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Megalithgräber und Menhire in Mecklenburg-Vorpommern




Steinkreise "Steintanz Boitin", Boitin bei Tarnow

Von Tarnow aus fährt man in Richtung Schießplatz Boitin und dann weiter bis zum Waldrand. Hier gibt es Parkmöglichkeiten. Man folgt dem in westliche Richtung in den Wald führenden Weg, bis man unmittelbar nördlich des Weges drei Steinkreise und etwas schwieriger zu finden, südlich noch einen Kreis zu liegen hat. An den Steinkreisen steht eine Informationstafel.

Die nördliche Gruppe besteht aus zwei großen Kriesen und einem kleinere. Die beiden großen weisen je 9 Steine und einen Durchmesser von 13,5 - 14 Metern auf. Nummeriert man die Kreise von Nord nach Süd, handelt es sich um Kreis 2 und 3. Der nördlichste und kleinste Kreis 1 weist gegenwärtig 7 Steine auf, ursprünglich können es eventuell 8 gewesen sein, wie eine größere Lücke andeutet. Sein Durchmesser beträgt etwa 7,5 Meter.
Die Mittelpunkte der Kreise 1 bis 3 bilden ein gleichschenkliges Dreieck. Die Verbindung der Mittelpunkte von Kreis 1 und 2 geht - heute zumindest - in Nord-Süd-Richtung. Folgt man der Verbindung der Mittelpunkte von Kreis 1 und 3, stößt man nach etwa 150 Metern, unmittelbar hinter einem tiefen Graben, auf Kreis 4. Dieser kleine Kreis ist recht schlecht erhalten, fast keiner der Steine steht aufrecht.
Die Kreise 1 bis 3 wurden 1890 durch den Revierförster Emil Jürgensen rekonstruiert. Er richtete am Boden liegende Steine wieder auf. Ob die heutigen Positionen tatsächlich die originalen Standorte wiedergeben, bleibt offen. Auffallend ist ein Stein im Kreis 2 ("Brautlade"), der zahlreiche keilförmige Vertiefungen aufweist. Gelegentlich wird dieser Stein als Kalenderstein gedeutet, in Wirklichkeit handelt es sich nur um neuzeitliche Keillöcher. Der Stein sollte längs gespalten werden, wozu es aber nicht mehr kam. Ein kleiner, nur noch fragmentarischer Stein von Kreis 1 zeigt ebensolche Löcher, er ist jedoch schon gespalten worden. Im Kreis 3 ist ein gespaltener Stein zu sehen, über den man den allerdings nicht sichtbaren Kreis 4 anvisieren könnte, und der deshalb öfter als Visurstein bezeichnet wird. Auch hier wird es sich wohl um einen neuzeitlich gespaltenen Stein handeln.

Zur Funktion der Anlage gibt es erheblich differierende Ansichten. Nach einer Ausgrabung durch R. Beltz 1929, bei der Urnen gefunden wurden, werden die Steinkreise als eisenzeitliche Begräbnisstätten um 600 - 400 v.d.Z. gedeutet. Nach anderen Ansichten handelt es sich um eine ältere Anlage, die kultischen Zwecken diente und als Begräbnisplatz nachgenutzt wurde.

Zu dem Steintanz gibt es eine Sage, die hier nach der Informationstafel wiedergegeben wird: "Das Dorf Dreetz lag früher in der unmittelbaren Nähe des Steintanzes. Einst wurde in Dreetz eine prächtige Bauernhochzeit gefeiert. Es ging hoch her und alle waren lustig und vergnügt. In ihrem Übermut kamen einige Bauern auf den Gedanken, mit Würsten, Brot und Kuchen Kegeln zu spielen. Bevor sie damit begannen, ermahnte sie ein Geist der in Gestalt eines alten Mannes bei dem Fest erschien. Er forderte sie auf, diesen Frevel zu beenden. Die Bauern hörten aber nicht auf ihn und verspotteten in ihrem Übermut den alten Mann. Zur Strafe wurden darauf alle Festteilnehmer in Steine verwandelt (Großer Steintanz). In der Nähe des festplatzes hütete ein Schäfer mit seinem Hund eine Herde Schafe. Er hatte dem Festgeschehen zugeschaut, sich aber nicht an dem Kegelspiel beteiligt. Er war dann von dem alten Mann aufgefordert worden, sofort mit seinen Schafen zu fliehen und sich dabei nicht umzusehen. Der Schäfer befolgte den rat des Geistes. Als er dann schon ein Stück vom Festplatz fort war, ließ ihn die Neugierde nicht ruhen. Um das Verbot zu umgehen (sich nicht umzusehen) bückte er sich und und sah zwischen seinen Beinen durch. Im gleichen Augenblick wurden er, sein Hund und die Herde auch zu Stein (Kleiner Steintanz). Am Johannestag (24. Juni) soll aus der Brautlade (12. Loch des größten Steins) ein roter Faden heraushängen. Wer Mut hat, ihn um Mitternacht herauszuziehen, kann all die erlösen und den Schatz der in der Brautlade liegt, behalten."

Koordinaten, Kreise 1 - 3 (GPS gemessen): 53.77178° N, 11.95476° E (WGS84).

Koordinaten, Kreis 4 (GPS gemessen): 53.77098° N, 11.95632° E (WGS84).




Steintanz Boitin, Kreis 1. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 1. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 1. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 2. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 2. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 2. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 3. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 3. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 4. Foto 11.12.2005.






Steintanz Boitin, Kreis 4. Foto 11.12.2005.





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© Thomas Witzke / Stollentroll