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Neolithischer Bergbau in den Niederlanden




Der neolithische Feuerstein-Bergbau in Valkenburg bei Maastricht

Am südwestlichen Rand von Valkenburg (zwischen Maastricht und Aachen), direkt unterhalb der Kante von einem Plateau, liegen an der Plenkertstraat einige Reste neolithischer Feuerstein-Gruben.
Durch den wachsenden Bedarf an Feuerstein zur Herstellung von Beilen, Hacken, Klingen und anderen Werkzeugen im Neolithikum ließ sich qualitativ geeignetes Material nicht mehr in ausreichender Menge durch oberflächliches Aufsammeln gewinnen. Deshalb wurden Schächte abgeteuft um Schichten mit Feuersteinknollen zu erreichen, z.B. bei Rijkholt und Valkenburg. Für das Abteufen und den Abbau wurden Hacken aus Feuerstein und Hirschgeweih verwendet. Spuren der Werkzeuge sind noch sehr schön in den Resten der Schächte bei Valkenburg zu sehen.
Durch Kalksteinabbau und Straßenbau im 19. Jahrhundert ist ein Großteil der Anlagen zerstört worden. Direkt gegenüber einer kleinen Brauerei sind die Reste von sieben Gruben erhalten geblieben. Eine C14-Datierung (nach Felder, 1998) von Funden aus Grube 1 ergab ein Alter von 4610 ± 80 Jahren B.P. (B.P. = before present, der Bezugspunkt ist in der Archäologie per Definition auf 1950 festgelegt worden) und aus Grube 2 von 4670 ± 80 Jahren B.P., d.h. 2660 bzw. 2720 vor der Zeitrechnung. Eine Informationstafel an den Gruben spricht dagegen von einem Alter von etwa 3300 v.d.Z. Die Gruben liegen in einem kreidezeitlichen, feinkörnigen Kalkstein.
Die prähistorischen Anlagen sind unter Schutz gestellt und mit Tafeln versehen.


Stollen 1.
Der Schacht ist nicht mehr erhalten. Zu sehen ist ein sich glockenförmig erweiternder, 2 - 3 m breiter Stollenrest mit kleinen Abbauen. In Stoß ist auch noch eine größere Feuersteinknolle zu erkennen. Es besteht auch ein Durchgang zu einer Nachbargrube, der jedoch mit Versatz gefüllt ist.




Stollen 1, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.




Stollen 2.
Auch hier ist der Schacht durch dem Kalksteinabbau im 19. Jahrhundert nicht mehr erhalten. Der Stollen ist noch 4 Meter lang.




Stollen 2, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.




Stollen 3.
Das kleine Plateau vor dem Stollen markiert den ursprünglichen Boden der Grube. Direkt über dem Plateau stand der nicht mehr erhaltene Schacht. Von dem zentral gelegenen Schacht gingen vier Stollen aus. Ein Stollen mit kleinen Abbauen ist noch erhalten, den Verlauf eines zweiten Stollens kann man anhand der Abbauspuren links des sichtbaren Stollens noch erahnen.
Die kleine Mauer vor dem Stollen stammt aus dem 19. oder 20. Jahrhundert.




Stollen 3, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.




Schacht 4.
Der Schacht ist zum Teil durch den neuzeitlichen Kalksteinabbau angeschnitten und im oberen Teil nur zu etwa einem Drittel erhalten. Er weist einen runden Querschnitt bei einem Durchmesser von 2,70 Metern auf. Im unteren Teil des Hangs bis unterhalb des Straßenniveaus sind der Schacht und die von ihm abgehenden Stollen noch vorhanden, aber zur Zeit nicht freigelegt.
Die Schachtwand ist sorgfältig geglättet, vermutlich um das Herausbrechen und Nachfallen von Gestein zu verhindern. Sehr schön erhalten sind die Werkzeugspuren. Deutlich zu sehen ist die Verwendung unterschiedlicher Werkzeuge, ein breitschneidiges und ein spitzes. Bei ersterem handelt es sich um Hacken mit Feuersteinklingen, bei letzterem wahrscheinlich um Hacken aus Hirschgeweih. Die Anordnung der Spuren untereinander und parallel weist darauf hin, dass sie nicht vom eigentlichen Abteufen, sondern von den Arbeiten zum Glätten der Schachtwand stammen.




Schacht 4, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.






Schacht 4, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.






Gut erhaltene Werkzeugspuren in Schacht 4, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.




Schacht 7.
Der Schacht ist ebenfalls angeschnitten und im oberen Teil nur zu etwa einem Viertel erhalten. Er weist einen sehr großen Durchmesser auf. Durch eine Probebohrung ist seine Tiefe auf mindestens 8,50 Meter ab ehemalige Landoberfläche bestimmt worden. Er setzt sich also unter das heutige Straßenniveau noch beträchtlich fort. Da keine Ausgrabung vorgenommen wurde, ist auch über abgehende Stollen nichts bekannt. Recht gut erhalten und nur wenig durch rezente Initialen gestört sind auch hier die Werkzeugspuren von breitschneidigen und spitzen Geräten.
Unmittelbar links an den Schacht schließt sich eine weitere, kleine Fläche mit Werkzeugspuren an. Vermutlich handelt es sich dabei ebenfalls um Reste von einem Schacht, der sich mit dem Schacht 7 überschnitten haben müsste. Auf den Informationstafeln an den Gruben ist dazu nichts zu finden. Möglicherweise handelt es sich dabei um Schacht 6.




Schacht 7, Valkenburg bei Maastricht. Zwischen der ersten und zweiten senkrechten Strebe des Geländers stand vermutlich ein weiterer Schacht. Foto 10.03.2005.






Gut erhaltene Werkzeugspuren in Schacht 7, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.






Gut erhaltene Werkzeugspuren in Schacht 7, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.






Gut erhaltene Werkzeugspuren (und einige rezente Initialen) in Schacht 7, Valkenburg bei Maastricht. Foto 10.03.2005.






Gut erhaltene Werkzeugspuren (und einige rezente Initialen) in Schacht 7, Valkenburg bei Maastricht. Am linken Rand ist zu erkennen, dass hier vermutlich ein weiterer Schacht stand (Schacht 6 ?). Foto 10.03.2005.




Literatur
Felder, W.M. (1998): Oversicht van de prehistorische vuursteen-exploitaties binnen het krijtgebied tussen Aken-Heerlen-Luik-Maastricht en Tongeren.- De Prehistoische Vuursteenmijnen van Ryckolt – St. Geertruid, Nederlandse Geologische Vereniging afd. Limburg, p. 169-192



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© Thomas Witzke / Stollentroll