursprungs. Es ist eher zu vermuten, dass bestimmte Steine auf Grund ihrer Oberflächenstruktur für die Umfassung ausgewählt wurden.

Die erste Erwähnung datiert von 1488 (vielleicht schon 1439 ?). Berichte und Zeichnungen von den Lübbensteinen sind seit dem 17. Jahrhundert überliefert. Eine Zeichnung aus dem 18. Jahrhundert zeigt ein Grab mit noch fünf aufliegenden Decksteinen und zahlreichen stehenden und einigen umgestürzten Steinen der Unfassung. Im 19. Jahrhundert war der Zustand deutlich schlechter. 1935/36 wurden beide Gräber von den Archäologen Hofmeister und Thaerigen untersucht. Vom Nordgrab waren zwar von den ursprünglich 45 noch 40 (?) der Steine vorhanden (die Informationstafel erwähnt 40 Steine, zu sehen sind jedoch, auch auf einer Zeichnung, 41 Steine), darunter auch alle Decksteine der Kammer. Jedoch waren die Decksteine in die Kammer gestürzt, zwei der Steine waren zerbrochen. 1936 wurden beide Anlagen rekonstruiert. Die Decksteine des Nordgrabes wurden wieder auf die Kammer gesetzt, die zerbrochenen Steine wurden mit Hilfe von Stahlträgern zusammengefügt. Umgefallene Steine der Umfassung wurden wieder aufgerichtet. 2003 erfolgte eine erneute Restaurierung der Anlagen, da akute Einsturzgefahr bestand.
(Teile des Textes nach Angaben auf der neben den Lübbensteinen aufgestellten Informationstafel der Bezirksarchäologie Braunschweig)

Im Denkmalatlas Niedersachsen wird das Objekt als Bodendenkmal, Großsteingrab, ID 28966723, Fundstelle Helmstedt 1, geführt.

Koordinaten: 52.23085° N, 10.98686° E (WGS84).




Lübbensteine bei Helmstedt, Grab B (Nordgrab). Blick von Süden. Foto 23.12.2003.






Lübbensteine bei Helmstedt, Grab B (Nordgrab). Blick von Norden. Foto 23.12.2003.






Lübbensteine bei Helmstedt, Grab B (Nordgrab). Blick von Osten auf den Eingang zur Grabkammer. Foto 23.12.2003.






Lübbensteine bei Helmstedt, Grab B (Nordgrab). Blick von Osten auf den Eingang zur Grabkammer. Foto 23.12.2003.






Lübbensteine bei Helmstedt, Grab B (Nordgrab). Die Kammer. Foto 23.12.2003.






Lübbensteine bei Helmstedt, Grab B (Nordgrab). Ein Stein der Umfassung. Foto 23.12.2003.






Rekonstruktion von Nord- und Südgrab, Foto von der Informationstafel.






Rekonstruktion vom Nordgrab, Foto von der Informationstafel.





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© Thomas Witzke