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Megalithgräber und Menhire in Hessen
rekonstruiertes Großsteingrab "Calden 2", Calden bei Kassel Sprockhoff: Nr. -. Das Großsteingrab Calden 2 liegt am Hegerweg, südlich vom Flugplatz Kassel-Calden, dicht an einem heute verfüllten Kalksteinbruch. Nur etwa 100 Meter nördlich liegt das jungneolithische Erdwerk Calden. Das Grab wurde bereits 1969 beim Verlegen einer Wasserleitung angeschnitten, aber nicht weiter untersucht. Erst 1990 – 1992 wurde die Anlage im Zusammenhang mit den Untersuchungen am Erdwerk ausgegraben. Die Anlage ist durch Eingriffe seit der Bronzezeit bis ins Mittelalter und die Arbeiten 1969 stark gestört. Da jedoch die Fundamentgräben für die Wandsteine in den dicht unter der Oberfläche anstehenden Muschelkalk eingetieft wurden, ließ sich das Grab gut rekonstruieren. Es ist in Nordost-Südwest-Richtung orientiert. Die Außenlänge konnte mit 11,9 Metern und die Breite mit maximal 3,8 Metern bestimmt werden. Ursprünglich waren 18 Wandsteine vorhanden, je 8 an den beiden Längsseiten und je einem an den Schmalseiten. Drei (oder vier ?) der Wandsteine der Längsseiten waren noch erhalten. Analog zu Calden 1 wird auch hier ein „Seelenloch“-Stein als Eingang vermutet, erhalten ist davon jedoch nichts. Nach den Befunden im noch relativ gut erhaltenen hinteren Drittel der Anlage erfolgte die Bestattung analog zu Calden 1, d.h. ausgestreckt in Rückenlage, parallel zur Längsachse der Anlage und mit dem Kopf zur Öffnung. Kinder wurden eventuell senkrecht dazu niedergelegt. Vereinzelt tritt auch Leichenbrand auf. Gefunden wurden Reste von mindestens 78 Individuen, hochgerechnet auf die gesamte Anlage könnten es etwa 200 gewesen sein. Wie bei Calden 1 konzentrieren sich die Keramikfunde auf den Eingangsbereich, d.h. sie wurden nicht als Beigraben ins Grab gegeben. Gefunden wurden u.a. eine Trommel mit Lochbuckelverzierung, eine tiefstichverzierte Schale sowie Fragmente von einer Flasche und Töpfen. Die Keramikfunde erlauben eine Parallelisierung mit dem Erdwerk. Weiterhin fand sich das Fragment eines Rechteckbeiles aus Wiedaer Schiefer. In der Kammer konnten durchbohrte Tierzähne, Flintklingen, dreieckige und querschneidige Pfeilspitzen, eine ringförmige Bernsteinperle sowie eine durchbohrte Knochenscheibe gefunden. Eine C14-Datierung an Knochen ergab mit etwa 3100 v.d.Z. ein deutlich jüngeres Alter als Calden 1. Es ist davon auszugehen, dass die beiden Gräber nacheinander genutzt wurden. Die Zerstörung der Anlage begann spätestens in der mittleren Bronzezeit. Hier wurde ein Wandstein entfernt, in der Grube ein Feuer entfacht und nach dem Erkalten ein 6 Monate altes Schaf niedergelegt und mit Steinen abgedeckt. Möglicherweise steht damit auch die Versenkung eines benachbarten Wandsteines in Zusammenhang. Weitere Aktivitäten sind bis in die Eisenzeit belegt. Der südöstliche Schlussstein wurde im Hochmittelalter entfernt. Die Anlage wurde an Ort und Stelle rekonstruiert unter Ergänzung der fehlenden Wandsteine. Auf die Decksteine wurde verzichtet. Leider findet sich weder ein Hinweisschild zu dem Grab noch eine Tafel mit Erklärungen. Literatur: Raetzel-Fabian, D.: Das Galeriegrab Calden II, www.jungsteinsite.de Koordinaten (GPS gemessen): 51.39771° N, 9.38238° E (WGS84). Rekonstruiertes Großsteingrab Calden 2. Foto 23.04.2006. Rekonstruiertes Großsteingrab Calden 2. Foto 23.04.2006. Rekonstruiertes Großsteingrab Calden 2. Foto 23.04.2006. Rekonstruiertes Großsteingrab Calden 2. Der obere und untere Wandstein rechts am Bildrand sind original, die anderen sind ergänzt. Foto 23.04.2006. |
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© Thomas Witzke / Stollentroll |