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Eskebornit


Formel: CuFeSe2, tetragonal

Typlokalität: Eskeborner Stollen (vermutlich aber eher Einestolln-Revier), Tilkerode, Harz, Sachsen-Anhalt

Erstbeschreibung:
RAMDOHR, P. (1949): Neue Erzmineralien.- Fortschritte der Mineralogie 28, 69-70
RAMDOHR, P. (1950): Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen.- Berlin, Akademie-Verlag, 431 p. (p. 418-419)



           Die erste Beschreibung mit sehr spärlichen Daten

In einer kurzen Notitz erwähnt Paul RAMDOHR (1949) ein neues Mineral von Tilkerode im Harz, das er zunächst für FeSe hielt, welches aber noch Cu enthält. Die optischen Eigenschaften entsprechen einem hexagonalen oder pseudohexagonalen Mineral, die Röntgendaten jedoch einem kubischen und weisen auf Sulvanit hin.
Ausföhrlichere Angaben, vor allem zu den optischen Daten und den Gefügeeigenschaften, finden sich bei RAMDOHR 1950. Das Material wurde 1824 gefördert, stammt aus dem Hauptschacht, Eskeborner Stollen, Tilkerode, und enthält Clausthalit, Naumannit, Tiemannit, Umangit, Klockmannit, Berzelianit und Chalcopyrit in einer hauptsächlich aus Dolomit bestehenden Gangmasse. Die Formel ist nach wie vor fraglich: "Cu geht offensichtlich irgendwie ins Gitter, doch ist seine Proportion zum Fe noch nicht klargestellt". Die Paragenese ist bei Temperaturen unter 133°C entstanden, da dem Naumannit eine Umwandlungslamellierung fehlt. Benannt wurde das Mineral nach dem Eskeborner Stollen, Tilkerode.


           Weitere Untersuchungen am Eskebornit

Paul RAMDOHR hatte 1948 etwas Material von Eskebornit aus Tilkerode an Prof. M.A. PEACOCK (University of Toronto) geschickt. Die Proben wurden von J.W. EARLEY (1950) untersucht, der zufällig feststellte, dass die Röntgendaten des Minerals sehr ähnlich denen von bestimmten synthetischen Cu-Fe-Se-Produkten waren, die für ganz andere Zwecke hergestellt wurden. Durch die Studien an den Syntheseprodukten kam er zu dem Ergebnis, dass dem Eskebornit die Formel CuFeSe2 zukommt.
RAMDOHR nahm dagegen in der zweiten Auflage seines Werkes "Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen" an, dass Eskebornit eine Zusammensetzung Fe3CuSe4 aufweist.

Gerhard TISCHENDORF (1960) untersuchte die Selenide von Tilkerode, darunter auch den Eskebornit. Er gibt an, dass RAMDOHRs Probe ziemlich sicher nicht vom Eskaborner Berg (wo sich der eigentliche Eskeborner Stolln befindet) stammt, sondern vom benachbarten Einestollnrevier. Ein Hauptschacht ist nur vom Einestollnrevier bekannt, aber nicht vom Eskeborner Stolln. Die ersten Selenidfunde vom Eskaborner Berg sind nach Aktenunterlagen erst 1825 erfolgt, im Einestollnrevier wurden Selenide aber früher, vor allem 1821 - 1824, zum Teil aber auch schon vor 1795 gefunden. Die Bezeichnung Eskeborner Stollen auf RAMDOHRs Probe könnte für den gesamten Tilkeröder Grubenbezirk gemeint sein. Da die Reviere sehr klein sind und dicht beieinander liegen, kann es zu dieser Übertragung gekommen sein. TISCHENDORF konnte Eskebornit auch nur in alten Proben vom Einestollen-Revier beobachten, aber nicht in den zahlreich angefertigten Erzanschliffen vom Eskaborner Berg. Das Mineral wurde in 300 - 500 µm großen Aggregaten, vor allem eng mit Chalcopyrit verwachsen, in zwei optisch etwas unterschiedlichen Varietäten beobachtet. Im Anschliff ist Eskebornit cremebraun bis cremegelbbraun und zeigt eine deutliche Anisotropie. Zum Teil ist eine gute Spaltbarkeit erkennbar.
TISCHENDORF (1960) findet Zusammensetzungen für synthetische Eskebornit-Proben von etwa Cu0.43Fe0.61Se bis Cu0.55Fe0.55Se. TISCHENDORF fertigte auch Röntgenaufnahmen von Materials aus Tilkerode an. Die Röntgenpulverdaten ließen sich mit einer kubischen Zelle mit a = 5,53 Å indizieren. Hinweise auf eine niedrigere Symmetrie ließen sich trotz der beobachtbaren optischen Anisotropie nicht finden.


           Zur Kristallstruktur von Eskebornit

D.C. HARRIS & E.A. BURKE (1971) fanden für Eskebornit von zwei Fundstellen in der Lake Athabasca Area, Northern Saskatchewan, Canada, nach Mikrosonden-Analysen eine Zusammensetzung CuFeSe2. Die Röntgendaten stimmten mit den Werten von TISCHENDORF (1960) für Eskebornit von Tilkerode überein. Die Röntgenpulverdaten des canadischen Materials ließen sich mit einer kubischen Zelle a = 5,52 Å indizieren. Auf Grund der Anisotropie vermuten HARRIS & BURKE eine tetragonale Symmetrie mit a = 5,52 und c = 2a = 11,04 Å. Die Struktur von Eskebornit könnte mit der von Chalcopyrit verwandt sein.

Zdenek JOHAN (1988) bestätigt die Zusammensetzung CuFeSe2 und die tetragonale, pseudokubische Symmetrie mit c etwa 2a. Die Stuktur entspricht jedoch nicht dem Chalcopyrit-Typ, sondern eher dem Sulvanit-Typ, was bereits RAMDOHR (1949) vermutete.

Eine Strukturanalyse wurde von DELGADO et al. (1992) durchgeführt. Sie fanden die für das Material die tetragonale Raumgruppe P42c und die Gitterparameter a = 5,530 und c = 11,049 Å mit Z = 4. Die Struktur lässt sich als kubisch dichteste Kugelpackung aus Anionen beschreiben, in der die Kationen einen Teil der tetraedrisch koordinierten Plätze besetzen. Die Struktur ist mit der von Sulvanit verwandt.



Literatur:
DELGADO, J.M.; DIAZ DE DELGADO, G.; QUINTERO, M. & WOOLLEY, J.C. (1992): The crystal structure of copper iron selenide, CuFeSe2.- Materials Research Bulletin 27, 367-373

EARLEY, J.W. (1950): Description and synthesis of the selenide minerals.- Ph.D. Thesis, University of Toronto (nach HARRIS & BURKE, 1971)

HARRIS, D.C. & BURKE, E.A.J. (1971): Eskebornite, two canadian occurrences.- Canadian Mineralogist 10, 787-796

JOHAN, Z. (1988): Crystal symmetry of eskebornite, CuFeSe2.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Monatshefte, 337-343

RAMDOHR, P. (1949): Neue Erzmineralien.- Fortschritte der Mineralogie 28, 69-70

RAMDOHR, P. (1950): Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen.- Berlin, Akademie-Verlag, 431 p. (p. 418-419)

RAMDOHR, P. (1955): Die Erzmineralien und ihre Verwachsungen. 2. Auflage.- Berlin, Akademie-Verlag, 875 p.

TISCHENDORF, G. (1960): Über Eskebornit von Tilkerode im Harz.- Neues Jahrbuch für Mineralogie, Abhandlungen 94, 1169-1182




© Thomas Witzke / Stollentroll

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